Von Kolja Mensing
Die Feuilletons beschäftigen sich mit der Diskussion um den Deutschen Filmpreis, der am Freitag zum dritten Mal verliehen wird. Die „Zeit“ hat dazu kritische Stimmen von namhaften Regisseuren gesammelt. In der „Welt“ kommt der umstrittene Chef des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismus-Forschung, Gerhard Besier, zu Wort, dessen Vertrag nicht verlängert werden soll.
Wieder einmal ist der Deutsche Filmpreis unter Beschuss geraten. Am Freitag soll er zum dritten Mal vergeben werden, und im Vorfeld haben sich jetzt eine ganze Reihe namhafter Regisseure kritisch zu Wort gemeldet. Christian Petzold und Fatih Akin, Hans Weingartner und Andres Veiel, sie alle plädieren für mehr Kunst und weniger Kommerz.
Katja Nicodemus hat ihre Stimmen für die aktuelle Ausgabe der ZEIT gesammelt – und wirft der verantwortlichen Deutschen Filmakademie in einem scharfen Kommentar „Kungelei“, „Stimmungsmache“ und Befangenheit vor.
Am meisten stößt sie sich an den acht Nominierungen, die die Bernd-Eichinger-Produktion „Das Parfum“ bekommen habe. Kein Zufall, meint Nicodemus, schließlich sitze Akademie-Präsident Günter Rohrbach im Aufsichtsrat von Eichingers Firma Constantin. Außerdem sei einer der Kameramänner vom „Parfum“ Mitglied der Vorauswahl-Jury, ärgert sich Nicodemus und weist darauf hin, dass der Filmpreis insgesamt immerhin mit drei Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt dotiert sei: „Es geht nicht um Feuilletonisten-Eitelkeiten oder Produzentengezeter“, sondern „um elementare Standards im Umgang mit Steuergeldern“.
Hintergrund der Debatte ist ein Essay, den Akademiepräsident Rohrbach vor einiger Zeit im SPIEGEL veröffentlichte. Deutsche Filmkritiker verrissen Mainstream-Produktionen, nur um abseitige Filme am Publikum vorbei in den siebten Himmel zu loben, empörte Rohrbach sich damals.
Mit diesem Text habe er anscheinend der bevorstehenden Auszeichnung von „Das Parfum“ den Boden bereiten wollen, stellt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG nüchtern fest – nimmt Rohrbach und seine Kollegen ansonsten allerdings in Schutz: Eine „Großverleiher-Hörigkeit“ könne man der Akademie bislang nicht nachsagen. Zuletzt sei sie schließlich gerade deshalb gerügt worden, weil sie Eichingers Produktion „Der Untergang“ nicht bedacht hatte.
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG kommt der viel gescholtene Günter Rohrbach im Interview selbst zu Wort – gemeinsam mit Senta Berger, die ebenfalls im Präsidium der Akademie sitzt.
Rohrbach fühlt sich missverstanden. Er habe im SPIEGEL nur darauf hinweisen wollen, dass Filmkritik oft wirkungslos sei. Seiner Meinung nach gebe es darüber hinaus keinen Anlass für die Klage, der Deutsche Filmpreis würde vor allem an gefällige Großprojekte vergeben, denn, so Rohrbach wörtlich:
" „Das wäre doch nur dann zu fürchten, wenn wir tatsächlich wie in Amerika ein Mainstream-Kino hätten… Bei uns gibt es nur Independents und ganz wenige, die bewusst Filme für ein größeres Publikum konzipieren…. Es ist viel leichter, einen künstlerisch ambitionierten Film zu machen, der nur wenigen Leuten gefallen muss“, " schließt Rohrbach.
Wenn wir ihn richtig verstehen, muss das „Parfum“ am Freitag also unbedingt ausgezeichnet werden – und zwar mit einer Art Tapferkeitsmedaille für den besonderen künstlerischen und betriebswirtschaftlichen Mut aller Beteiligten!
Fast filmreif sind auch die Vorgänge um die Leitung des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismus-Forschung in Dresden. Vor fünf Jahren musste der damalige Direktor Klaus-Dietmar Henke gehen, weil er versucht hatte, einen missliebigen Mitarbeiter zu entlassen – und jetzt soll der Vertrag des erfolgreich amtierenden Institut-Chefs Gerhard Besier nicht verlängert werden.
Grund sind die schon vor einiger Zeit erhobenen Vorwürfe, Besier stehe der Scientology-Sekte nahe. Er selbst weist das im Interview mit der WELT noch einmal zurück – und wartet mit einer eigenen Verschwörungstheorie auf: Scientology werde nur vorgeschoben, in Wirklichkeit wolle ihn die in Sachsen regierende CDU loswerden, nachdem er sich für die Rehabilitation ehemaliger Stasi-Mitarbeiter ausgesprochen habe.
