Von Kolja Mensing
Die "Tageszeitung" macht sich Gedanken über das fast mythische Verhältnis der Deutschen zu ihren Kanzlern und was Angela Merkel daran ändern könnte. Die FAZ beschäftigt sich mit Adoption und welche Schwierigkeiten adoptionswilligen Eltern entgegenschlagen. Die "Süddeutsche" berichtet von erneuten Kunst-Schnäppchen beim Discounter Aldi.
So gut war das Angebot schon lange nicht mehr: Die Feuilletons sind randvoll mit aufregenden und spannenden Texten - und das schon am Anfang der Woche!
In der TAZ zum Beispiel beschreibt Wolfgang Ullrich in einem lange überfälligen Text die mythische Verklärung, die das Amt des Bundeskanzlers erfährt. Für die Deutschen, stellt er fest, ist "der Kanzler die demokratische Version eines Königs oder Papstes."
Der Weg ins Kanzleramt sei immer wieder "die Geschichte eines märchenhaften, geradezu aschenputtelähnlichen Aufstiegs" gewesen - was zu viel zu hohen Erwartungen an die Person des Regierungschefs führen würde:
"Vom Kanzler wird verlangt, die Mentalität einer ganzen Generation auszudrücken."
Mit Angela Merkel, meint Ullrich, könnte sich das allerdings ändern:
"Anders als die westdeutschen Männer der Nachkriegsgesellschaft kennt eine Frau aus der ehemaligen DDR nämlich nicht nur das Lebensmodell des kontinuierlichen Aufstiegs, sondern hat ebenso das Umsteigen gelernt."
Im Moment ist allerdings Ex-Kanzler Gerhard Schröder noch Thema - wenn auch in einem ganz anderen Kontext. In einem wirklich interessanten Beitrag zur "Familiendebatte" widmet sich die Historikerin Florentine Fritzen in der FAZ der Adoption - und erwähnt auch Viktoria, das russische Mädchen, das vor einem guten Jahr unter reger Anteilnahme der Öffentlichkeit in Schröders Familie aufgenommen wurde.
Derzeit übersteige bei den Adoptionen "die Nachfrage das Angebot", so Florentine Fritzen: Verbesserte Familienplanung und die zunehmende Zahl von Dauerpflegeverhältnissen führten dazu, dass immer weniger Kinder zur Adoption freigegeben würden.
Gleichzeitig wandele sich der Blick auf die Adoptiveltern: Früher habe sie man gelobt, weil sie armen Waisenkindern ein neues Zuhause gegeben haben. Heute dagegen werde ihnen ein "egoistischer Selbstverwirklichungsdrang" unterstellt - oder gleich die "Fortführung des ökonomischen Ausbeutungsverhältnisses" zwischen der Ersten und der Dritten Welt.
Armes Deutschland. Es gibt keine Kinder, nicht einmal Adoptivkinder - und außerdem keine Arbeit.
Christian Schwägerl hat sich jetzt für die FAZ an dem ehemaligen Industriestandort Oberschöneweide im Osten Berlins umgesehen. Hier "wirken die rohen Kräfte des Niedergangs", stellt er vor den Toren des Samsung-Werkes fest, das demnächst geschlossen werden soll.
Am Rand einer "Arbeiterstadt ohne Arbeiter" sieht Schwägerl sich mit dem "Kern einer gigantischen Erwerbslosigkeit" konfrontiert. Über die Vorstellung, die Stadt könne ihre 3,4 Millionen Einwohner in Zukunft allein mit "kulturellen Dienstleistungen ernähren", kann er nur den Kopf schütteln.
Und richtig: Auch der Kulturbranche geht es natürlich nicht gerade glänzend, wie die Tageszeitung WELT meldet. Ob Film oder Verlag, Buchhandel oder Design, überall sei in den letzten Jahren ein deutlicher Umsatzrückgang zu spüren gewesen.
Immerhin kann man dafür in dieser Woche wieder einmal signierte Kunstdrucke bei Aldi kaufen, zu 12 Euro 99 das Stück. Das sei so günstig, dass man zur Not auch nur den Rahmen verwenden könne, wie Steffen Kraft etwas irritiert in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG berichtet. Vor dem Versuch, ganze Filialen leer zu kaufen und die Drucke anschließend bei Ebay zu versteigern, warnt Kraft im Übrigen ausdrücklich: Das habe bei vergangenen Kunstaktionen des Discounters auch schon nicht funktioniert.
Mit Kultur ist in diesem Land also wirklich kein Geld zu verdienen. Egal, findet Sascha Josuweit, Arbeitssuche könne schließlich auch Spaß machen. In diesem Sinne eröffnet er in der TAZ eine Reihe mit vergnügten Berichten aus dem Leben der Hartz-IV-Empfänger.
