Von Kolja Mensing
ARD und ZDF streiten sich darum, wer zuerst die Formulierung "Jamaika-Koalition" gebraucht hat. "Der Tagesspiegel" klärt auf: Nicht die Öffentlich-Rechtlichen, sondern der Dormagener Bürgermeister hat's erfunden. "Die Welt" liefert passend dazu die Geschichte des Reggae. Wenn es nach den Feuilletons ginge, wäre die unmögliche Koalition aus CDU, FDP und Grünen also längst geschmiedet.
Die "Jamaika-Koalition" ist ein echter Hit. Kein Wunder, dass zwischen der ARD und dem ZDF bereits ein heftiger Streit um die Urheberrechte entbrannt ist. Wer hat die Formulierung zuerst gebraucht?
Torsten Gellner beschreibt im TAGESSPIEGEL den öffentlich-rechtlichen Kleinkrieg um das Copyright - und erinnert an den wahren Wortschöpfer: Im Oktober 2004 hielt der Bürgermeister von Dormagen, Reinhard Hauschild, in seiner Stadt ein Plädoyer für eine schwarz-gelb-grüne Zusammenarbeit, die er als "Jamaika-Koalition" anpries. Allerdings, erklärt Torsten Gellner: "ohne Erfolg".
In der Tageszeitung DIE WELT widmet sich Michael Pilz der Metapher der Stunde. In einem äußerst lesenswerten Text fasst er die bis heute erfolgreiche Geschichte des Reggae zusammen, mit dem sich neuerdings vor allem "die Hoffnung auf eine sanfte Globalisierung" verbinde. Genau die gleiche Sehnsucht habe den "Jamaika-Faktor" in die deutsche Politik gebracht, meint Pilz: "Das Grün möge die Härten der Globalisierung, denen sich Schwarzgelb gern beugen möchte, dämpfen."
Wie realistisch ist die Schwarzlicht-Ampel? In Berlin? Na ja, mal sehen.
Aber in München scheint sich niemand an dem Gedanken zu stören. Max Hägler hat sich für DIE TAGESZEITUNG im Biergarten des Hofbräukellers umgesehen und beobachtet, wie schwarze und grüne Politiker sich beim Bier näher kommen. Aber natürlich nur wenn Innenminister Beckstein gerade nicht in der Nähe ist!
Im TAGESSPIEGEL arbeitet Caroline Fetscher geradezu genüsslich die rückwärtsgewandte Naturromantik in grüner Theorie und Praxis heraus - und zitiert aus den Reden von CDU-Politikern, die die Nachhaltigkeit längst auch für ihre Partei entdeckt haben: "Die grün-ethischen Umweltvertreter und die christlichen Konservativen", folgert Caroline Fetscher, "sind einander näher gerückt, als beide Fraktionen bisher wahrhaben wollen."
Wenn es nach den Feuilletons ginge, wäre die unmögliche Koalition aus CDU, FDP und Grünen also längst geschmiedet.
Doch natürlich geht es nicht nach dem Willen des Feuilletons - auch wenn die Medien in diesem Land insgesamt natürlich viel zu einflussreich sind…
Das zumindest hat Gerhard Schröder lautstark verkündet. DER SPIEGEL erzählt in seiner aktuellen Sonderausgabe - etwas selbstgefällig - eine weitere Anekdote von der großen Wut des Kanzlers. Schröder soll am Sonntag im Willy-Brandt-Haus einem der Reporter des Nachrichten-Magazins kräftig die Meinung gegeigt haben: "Gerade Ihnen muss ich jetzt mal sagen, Ihre Zunft muss aufpassen."
Der alttestamentarische Zorn des Bundeskanzlers wird unterschiedlich interpretiert. Lothar Müller erklärt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, dass Gerhard Schröder sich mit seinem "eigenartig enthemmten Auftritt" in der Berliner Elefantenrunde im Grunde genommen wieder einmal als Medienprofi gezeigt habe: "Der bissige Geist einer Kampagne in der Boulevardzeitung schien in diesem bellenden Kanzler Gestalt angenommen zu haben."
Joachim Huber analysiert derweil im TAGESPIEGEL minutiös das Geschehen am Wahlabend - und kommt zu dem Schluss, dass Gerhard Schröder mit seinen verbalen Ausfällen vor allem das eigene Wahlergebnis verschönern wolle: Er konstruiere einen Sieg, so Huber, "der gegen das Runterschreiben und Runtersenden der Sozialdemokraten und ihres Kanzlers durch die Medien erkämpft werden musste."
Nach der Wahl ist vor der Wahl: Die Politik beherrscht die Feuilletons, und die wirklich wichtigen Themen werden an den Rand gedrängt! Beinahe hätten wir zum Beispiel übersehen, dass die TAZ sich in die Debatte um Goethes "Nachtlied" bzw. Kleists spätere Bearbeitung eingemischt hat.