Dieser Streit wird sicherlich noch ein wenig weitergehen. Und die Hoffnung, dass wir irgendwann einmal etwas über die Forschungsarbeiten des Hannah-Arendt-Instituts erfahren dürfen, rückt immer weiter in die Ferne.
Katja Nicodemus hat ihre Stimmen für die aktuelle Ausgabe der ZEIT gesammelt – und wirft der verantwortlichen Deutschen Filmakademie in einem scharfen Kommentar „Kungelei“, „Stimmungsmache“ und Befangenheit vor.
Am meisten stößt sie sich an den acht Nominierungen, die die Bernd-Eichinger-Produktion „Das Parfum“ bekommen habe. Kein Zufall, meint Nicodemus, schließlich sitze Akademie-Präsident Günter Rohrbach im Aufsichtsrat von Eichingers Firma Constantin. Außerdem sei einer der Kameramänner vom „Parfum“ Mitglied der Vorauswahl-Jury, ärgert sich Nicodemus und weist darauf hin, dass der Filmpreis insgesamt immerhin mit drei Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt dotiert sei: „Es geht nicht um Feuilletonisten-Eitelkeiten oder Produzentengezeter“, sondern „um elementare Standards im Umgang mit Steuergeldern“.
Hintergrund der Debatte ist ein Essay, den Akademiepräsident Rohrbach vor einiger Zeit im SPIEGEL veröffentlichte. Deutsche Filmkritiker verrissen Mainstream-Produktionen, nur um abseitige Filme am Publikum vorbei in den siebten Himmel zu loben, empörte Rohrbach sich damals.
Mit diesem Text habe er anscheinend der bevorstehenden Auszeichnung von „Das Parfum“ den Boden bereiten wollen, stellt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG nüchtern fest – nimmt Rohrbach und seine Kollegen ansonsten allerdings in Schutz: Eine „Großverleiher-Hörigkeit“ könne man der Akademie bislang nicht nachsagen. Zuletzt sei sie schließlich gerade deshalb gerügt worden, weil sie Eichingers Produktion „Der Untergang“ nicht bedacht hatte.
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG kommt der viel gescholtene Günter Rohrbach im Interview selbst zu Wort – gemeinsam mit Senta Berger, die ebenfalls im Präsidium der Akademie sitzt.
Rohrbach fühlt sich missverstanden. Er habe im SPIEGEL nur darauf hinweisen wollen, dass Filmkritik oft wirkungslos sei. Seiner Meinung nach gebe es darüber hinaus keinen Anlass für die Klage, der Deutsche Filmpreis würde vor allem an gefällige Großprojekte vergeben, denn, so Rohrbach wörtlich:
" „Das wäre doch nur dann zu fürchten, wenn wir tatsächlich wie in Amerika ein Mainstream-Kino hätten… Bei uns gibt es nur Independents und ganz wenige, die bewusst Filme für ein größeres Publikum konzipieren…. Es ist viel leichter, einen künstlerisch ambitionierten Film zu machen, der nur wenigen Leuten gefallen muss“, " schließt Rohrbach.
Wenn wir ihn richtig verstehen, muss das „Parfum“ am Freitag also unbedingt ausgezeichnet werden – und zwar mit einer Art Tapferkeitsmedaille für den besonderen künstlerischen und betriebswirtschaftlichen Mut aller Beteiligten!
Fast filmreif sind auch die Vorgänge um die Leitung des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismus-Forschung in Dresden. Vor fünf Jahren musste der damalige Direktor Klaus-Dietmar Henke gehen, weil er versucht hatte, einen missliebigen Mitarbeiter zu entlassen – und jetzt soll der Vertrag des erfolgreich amtierenden Institut-Chefs Gerhard Besier nicht verlängert werden.
Grund sind die schon vor einiger Zeit erhobenen Vorwürfe, Besier stehe der Scientology-Sekte nahe. Er selbst weist das im Interview mit der WELT noch einmal zurück – und wartet mit einer eigenen Verschwörungstheorie auf: Scientology werde nur vorgeschoben, in Wirklichkeit wolle ihn die in Sachsen regierende CDU loswerden, nachdem er sich für die Rehabilitation ehemaliger Stasi-Mitarbeiter ausgesprochen habe.
Dieser Streit wird sicherlich noch ein wenig weitergehen. Und die Hoffnung, dass wir irgendwann einmal etwas über die Forschungsarbeiten des Hannah-Arendt-Instituts erfahren dürfen, rückt immer weiter in die Ferne.