Von Kolja Mensing
Kulturstaatsminister Bernd Neumann und Berlinale-Chef Dieter Kosslick sind sich einig: Kino ist besser als Fernsehen. Außerdem in den Feuilletons: Der britische Historiker Ian Kershaw sorgt mit einem zweifelhaften Vergleich für Aufregung. Und der UNO-Klimabericht wird in Paris vorgestellt.
Der journalistische Höhepunkt des Tages ist vermutlich das Interview, das der Berliner TAGESSPIEGEL mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann und Berlinale-Chef Dieter Kosslick geführt hat.
Beide freuen sich auf die bevorstehenden Filmfestspiele und sind auch sonst einer Meinung: Kino besser als Fernsehen, deutscher Film super, politische Themen wichtig.
Und die Finanzierung der Berlinale? Auch kein Problem: "Wir kommen mit dem Etat zurecht", meint Kosslick. "Es gibt ja Sponsoren", ergänzt der Minister.
Das ist wirklich – ganz großes Kino!
Kontroverser geht es in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zu.
Ressortchef Thomas Steinfeld hat in Erfahrung gebracht, dass die Zahl der aus anderen Sprachen ins Deutsche übersetzten Bücher im vergangenen Jahr um fast dreißig Prozent zurückgegangen sei. Der Grund dafür, so Steinfeld, sei der schwelende Streit zwischen dem Verband deutschsprachiger Übersetzer und den Verlagen.
Natürlich sei es verständlich, dass die Übersetzer für eine "angemessene Vergütung" ihrer Arbeit kämpften, aber sie würden damit eben auch den Transfer von Weltliteratur nach Deutschland gefährden.
"Je mehr die Übersetzer verdienen, desto weniger Übersetzungen wird es geben", meint Steinfeld. "Pedantisch" findet er darum die Verhandlungen um ein "Normseitenhonorar" und legt den Übersetzern zwischen den Zeilen nahe, sich im Sinne der Kultur doch bitte in Bescheidenheit zu üben.
Mit diesem Text wird Thomas Steinfeld sich vermutlich wenig Freunde machen.
Richtig unbeliebt gemacht hat sich allerdings gerade Ian Kershaw.
Der britische Historiker war bei einem Abendessen in der deutschen Botschaft in London als Gastredner geladen, und Gina Thomas war für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG dabei.
Kershaw habe zunächst darüber gesprochen, wie der Antisemitismus während des Kaiserreiches und der Weimarer Republik von einer Randerscheinung zu einer Ideologie der ethnischen Säuberung werden konnte.
Dann allerdings habe er sich der Gegenwart zugewandt – und davor gewarnt, dass die Muslime das gleiche Schicksal ereilen könne, wie damals die Juden: "Die faschistischen Führer von heute tragen Armani-Anzüge", zitiert Gina Thomas den anerkannten Historiker und notiert trocken: "Die Parallele erregte manchen Widerspruch."
In der FAZ finden sich außerdem gleich zwei Beiträge zum Klimawandel.
Der "zwischenstaatliche Weltklimabeirat IPCC" wird an diesem Freitag in Paris seinen vierten, voraussichtlich recht düster ausfallenden Bericht veröffentlichen, und Joachim Müller-Jung beschäftigt sich mit den Gerüchten über eine mögliche Einflussnahme der amerikanischen Regierungsdelegation auf die Endfassung: Konnte die Bush-Administration tatsächlich verhindern, dass in dem Bericht ein Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und dem vermehrten Aufkommen von Wirbelstürmen wie "Katrina" hergestellt wird?
Aber das sind Nebensächlichkeiten, zumindest, wenn man dem Klimaforscher Peter Lemke glauben darf. Er rekapituliert in einem kurzen, aber präzisen Text noch einmal die Fakten zum "global warming": "Unser Problem sind die nächsten hundert Jahre, in denen wir eine Superwarmzeit erzeugen werden – mit einschneidenden Konsequenzen für die menschliche Gesellschaft durch Überschwemmungen, Stürme, Hitzewellen."
Und auch Ulrich Baron warnt in der WELT pflichtgemäß vor den Folgen der Erderwärmung und stellt fest: "Der Mensch tut sich schwer mit Prozessen, deren Dauer seine Lebensspanne übersteigt."
Baron blickt zurück in die Vergangenheit: "Eher als große Männer schreibt das Klima Geschichte", meint er, und verweist auf die Wärmeperiode, die Hannibal das Überqueren der Alpen ermöglicht und die Kältewelle, die zur Völkerwanderung geführt habe.
