Von Kolja Mensing

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" charakterisiert den Papst als Protestanten. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet vom Stand der Debatte um den so genannten Generationenkonflikt in Deutschland. Und der "Spiegel" hat einen Blick in ein Vorabexemplar des neuen Buches des französischen Star-Autors Michel Houellebecq geworfen.
"Der Papst ist Protestant" - zu dieser verblüffenden Einsicht gelangt Edo Reents, der für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG am Wochenende zum Weltjugendjugendtag nach Köln gefahren ist.

Benedikt XVI. sei kein Freund der großen katholischen Kirchenfeier. Stattdessen, so Reents, "gab er das Bild eines Mannes ab, der rituelle Handlungen (…) auf keinen Fall öffentlichkeitswirksam ausschlachten will".

Angesichts dieser evangelischen "Reserviertheit" des Papstes sei es deshalb auch "Unsinn", die nächtliche Andacht vom Sonnabend als "Woodstock" zu bezeichnen: "Vom Starkult kaum eine Spur", meint Reents - und ist sich einig mit seinem Kollegen Dirk Peitz, der in Köln für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG ebenfalls keine Rückgriffe auf die Dramaturgie "popkultureller Massenveranstaltungen" entdecken konnte: "Die Kirche holte sich inszenatorisch nur zurück, was sie eh mal mit erfunden hat."

Ebenfalls in der SZ berichtet Axel Rühle vom Stand der Debatte um den so genannten Generationenkonflikt in Deutschland. Es gehe längst nicht mehr um kulturelle Differenzen, sondern schlicht ums Geld, hat der Autor einigen neuen Veröffentlichungen entnommen.

"Die Jungen merken, dass sie sich ein Aufbegehren gar nicht mehr leisten können. Nur wer sich brav und lange anstellt, bekommt eventuell noch Krümel ab vom jährlich kleiner werden Kuchen", meint Rühle: "Da hilft nur jung bleiben, für immer jung."

Das wollen auch die Menschen in Michel Houellebecqs neuem Roman "Die Möglichkeit einer Insel", der in dieser Woche in Frankreich und zeitgleich auch in deutscher Übersetzung erscheinen soll: Der französische Star-Autor beschreibt darin eine Gesellschaft, in der die Menschen sich durch Klonen dem Alterungsprozess entziehen.

Romain Leick durfte für den SPIEGEL einen Blick in ein Vorabexemplar werfen - und verteidigt das Buch schon mal vorsorglich gegen schlechte Kritiken: "Nur weil Houellebecq mit aufreizender Flachheit eine flache, sich zu Grunde richtende Welt beschreibt, ist das Ergebnis nicht selbst flach und hohl."

Der FOCUS hat offenbar noch keine Einsicht in den Roman erhalten - und Manfred Weber muss sich darum an den kleinen Skandal halten, den eine Biografie des Autors in Frankreich ausgelöst hat. Auch Houellebecq selbst will nämlich nicht alt werden: Er hat sich zwei Jahre jünger gemacht, als er wirklich ist - und einige weitere Angaben in seinem Lebenslauf behutsam korrigiert.

Nun, das ist vergleichsweise harmlos. In einer kurzen Meldung berichtet der FOCUS jetzt von einem regelrechten Bestsellerschwindel. Es geht dabei um ein Buch mit dem schönen Titel "Ich habe Finanzgeschichte geschrieben". Verfasst hat es Reinfried Pohl, Geld-Experte und Vorstand der Deutschen Vermögensberatung AG.

Weil er den Erfolg seines Werkes nicht dem Zufall überlassen wollte, hat Pohl mehr als 30.000 Gutscheine über je fünf Exemplare an deutsche Vermögensberater verteilt.

"Es ist nicht illegitim, sein eigenes Buch zu kaufen und zu verschenken", fasst der FOCUS die juristischen Aspekte des Falls Schulter zuckend zusammen, kann sich über das Gelingen der Pohlschen Marketingstrategie allerdings nicht wirklich freuen: Auch in der hauseigenen Bestenliste hielt sich der Titel gleich neun Wochen lang.

Der Schriftsteller Jochen Lottmann vermutet übrigens origineller Weise, dass auch der Erfolg von Wim Wenders unverdient ist.

Der Regisseur, dessen neuer Film "Don’t Come Knocking" in dieser Woche in den Kinos anläuft, sei das "Feigenblatt" des "semi-korrupten Systems der deutschen Filmförderung", behauptet Lottmann in einem äußerst unterhaltsamen Beitrag im SPIEGEL.

Munter schimpft er über den 60-jährigen Wenders und seine Altersgenossen, deren "pseudopoetische Machwerke" mit staatlichen Geldern geschmiert würden: "Mit den Mitteln, die die Generation Cannes in 30 Jahren kassiert hat", behauptet Lottmann, "könnte man "Live Aid" ersetzen und halb Afrika wieder aufbauen."

Ist natürlich Quatsch, liest man aber gerne.