Von Kolja Mensing

Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit einer neuen Biografie des Dichters Stefan George, mit den Wagner-Festspielen in Bayreuth und mit dem neuen ARD-Koordinator für Unterhaltung.
Gentechnik, Flakhelfergeneration und die Zukunft der überalterten Gesellschaft: Die FAZ ist immer wieder ganz vorne dabei, wenn es darum geht, mit großflächiger Berichterstattung ein Thema auch wirklich zu einem Thema zu machen.

Jetzt ist ausgerechnet Stefan George an der Reihe. Anlass ist Thomas Karlaufs neue Biographie des umstrittenen Dichters, die in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG vorabgedruckt wird. „Die erste Biographie, die diesen Namen verdient",“ erklärt Herausgeber Frank Schirrmacher – und braucht die gesamte erste Seite des Feuilletons, um das Projekt angemessen zu würdigen.

Im Kern geht es darum, dass Karlauf mit neuen und unerfreulichen Erkenntnissen über Georges Homosexualität aufwartet – und dabei auf die Vorliebe des 1933 verstorbenen Dichters für sehr junge Männer und Kinder eingeht: Der Gedichtband „Stern des Bundes“, so Karlauf, sei nichts anderes als der „ungeheuerliche Versuch, die Pädasterie mit pädagogischem Eifer zur höchsten geistigen Daseinsform zu erklären“.

Für Frank Schirrmacher ist das „der radikalste Satz dieses an Radikalität nicht armen Buches“.

Mal sehen, ob jetzt eine George-Debatte losbricht.

Erst einmal wird weiter über die Wagner-Festspiele in Bayreuth diskutiert.

Im vergangenen Jahr wurde Tankred Dorsts Inszenierung des „Rings der Nibelungen“ von der Kritik regelrecht niedergemacht. Für die diesjährige Aufführung wurde nachgeprobt. Geholfen hat es nicht.

Dorsts „offenbar unveränderte Personenstaffage ist eine Qual“, stöhnt Christiane Peitz im TAGESSPIEGEL und warnt davor, dass Inszenierungen wie diese die Zukunft Bayreuths aufs Spiel setzten. Genauso scharf urteilt Wolfgang Schreiber in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: Dorsts „Ring“ bestehe weiterhin „aus sinnleeren, stadttheaterroutinierten Bildern“. Und auch die WELT hält die Inszenierung für „unverbesserbar“.

Dass die Zuschauer in Bayreuth das alles gleichmütig hinnehmen, erklärt Kai Luehrs-Kaiser in der WELT darüber hinaus mit der Praxis der Kartenvergabe. Wolfgang Wagner verteile im kleinen Kreis bekanntlich großzügig Freikarten und heize so die Nachfrage nach den regulären Tickets künstlich an: „Die Gemeinde der Nibelungen-Treuen und Wagner-Vereine wurde so immer fester zusammengeschweißt und ist damit fast nicht mehr zu erschüttern“, meint Luehrs-Kaiser.

Mit der Arbeit des Dirigenten Christian Thielemann sind im übrigen alle Kritiker einverstanden – und Eleonore Büning nimmt sich in der FAZ dann auch die Freiheit, nur über den musikalischen Teil des Abends zu schreiben und Tankred Dorsts „Nullregie“ einfach zu ignorieren.

Ansonsten lohnt sich ein Blick auf die Medienseiten. Hier ist das Fernsehen Thema.

Michael Jürgs porträtiert in der SÜDDEUTSCHEN Thomas Schreiber, den neuen ARD-Koordinator für Unterhaltung – und nutzt den Anlass für eine grundlegende Kritik. „"Die TV-Unterhaltung – egal ob die von ARD und ZDF oder die der Privaten – hat drei Probleme: kaum Ideen, kaum Mut, kaum Stars",“ schreibt Jürgs und ärgert sich darüber, dass so gut wie sämtliche Shows im deutschen Fernsehen auf Vorbildern aus dem Ausland beruhen: „"Meist wird nachempfunden statt erfunden.“

Zu den Niederungen der Fernsehkultur gehören unter anderem Verkaufssendungen wie die „Astroshow“ auf PRO7. Norbert Schneider, der Direktor der nordrhein-westfälischen Landesanstalt für Medien, hat genug davon. In einem Gastbeitrag fordert er in der FAZ die Einrichtung einer „Stiftung Medientest“, die die Qualität von Fernsehprogrammen überprüfen solle.

Schneider argumentiert dabei streng marktwirtschaftlich. Fernsehen sei schließlich nicht nur Kulturgut, sondern auch Ware: „Die Frage, ob die Produkte (der Fernsehersender) bestimmte Zutaten ausweisen, die sie so wertvoll machen, dass man dafür extra bezahlt",“ schreibt er, „"ist eine der heute entscheidenden Fragen, wenn man sich mit der Entwicklung von Pay-TV befasst.“

Aber im Grunde genommen könnte man sicherlich auch einfach abschalten.