Kurz und gut: "Klimageschichte und Geopolitik sind zwei Seiten einer Medaille", meint Ulrich Baron. In staatlichen Maßnahmen gegen den Klimawandel dürfe man darum keine "grüne Renaissance" erkennen, sondern "knallharte Interessenpolitik".
Beide freuen sich auf die bevorstehenden Filmfestspiele und sind auch sonst einer Meinung: Kino besser als Fernsehen, deutscher Film super, politische Themen wichtig.
Und die Finanzierung der Berlinale? Auch kein Problem: "Wir kommen mit dem Etat zurecht", meint Kosslick. "Es gibt ja Sponsoren", ergänzt der Minister.
Das ist wirklich – ganz großes Kino!
Kontroverser geht es in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zu.
Ressortchef Thomas Steinfeld hat in Erfahrung gebracht, dass die Zahl der aus anderen Sprachen ins Deutsche übersetzten Bücher im vergangenen Jahr um fast dreißig Prozent zurückgegangen sei. Der Grund dafür, so Steinfeld, sei der schwelende Streit zwischen dem Verband deutschsprachiger Übersetzer und den Verlagen.
Natürlich sei es verständlich, dass die Übersetzer für eine "angemessene Vergütung" ihrer Arbeit kämpften, aber sie würden damit eben auch den Transfer von Weltliteratur nach Deutschland gefährden.
"Je mehr die Übersetzer verdienen, desto weniger Übersetzungen wird es geben", meint Steinfeld. "Pedantisch" findet er darum die Verhandlungen um ein "Normseitenhonorar" und legt den Übersetzern zwischen den Zeilen nahe, sich im Sinne der Kultur doch bitte in Bescheidenheit zu üben.
Mit diesem Text wird Thomas Steinfeld sich vermutlich wenig Freunde machen.
Richtig unbeliebt gemacht hat sich allerdings gerade Ian Kershaw.
Der britische Historiker war bei einem Abendessen in der deutschen Botschaft in London als Gastredner geladen, und Gina Thomas war für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG dabei.
Kershaw habe zunächst darüber gesprochen, wie der Antisemitismus während des Kaiserreiches und der Weimarer Republik von einer Randerscheinung zu einer Ideologie der ethnischen Säuberung werden konnte.
Dann allerdings habe er sich der Gegenwart zugewandt – und davor gewarnt, dass die Muslime das gleiche Schicksal ereilen könne, wie damals die Juden: "Die faschistischen Führer von heute tragen Armani-Anzüge", zitiert Gina Thomas den anerkannten Historiker und notiert trocken: "Die Parallele erregte manchen Widerspruch."
In der FAZ finden sich außerdem gleich zwei Beiträge zum Klimawandel.
Der "zwischenstaatliche Weltklimabeirat IPCC" wird an diesem Freitag in Paris seinen vierten, voraussichtlich recht düster ausfallenden Bericht veröffentlichen, und Joachim Müller-Jung beschäftigt sich mit den Gerüchten über eine mögliche Einflussnahme der amerikanischen Regierungsdelegation auf die Endfassung: Konnte die Bush-Administration tatsächlich verhindern, dass in dem Bericht ein Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und dem vermehrten Aufkommen von Wirbelstürmen wie "Katrina" hergestellt wird?
Aber das sind Nebensächlichkeiten, zumindest, wenn man dem Klimaforscher Peter Lemke glauben darf. Er rekapituliert in einem kurzen, aber präzisen Text noch einmal die Fakten zum "global warming": "Unser Problem sind die nächsten hundert Jahre, in denen wir eine Superwarmzeit erzeugen werden – mit einschneidenden Konsequenzen für die menschliche Gesellschaft durch Überschwemmungen, Stürme, Hitzewellen."
Und auch Ulrich Baron warnt in der WELT pflichtgemäß vor den Folgen der Erderwärmung und stellt fest: "Der Mensch tut sich schwer mit Prozessen, deren Dauer seine Lebensspanne übersteigt."
Baron blickt zurück in die Vergangenheit: "Eher als große Männer schreibt das Klima Geschichte", meint er, und verweist auf die Wärmeperiode, die Hannibal das Überqueren der Alpen ermöglicht und die Kältewelle, die zur Völkerwanderung geführt habe.
Kurz und gut: "Klimageschichte und Geopolitik sind zwei Seiten einer Medaille", meint Ulrich Baron. In staatlichen Maßnahmen gegen den Klimawandel dürfe man darum keine "grüne Renaissance" erkennen, sondern "knallharte Interessenpolitik".