Jürgen Berger fasst den Streit zwischen dem Stroemfeld-Verlag und der FAZ über die Ergebnisse der jüngsten literarhistorischen Forschungen zusammen - und geben wir es doch offen zu: Angesichts solcher schwerwiegender Dispute ist die Frage nach der nächsten Regierung natürlich reine Nebensache.
Torsten Gellner beschreibt im TAGESSPIEGEL den öffentlich-rechtlichen Kleinkrieg um das Copyright - und erinnert an den wahren Wortschöpfer: Im Oktober 2004 hielt der Bürgermeister von Dormagen, Reinhard Hauschild, in seiner Stadt ein Plädoyer für eine schwarz-gelb-grüne Zusammenarbeit, die er als "Jamaika-Koalition" anpries. Allerdings, erklärt Torsten Gellner: "ohne Erfolg".
In der Tageszeitung DIE WELT widmet sich Michael Pilz der Metapher der Stunde. In einem äußerst lesenswerten Text fasst er die bis heute erfolgreiche Geschichte des Reggae zusammen, mit dem sich neuerdings vor allem "die Hoffnung auf eine sanfte Globalisierung" verbinde. Genau die gleiche Sehnsucht habe den "Jamaika-Faktor" in die deutsche Politik gebracht, meint Pilz: "Das Grün möge die Härten der Globalisierung, denen sich Schwarzgelb gern beugen möchte, dämpfen."
Wie realistisch ist die Schwarzlicht-Ampel? In Berlin? Na ja, mal sehen.
Aber in München scheint sich niemand an dem Gedanken zu stören. Max Hägler hat sich für DIE TAGESZEITUNG im Biergarten des Hofbräukellers umgesehen und beobachtet, wie schwarze und grüne Politiker sich beim Bier näher kommen. Aber natürlich nur wenn Innenminister Beckstein gerade nicht in der Nähe ist!
Im TAGESSPIEGEL arbeitet Caroline Fetscher geradezu genüsslich die rückwärtsgewandte Naturromantik in grüner Theorie und Praxis heraus - und zitiert aus den Reden von CDU-Politikern, die die Nachhaltigkeit längst auch für ihre Partei entdeckt haben: "Die grün-ethischen Umweltvertreter und die christlichen Konservativen", folgert Caroline Fetscher, "sind einander näher gerückt, als beide Fraktionen bisher wahrhaben wollen."
Wenn es nach den Feuilletons ginge, wäre die unmögliche Koalition aus CDU, FDP und Grünen also längst geschmiedet.
Doch natürlich geht es nicht nach dem Willen des Feuilletons - auch wenn die Medien in diesem Land insgesamt natürlich viel zu einflussreich sind…
Das zumindest hat Gerhard Schröder lautstark verkündet. DER SPIEGEL erzählt in seiner aktuellen Sonderausgabe - etwas selbstgefällig - eine weitere Anekdote von der großen Wut des Kanzlers. Schröder soll am Sonntag im Willy-Brandt-Haus einem der Reporter des Nachrichten-Magazins kräftig die Meinung gegeigt haben: "Gerade Ihnen muss ich jetzt mal sagen, Ihre Zunft muss aufpassen."
Der alttestamentarische Zorn des Bundeskanzlers wird unterschiedlich interpretiert. Lothar Müller erklärt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, dass Gerhard Schröder sich mit seinem "eigenartig enthemmten Auftritt" in der Berliner Elefantenrunde im Grunde genommen wieder einmal als Medienprofi gezeigt habe: "Der bissige Geist einer Kampagne in der Boulevardzeitung schien in diesem bellenden Kanzler Gestalt angenommen zu haben."
Joachim Huber analysiert derweil im TAGESPIEGEL minutiös das Geschehen am Wahlabend - und kommt zu dem Schluss, dass Gerhard Schröder mit seinen verbalen Ausfällen vor allem das eigene Wahlergebnis verschönern wolle: Er konstruiere einen Sieg, so Huber, "der gegen das Runterschreiben und Runtersenden der Sozialdemokraten und ihres Kanzlers durch die Medien erkämpft werden musste."
Nach der Wahl ist vor der Wahl: Die Politik beherrscht die Feuilletons, und die wirklich wichtigen Themen werden an den Rand gedrängt! Beinahe hätten wir zum Beispiel übersehen, dass die TAZ sich in die Debatte um Goethes "Nachtlied" bzw. Kleists spätere Bearbeitung eingemischt hat.
Jürgen Berger fasst den Streit zwischen dem Stroemfeld-Verlag und der FAZ über die Ergebnisse der jüngsten literarhistorischen Forschungen zusammen - und geben wir es doch offen zu: Angesichts solcher schwerwiegender Dispute ist die Frage nach der nächsten Regierung natürlich reine Nebensache.