Von Kolja Mensing
Die Feuilletons würdigen den dänischen Philosophen Sören Kierkegaard, der vor 150 Jahren gestorben ist, und loben das neue Album der Pop-Sängerin Madonna. Außerdem geht es um die Überalterung der deutschen und um die Umbrüche in der chinesischen Gesellschaft.
Auf gar keinen Fall kommt man an Sören Kierkegaard vorbei!
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG feiert den dänischen Philosophen, der vor genau 150 Jahren gestorben ist, als "eigenbrötlerischen Kritiker und Zeitdiagnostiker", in der FAZ weiß der Gratulant nach der erneuten Lektüre endlich, "was es heißt zu leben", und auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hat bereits im ersten Band der neuen Werkausgabe alles gefunden, was wichtig ist: unter anderem "Einsamkeit und Verzweiflung, Begehren und Angst."
Ohne Kierkegaard geht es also nicht.
Außer vielleicht, man legt sich das neue Album von Madonna zu. Das ist nämlich auch ziemlich gehaltvoll.
""Confessions On A Dancefloor" wird alles verändern", jubelt die SZ und hat vier echte "Killertracks" entdeckt. Für die STUTTGARTER ZEITUNG ist Madonna jetzt endgültig die "Königin des Pop", und die BERLINER ZEITUNG widmet sich ausführlich und anerkennend dem jugendlichen Hintern der inzwischen 47-jährigen Sängerin.
Kierkegaard oder Madonna, der "Sprung in den Glauben" oder die Beichte auf der Tanzfläche – ach, wenn das doch alles wäre, über das man sich Gedanken machen müsste.
Aber neben der Existenzphilosophie und satten Disko-Bässen gibt es natürlich noch ein, zwei andere Dinge, die ebenfalls nicht ganz unwichtig sind. Zum Beispiel die Zukunft des Sozialstaats.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hat gleich eine ganze Seite für ein Streitgespräch frei geräumt. Der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin und der Ökonom Meinhard Miegel sind sich erst einmal einig, dass "Arbeit" das größte Problem der Zukunft sein wird.
Doch während Nida-Rümelin am liebsten sofort eine Bildungsoffensive starten würde, um den Erwachsenen von morgen zu mehr Chancen zu verhelfen, möchte der CDU-nahe Miegel die weniger Qualifizierten zurück in den Arbeitsmarkt holen.
"Wir brauchen auch Menschen, die bereit und in der Lage sind, beispielsweise drei Millionen Altersdementer zu pflegen", so Miegel: "Wir bewegen uns in rasender Geschwindigkeit auf eine Gesellschaft zu, die auf elementare menschliche Dienste angewiesen ist." Dass für solche Jobs kaum eine angemessene Bezahlung drin sein wird, gibt der Ökonom allerdings freimütig zu.
Lesenwert ist das Gespräch auf jeden Fall - schon deshalb, weil die beiden Beteiligten eher nachdenklich als polemisch sind.
Auch die Frage nach der Ungleichheit auf dem weltweiten Arbeitsmarkt wird angesprochen: Ein Unternehmen muss zum Beispiel für einen Arbeitsplatz, der in Deutschland 40.000 Euro im Jahr kostet, in China gerade mal 1200 Euro bezahlen.
Dass Chinesen auf diese Art und Weise deutsche Arbeitsplätze subventionieren, das ist die bittere Ironie der Globalisierung. Über die Folgen, die das für China hat, berichtet Wolf Lepenies in einem Beitrag für die Tageszeitung WELT.
Lepenies porträtiert den in Peking lebenden Sozialwissenschaftler Wang Hui, der sich mit den Umbrüchen in der chinesischen Gesellschaft beschäftigt – und zumindest im Bereich der Wirtschaft wahre Horrorszenarien zeichnet: "Die Arbeitslosenzahlen explodieren, der Abstand zwischen reich und arm sowie zwischen Stadt und Land wächst, die ökologischen Probleme verschärfen sich."
China übernimmt den Kapitalismus westlicher Prägung offenbar in seiner unangenehmsten Form. Gleichzeitig arbeitet das Land derzeit eifrig an seiner "kulturellen Identität", wie Mark Siemons in der FAZ berichtet.
Staatspräsident Hu Jintao wird im Rahmen seines Deutschland-Besuchs in Berlin den Grundstein für ein chinesisches Kulturzentrum legen. Bis zu fünfundzwanzig solcher Einrichtungen sollen in den nächsten Jahren in der ganzen Welt entstehen, und darüber hinaus ist im Ausland die Eröffnung zahlreicher "Konfuzius-Institute" geplant: mit Sprachunterricht und allem, was dazu gehört.
