Von Kolja Mensing
Der ehemalige Geschäftsführer von Hoffmann und Campe, Rainer Moritz, holt in der "Welt" zum Rundumschlag gegen den Literaturbetrieb aus und wirft diesem Selbstbetrug vor. Andere Feuilletons beschäftigen sich mit dem Filmstart von "King Kong".
Rainer Moritz war lange in der Verlagsbranche tätig, unter anderem als Geschäftsführer bei Hoffmann und Campe. Mittlerweile leitet er das Literaturhaus Hamburg - und geißelt jetzt in einem heftigen Rundumschlag in der Tageszeitung DIE WELT den "Selbstbetrug, den namhafte Teile des Literaturbetriebs seit Jahren begehen".
Auch wenn Feuilletonisten und engagierte Verleger es immer wieder gerne behaupteten - mit guter Literatur allein könne man einfach kein Geld verdienen, meint Moritz - und polemisiert kräftig gegen das "fatale Beharren", "ästhetische Maßstäbe" als "sinnvolle Richtschnur für unter ökonomischen Notwendigkeiten arbeitende Unternehmen" gelten zu lassen.
Beispiele für das Scheitern dieser Strategie hat er genug: DuMont verabschiede sich gerade von seinem ambitionierten Literaturprogramm, die Frankfurter Verlagsanstalt verzichte im Frühjahr gleich ganz auf Neuerscheinungen, und überhaupt seien die Verkaufszahlen anspruchsvoller Titel in den letzten Jahren "haarsträubend niedrig".
So etwas darf man denken, aber man darf es eigentlich nicht laut sagen. Umso besser, dass es jetzt doch einmal geschieht.
Eine interessante Randnotiz dazu ist das Interview, das der FOCUS mit Klaus G. Saur geführt hat, dem Chef des De-Gruyter-Verlags. Natürlich könne man mit aufwändigen Klassikerausgaben noch Geld verdienen, meint Saur - und verweist auf seine Exportbilanz: Ob Kant oder Nietzsche - bis zu 40 Prozent der Auflage verkaufe De Gruyter mittlerweile nach Japan, wo man, so Saur, noch "tiefen Respekt" vor der deutschen Kultur empfinde.
Leider ist es nur ein kurzes Interview. Dafür hat das Münchner Wochenmagazin gleich drei Seiten für Eigenwerbung frei geräumt. Der FOCUS hat nämlich gerade zusammen mit dem Hörverlag ein Unternehmen namens "Claudio" gestartet, ein Internet-Portal, das Hörbücher in Form von MP3s anbietet. FOCUS-Autor Jobst-Ulrich Brand findet das erwartungsgemäß super - und kann sogar einen Trend erkennen: Auch im Bereich der Audiobooks löse der Download die CD ab. Na, so was!
Und wo wir schon beim Thema "Marketing" sind: Es dürfte wohl niemandem entgangen sein, dass in dieser Woche Peter Jacksons Neuverfilmung von "King Kong" anläuft. 200 Millionen Dollar seien in die Produktion geflossen, vermeldet Urs Jenny atemlos im SPIEGEL - und kriegt sich gar nicht wieder ein über die tollen Tricks:
"Falls je in Frage stand, ob einem computergenerierten Bildschirmgeschöpf eine unsterbliche Seele gegeben sein könnte, muss man Auge in Auge mit diesem King Kong sagen: aber ja."
Aber nein, seufzt Urs Jennys Kollegin Susan Vahabzadeh in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Die computergenerierten Bilder seien zum Selbstzweck geworden, und so richtig spannend sei der Film auch nicht.
Cord Riechelmann liefert in der WELT dann noch einige Hintergrundinformationen zum "Verhältnis zwischen Gorillas und Menschen". Unter anderem hat er die Urszene ausgemacht, auf den der Hollywood-Stoff von "King Kong" zurückgeht: 1932, ein Jahr bevor die erste Fassung von "King Kong" gedreht wurde, erschien eine Studie über das Verhalten von Gorillas im Dschungel - in der eben auch ein Riesenaffe erwähnt wurde, der eine Frau angegriffen hatte.
Nun, das Märchen von "King Kong und der weißen Frau" wäre sicher ein schönes Untersuchungsobjekt für die neue, darwinistische Schule der Literaturwissenschaft, die Gregor Dotzauer im TAGESSPIEGEL vorstellt. Homers "Ilias" werde jetzt als Epos einer Horde sich auf die Brust trommelnder Affen interpretiert und in den Romanen Jane Austens finde man verhaltensbiologische Konstanten, erklärt Dotzauer - und hat auch unter deutschen Literaturwissenschaftlern Vertreter eines neuen Biologismus gefunden.