So sehen heute Gesellschaftsspiele aus: Augen zu - mit dem Finger auf irgendein Stellenangebot aus dem Internet gezeigt - und dann muss man sich bewerben. Egal ob es ein Job in einem "sexy Sommercamp auf Mallorca ist" oder als "gründliche Haushaltshilfe bei einer kreativen Familie".
Im Grunde genommen ist das ein guter Einfall. Schlechter kann man es in der Jobbörse doch auch nicht treffen.
In der TAZ zum Beispiel beschreibt Wolfgang Ullrich in einem lange überfälligen Text die mythische Verklärung, die das Amt des Bundeskanzlers erfährt. Für die Deutschen, stellt er fest, ist "der Kanzler die demokratische Version eines Königs oder Papstes."
Der Weg ins Kanzleramt sei immer wieder "die Geschichte eines märchenhaften, geradezu aschenputtelähnlichen Aufstiegs" gewesen - was zu viel zu hohen Erwartungen an die Person des Regierungschefs führen würde:
"Vom Kanzler wird verlangt, die Mentalität einer ganzen Generation auszudrücken."
Mit Angela Merkel, meint Ullrich, könnte sich das allerdings ändern:
"Anders als die westdeutschen Männer der Nachkriegsgesellschaft kennt eine Frau aus der ehemaligen DDR nämlich nicht nur das Lebensmodell des kontinuierlichen Aufstiegs, sondern hat ebenso das Umsteigen gelernt."
Im Moment ist allerdings Ex-Kanzler Gerhard Schröder noch Thema - wenn auch in einem ganz anderen Kontext. In einem wirklich interessanten Beitrag zur "Familiendebatte" widmet sich die Historikerin Florentine Fritzen in der FAZ der Adoption - und erwähnt auch Viktoria, das russische Mädchen, das vor einem guten Jahr unter reger Anteilnahme der Öffentlichkeit in Schröders Familie aufgenommen wurde.
Derzeit übersteige bei den Adoptionen "die Nachfrage das Angebot", so Florentine Fritzen: Verbesserte Familienplanung und die zunehmende Zahl von Dauerpflegeverhältnissen führten dazu, dass immer weniger Kinder zur Adoption freigegeben würden.
Gleichzeitig wandele sich der Blick auf die Adoptiveltern: Früher habe sie man gelobt, weil sie armen Waisenkindern ein neues Zuhause gegeben haben. Heute dagegen werde ihnen ein "egoistischer Selbstverwirklichungsdrang" unterstellt - oder gleich die "Fortführung des ökonomischen Ausbeutungsverhältnisses" zwischen der Ersten und der Dritten Welt.
Armes Deutschland. Es gibt keine Kinder, nicht einmal Adoptivkinder - und außerdem keine Arbeit.
Christian Schwägerl hat sich jetzt für die FAZ an dem ehemaligen Industriestandort Oberschöneweide im Osten Berlins umgesehen. Hier "wirken die rohen Kräfte des Niedergangs", stellt er vor den Toren des Samsung-Werkes fest, das demnächst geschlossen werden soll.
Am Rand einer "Arbeiterstadt ohne Arbeiter" sieht Schwägerl sich mit dem "Kern einer gigantischen Erwerbslosigkeit" konfrontiert. Über die Vorstellung, die Stadt könne ihre 3,4 Millionen Einwohner in Zukunft allein mit "kulturellen Dienstleistungen ernähren", kann er nur den Kopf schütteln.
Und richtig: Auch der Kulturbranche geht es natürlich nicht gerade glänzend, wie die Tageszeitung WELT meldet. Ob Film oder Verlag, Buchhandel oder Design, überall sei in den letzten Jahren ein deutlicher Umsatzrückgang zu spüren gewesen.
Immerhin kann man dafür in dieser Woche wieder einmal signierte Kunstdrucke bei Aldi kaufen, zu 12 Euro 99 das Stück. Das sei so günstig, dass man zur Not auch nur den Rahmen verwenden könne, wie Steffen Kraft etwas irritiert in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG berichtet. Vor dem Versuch, ganze Filialen leer zu kaufen und die Drucke anschließend bei Ebay zu versteigern, warnt Kraft im Übrigen ausdrücklich: Das habe bei vergangenen Kunstaktionen des Discounters auch schon nicht funktioniert.
Mit Kultur ist in diesem Land also wirklich kein Geld zu verdienen. Egal, findet Sascha Josuweit, Arbeitssuche könne schließlich auch Spaß machen. In diesem Sinne eröffnet er in der TAZ eine Reihe mit vergnügten Berichten aus dem Leben der Hartz-IV-Empfänger.
So sehen heute Gesellschaftsspiele aus: Augen zu - mit dem Finger auf irgendein Stellenangebot aus dem Internet gezeigt - und dann muss man sich bewerben. Egal ob es ein Job in einem "sexy Sommercamp auf Mallorca ist" oder als "gründliche Haushaltshilfe bei einer kreativen Familie".
Im Grunde genommen ist das ein guter Einfall. Schlechter kann man es in der Jobbörse doch auch nicht treffen.