"China stellt womöglich die erste Hochkultur dar, die dem Westen (…) erfolgreich Konkurrenz macht", erklärt Siemons und empfiehlt: "Man muss Chinesisch lernen."
Und natürlich Kierkegaard lesen.
Und Madonna hören.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG feiert den dänischen Philosophen, der vor genau 150 Jahren gestorben ist, als "eigenbrötlerischen Kritiker und Zeitdiagnostiker", in der FAZ weiß der Gratulant nach der erneuten Lektüre endlich, "was es heißt zu leben", und auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hat bereits im ersten Band der neuen Werkausgabe alles gefunden, was wichtig ist: unter anderem "Einsamkeit und Verzweiflung, Begehren und Angst."
Ohne Kierkegaard geht es also nicht.
Außer vielleicht, man legt sich das neue Album von Madonna zu. Das ist nämlich auch ziemlich gehaltvoll.
""Confessions On A Dancefloor" wird alles verändern", jubelt die SZ und hat vier echte "Killertracks" entdeckt. Für die STUTTGARTER ZEITUNG ist Madonna jetzt endgültig die "Königin des Pop", und die BERLINER ZEITUNG widmet sich ausführlich und anerkennend dem jugendlichen Hintern der inzwischen 47-jährigen Sängerin.
Kierkegaard oder Madonna, der "Sprung in den Glauben" oder die Beichte auf der Tanzfläche – ach, wenn das doch alles wäre, über das man sich Gedanken machen müsste.
Aber neben der Existenzphilosophie und satten Disko-Bässen gibt es natürlich noch ein, zwei andere Dinge, die ebenfalls nicht ganz unwichtig sind. Zum Beispiel die Zukunft des Sozialstaats.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hat gleich eine ganze Seite für ein Streitgespräch frei geräumt. Der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin und der Ökonom Meinhard Miegel sind sich erst einmal einig, dass "Arbeit" das größte Problem der Zukunft sein wird.
Doch während Nida-Rümelin am liebsten sofort eine Bildungsoffensive starten würde, um den Erwachsenen von morgen zu mehr Chancen zu verhelfen, möchte der CDU-nahe Miegel die weniger Qualifizierten zurück in den Arbeitsmarkt holen.
"Wir brauchen auch Menschen, die bereit und in der Lage sind, beispielsweise drei Millionen Altersdementer zu pflegen", so Miegel: "Wir bewegen uns in rasender Geschwindigkeit auf eine Gesellschaft zu, die auf elementare menschliche Dienste angewiesen ist." Dass für solche Jobs kaum eine angemessene Bezahlung drin sein wird, gibt der Ökonom allerdings freimütig zu.
Lesenwert ist das Gespräch auf jeden Fall - schon deshalb, weil die beiden Beteiligten eher nachdenklich als polemisch sind.
Auch die Frage nach der Ungleichheit auf dem weltweiten Arbeitsmarkt wird angesprochen: Ein Unternehmen muss zum Beispiel für einen Arbeitsplatz, der in Deutschland 40.000 Euro im Jahr kostet, in China gerade mal 1200 Euro bezahlen.
Dass Chinesen auf diese Art und Weise deutsche Arbeitsplätze subventionieren, das ist die bittere Ironie der Globalisierung. Über die Folgen, die das für China hat, berichtet Wolf Lepenies in einem Beitrag für die Tageszeitung WELT.
Lepenies porträtiert den in Peking lebenden Sozialwissenschaftler Wang Hui, der sich mit den Umbrüchen in der chinesischen Gesellschaft beschäftigt – und zumindest im Bereich der Wirtschaft wahre Horrorszenarien zeichnet: "Die Arbeitslosenzahlen explodieren, der Abstand zwischen reich und arm sowie zwischen Stadt und Land wächst, die ökologischen Probleme verschärfen sich."
China übernimmt den Kapitalismus westlicher Prägung offenbar in seiner unangenehmsten Form. Gleichzeitig arbeitet das Land derzeit eifrig an seiner "kulturellen Identität", wie Mark Siemons in der FAZ berichtet.
Staatspräsident Hu Jintao wird im Rahmen seines Deutschland-Besuchs in Berlin den Grundstein für ein chinesisches Kulturzentrum legen. Bis zu fünfundzwanzig solcher Einrichtungen sollen in den nächsten Jahren in der ganzen Welt entstehen, und darüber hinaus ist im Ausland die Eröffnung zahlreicher "Konfuzius-Institute" geplant: mit Sprachunterricht und allem, was dazu gehört.
"China stellt womöglich die erste Hochkultur dar, die dem Westen (…) erfolgreich Konkurrenz macht", erklärt Siemons und empfiehlt: "Man muss Chinesisch lernen."
Und natürlich Kierkegaard lesen.
Und Madonna hören.