Von Kolja Mensing
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung gratuliert "Reader’s Digest" zur 1000. Ausgabe. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass nur wenige Stunden nach Erscheinen des neuen Harry Potter bereits illegale Kopien im Internet aufgetaucht sind. Und ebenfalls in der SZ ist zu lesen, dass sich Frankreich in hellem Aufruhr befindet, weil PepsiCola den einheimischen Joghurthersteller Danone übernehmen will.
Unverzeihlich eigentlich, aber "Reader’s Digest" wird für diese Presseschau nicht ausgewertet. Dabei gehört das Magazin als mehr als hundert Millionen Lesern zu den weltweit erfolgreichsten Druckerzeugnissen. Thomas Thiel gratuliert in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG jetzt zur 1000. Ausgabe - und freut sich über den Slogan auf dem Titelblatt, der "Artikel von bleibendem Wert" verspricht:
"Reader’s Digest, das ist etwas für die Ewigkeit. "
Das hehre Kulturgut Buch erlebt dagegen einen rapiden Wertverlust. Jüngstes Beispiel ist der neue "Harry Potter". Nur Stunden nach dem Verkaufsstart waren bereits illegale Kopien im Internet aufgetaucht, berichtet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Zhou Derong kann diese Meldung in der FAZ noch einmal toppen: In China sei eine gedruckte Raubkopie noch vor dem Original erschienen.
Unlizensierte DVDs mit Hollywoodfilmen bekomme man am Straßenrand ohnehin schon länger zu Dumpingpreisen angeboten: "Die chinesische Raubkopie-Industrie macht vor nichts halt, sondern richtet sich einzig und allein nach der Nachfrage", weiß Zhou Derong und verweist auf die globale Dimension dieses Schwarzmarkts: "Die Hintermänner leben in Paris oder Madrid, in Tokio oder in Moskau."
Auch in Frankreich bekommt man die Auswirkungen der Globalisierung zu spüren.
Ausgerechnet der amerikanische Konzern PepsiCola droht den einheimischen Joghurthersteller Danone zu übernehmen. Die Nation ist in hellem Aufruhr - dabei ist das Unternehmen keinesfalls so französisch, wie man es gerne hätte.
"Danone wurde 1919 von einem aus Griechenland stammenden Olivenölhändler in Barcelona gegründet", erklärt Johannes Willms in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens sei dann zunächst in den USA fortgesetzt worden und habe erst 1967 durch den Ankauf des Industriekäseherstellers Gervais seinen blauweißroten Anstrich bekommen.
Solche Fakten gehen leicht unter. Unvergessen dagegen ist der Ausruf des verstorbenen Firmenchefs Antoine Riboud, den Johannes Wills jetzt vergnügt zitiert: "Danone ist wie die Kathedrale von Chartres, und die Kathedrale von Chartres kann man nicht kaufen."
Andere tun sich leichter mit dem Ausverkauf der nationalen Kultur.
Der japanische Verlag "Tokyopop" hat ein Tochterunternehmen in Hamburg gegründet, um seine Mangas auf den deutschen Markt zu drücken.
Dabei setzt er vor allem auf Käuferinnen, wie Brigitte Helbling in der BERLINER ZEITUNG berichtet: Im Gegensatz zu amerikanischen und europäischen Comics werden Mangas vor allem von Mädchen gelesen.
"Kummerkasten-Geschichten made in Japan, die etwas von Schülerinnen erzählen, die als "bezahlte Begleitung" in Vergnügungsvierteln ihr Taschengeld aufbessern - was hier verhandelt wird", erklärt Brigitte Helbling die Anziehungskraft der Bildgeschichten, "war bisher vorwiegend das Terrain von Foto-Love-Storys in Popmagazinen."
Während die Grenzen der internationalen Märkte immer durchlässiger werden, verhärten sich andere Fronten allerdings umso mehr.
Regina Mönch erinnert in der FAZ noch einmal an einen Skandal vom Anfang dieses Jahres, als die brandenburgische Landesregierung den Völkermord an den Armeniern durch die Türken auf den Lehrplan für den Geschichtsunterricht setzte.
Wütend protestierte damals die Türkei, und Brandenburg gab nach - aber nur vorläufig. In einer neuen "Handreichung für Geschichtslehrer", in der es um "Staatliche Gewaltverbrechen im 20. Jahrhundert" geht, ist dem Genozid an Armeniern ein eigenes Kapitel gewidmet.