So richtig sympathisch sind ihm die "biopoetics" allerdings nicht: "Die größte Gefahr des literarischen Darwinismus dürfte seine Tendenz zu einer rein affirmativen Betrachtungsweise sein", schreibt Dotzauer.
"Was ist, scheint sie nahe zu legen, musste evolutionsgeschichtlich so kommen."
Auch wenn Feuilletonisten und engagierte Verleger es immer wieder gerne behaupteten - mit guter Literatur allein könne man einfach kein Geld verdienen, meint Moritz - und polemisiert kräftig gegen das "fatale Beharren", "ästhetische Maßstäbe" als "sinnvolle Richtschnur für unter ökonomischen Notwendigkeiten arbeitende Unternehmen" gelten zu lassen.
Beispiele für das Scheitern dieser Strategie hat er genug: DuMont verabschiede sich gerade von seinem ambitionierten Literaturprogramm, die Frankfurter Verlagsanstalt verzichte im Frühjahr gleich ganz auf Neuerscheinungen, und überhaupt seien die Verkaufszahlen anspruchsvoller Titel in den letzten Jahren "haarsträubend niedrig".
So etwas darf man denken, aber man darf es eigentlich nicht laut sagen. Umso besser, dass es jetzt doch einmal geschieht.
Eine interessante Randnotiz dazu ist das Interview, das der FOCUS mit Klaus G. Saur geführt hat, dem Chef des De-Gruyter-Verlags. Natürlich könne man mit aufwändigen Klassikerausgaben noch Geld verdienen, meint Saur - und verweist auf seine Exportbilanz: Ob Kant oder Nietzsche - bis zu 40 Prozent der Auflage verkaufe De Gruyter mittlerweile nach Japan, wo man, so Saur, noch "tiefen Respekt" vor der deutschen Kultur empfinde.
Leider ist es nur ein kurzes Interview. Dafür hat das Münchner Wochenmagazin gleich drei Seiten für Eigenwerbung frei geräumt. Der FOCUS hat nämlich gerade zusammen mit dem Hörverlag ein Unternehmen namens "Claudio" gestartet, ein Internet-Portal, das Hörbücher in Form von MP3s anbietet. FOCUS-Autor Jobst-Ulrich Brand findet das erwartungsgemäß super - und kann sogar einen Trend erkennen: Auch im Bereich der Audiobooks löse der Download die CD ab. Na, so was!
Und wo wir schon beim Thema "Marketing" sind: Es dürfte wohl niemandem entgangen sein, dass in dieser Woche Peter Jacksons Neuverfilmung von "King Kong" anläuft. 200 Millionen Dollar seien in die Produktion geflossen, vermeldet Urs Jenny atemlos im SPIEGEL - und kriegt sich gar nicht wieder ein über die tollen Tricks:
"Falls je in Frage stand, ob einem computergenerierten Bildschirmgeschöpf eine unsterbliche Seele gegeben sein könnte, muss man Auge in Auge mit diesem King Kong sagen: aber ja."
Aber nein, seufzt Urs Jennys Kollegin Susan Vahabzadeh in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Die computergenerierten Bilder seien zum Selbstzweck geworden, und so richtig spannend sei der Film auch nicht.
Cord Riechelmann liefert in der WELT dann noch einige Hintergrundinformationen zum "Verhältnis zwischen Gorillas und Menschen". Unter anderem hat er die Urszene ausgemacht, auf den der Hollywood-Stoff von "King Kong" zurückgeht: 1932, ein Jahr bevor die erste Fassung von "King Kong" gedreht wurde, erschien eine Studie über das Verhalten von Gorillas im Dschungel - in der eben auch ein Riesenaffe erwähnt wurde, der eine Frau angegriffen hatte.
Nun, das Märchen von "King Kong und der weißen Frau" wäre sicher ein schönes Untersuchungsobjekt für die neue, darwinistische Schule der Literaturwissenschaft, die Gregor Dotzauer im TAGESSPIEGEL vorstellt. Homers "Ilias" werde jetzt als Epos einer Horde sich auf die Brust trommelnder Affen interpretiert und in den Romanen Jane Austens finde man verhaltensbiologische Konstanten, erklärt Dotzauer - und hat auch unter deutschen Literaturwissenschaftlern Vertreter eines neuen Biologismus gefunden.
So richtig sympathisch sind ihm die "biopoetics" allerdings nicht: "Die größte Gefahr des literarischen Darwinismus dürfte seine Tendenz zu einer rein affirmativen Betrachtungsweise sein", schreibt Dotzauer.
"Was ist, scheint sie nahe zu legen, musste evolutionsgeschichtlich so kommen."