Unter anderem ist dort auch die offizielle Stellungnahme der Türkei zum Streit um die Aufnahme des Stoffes in den Lehrplan abgedruckt: "Ein interessantes Lehrbeispiel", meint Regine Mönch, "für europäische Standards der Gedenk- und Erinnerungspolitik, denen sich der Beitragskandidat Türkei offensichtlich hartnäckig verweigert."
"Reader’s Digest, das ist etwas für die Ewigkeit. "
Das hehre Kulturgut Buch erlebt dagegen einen rapiden Wertverlust. Jüngstes Beispiel ist der neue "Harry Potter". Nur Stunden nach dem Verkaufsstart waren bereits illegale Kopien im Internet aufgetaucht, berichtet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Zhou Derong kann diese Meldung in der FAZ noch einmal toppen: In China sei eine gedruckte Raubkopie noch vor dem Original erschienen.
Unlizensierte DVDs mit Hollywoodfilmen bekomme man am Straßenrand ohnehin schon länger zu Dumpingpreisen angeboten: "Die chinesische Raubkopie-Industrie macht vor nichts halt, sondern richtet sich einzig und allein nach der Nachfrage", weiß Zhou Derong und verweist auf die globale Dimension dieses Schwarzmarkts: "Die Hintermänner leben in Paris oder Madrid, in Tokio oder in Moskau."
Auch in Frankreich bekommt man die Auswirkungen der Globalisierung zu spüren.
Ausgerechnet der amerikanische Konzern PepsiCola droht den einheimischen Joghurthersteller Danone zu übernehmen. Die Nation ist in hellem Aufruhr - dabei ist das Unternehmen keinesfalls so französisch, wie man es gerne hätte.
"Danone wurde 1919 von einem aus Griechenland stammenden Olivenölhändler in Barcelona gegründet", erklärt Johannes Willms in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens sei dann zunächst in den USA fortgesetzt worden und habe erst 1967 durch den Ankauf des Industriekäseherstellers Gervais seinen blauweißroten Anstrich bekommen.
Solche Fakten gehen leicht unter. Unvergessen dagegen ist der Ausruf des verstorbenen Firmenchefs Antoine Riboud, den Johannes Wills jetzt vergnügt zitiert: "Danone ist wie die Kathedrale von Chartres, und die Kathedrale von Chartres kann man nicht kaufen."
Andere tun sich leichter mit dem Ausverkauf der nationalen Kultur.
Der japanische Verlag "Tokyopop" hat ein Tochterunternehmen in Hamburg gegründet, um seine Mangas auf den deutschen Markt zu drücken.
Dabei setzt er vor allem auf Käuferinnen, wie Brigitte Helbling in der BERLINER ZEITUNG berichtet: Im Gegensatz zu amerikanischen und europäischen Comics werden Mangas vor allem von Mädchen gelesen.
"Kummerkasten-Geschichten made in Japan, die etwas von Schülerinnen erzählen, die als "bezahlte Begleitung" in Vergnügungsvierteln ihr Taschengeld aufbessern - was hier verhandelt wird", erklärt Brigitte Helbling die Anziehungskraft der Bildgeschichten, "war bisher vorwiegend das Terrain von Foto-Love-Storys in Popmagazinen."
Während die Grenzen der internationalen Märkte immer durchlässiger werden, verhärten sich andere Fronten allerdings umso mehr.
Regina Mönch erinnert in der FAZ noch einmal an einen Skandal vom Anfang dieses Jahres, als die brandenburgische Landesregierung den Völkermord an den Armeniern durch die Türken auf den Lehrplan für den Geschichtsunterricht setzte.
Wütend protestierte damals die Türkei, und Brandenburg gab nach - aber nur vorläufig. In einer neuen "Handreichung für Geschichtslehrer", in der es um "Staatliche Gewaltverbrechen im 20. Jahrhundert" geht, ist dem Genozid an Armeniern ein eigenes Kapitel gewidmet.
Unter anderem ist dort auch die offizielle Stellungnahme der Türkei zum Streit um die Aufnahme des Stoffes in den Lehrplan abgedruckt: "Ein interessantes Lehrbeispiel", meint Regine Mönch, "für europäische Standards der Gedenk- und Erinnerungspolitik, denen sich der Beitragskandidat Türkei offensichtlich hartnäckig verweigert."