Von Kolja Mensing

Die „SZ“ ist von dem in den USA angelaufenen Remake der Kult-Serie „Einsatz in Manhattan“ enttäuscht. Die „TAZ“ bespricht eine Ausstellung des Schanghaier Videokünstlers Yang Fudon in der Kunsthalle Wien. Und die „Welt“ fragt: Was wäre eigentlich, wenn der nächste Papst aus China käme?
Die „SZ“ ist von dem in den USA angelaufenen Remake der Kult-Serie „Einsatz in Manhattan“ enttäuscht. Die „TAZ“ bespricht eine Ausstellung des Schanghaier Videokünstlers Yang Fudon in der Kunsthalle Wien. Und die „Welt“ fragt: Was wäre eigentlich, wenn der nächste Papst aus China käme?

Das ist doch eine gute Nachricht: Kojak ist zurück. Die Neuauflage der Kult-Serie „Einsatz in Manhattan“ ist gerade erst in den USA angelaufen. Leider ist zumindest die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG von dem Remake ziemlich enttäuscht.

Der afroamerikanische Schauspieler Ving Rhames – man kennt ihn als kaltblütigen Killer aus „Pulp Fiction“ – hat Telly Savalas in der Hauptrolle abgelöst, und, nein, Carla Palm ist gar nicht begeistert: „Mit dem Original-Kojak verbinden ihn höchstens die Vollglatze, seine Vorliebe für Nadelstreifenanzüge und zuckersüße Lollipops.“

Na, immerhin. Ansonsten zeichnet sich der legendäre Cop in der neuen Besetzung offenbar vor allem durch ein äußerst brutales Vorgehen und ein Faible für Lynchjustiz aus.

In Deutschland wäre die Serie ein Fall für den Rundfunkrat, meint die Autorin. In den Vereinigten Staaten dagegen sei sie mit ihrem Bekenntnis zur Blutrache einfach nur ein weiteres Beispiel dafür, „dass die Amerikaner für eine vermeintlich gute Sache vieles in Kauf nehmen“.

Ein ähnlicher Vorwurf trifft derzeit Rudi Dutschke. Der Vordenker der Studentenrevolte habe mit seinem theoretischen Bekenntnis zur Gewalt den Terror der RAF vorgearbeitet, behauptet eine umstrittene Studie des Hamburger Instituts für Sozialforschung.

Die TAZ hat das zum Anlass für eine kleine Reihe von Debattenbeiträgen genommen. In der aktuellen Ausgabe schreibt der Historiker Stephan Schlak nun über die „Nach-Achtundsechziger“, die sich heute mit allerlei ironischen Volten aus der Verantwortung für die eigene Vergangenheit stehlen wollen.

„Scheinbar muss die Linke sich heute von Rudi distanzieren, um ihre BRD-Anschlussfähigkeit nicht aufs Spiel zu setzen“, meint Schlack mit leicht gehässigem, aber durchaus berechtigtem Unterton.

Wie auch immer: Der Anschluss ist erfolgreich vollzogen worden, und die Bundesrepublik Deutschland ist sicher längst kein Land im Umbruch mehr. Ganz im Gegensatz zu China!

Susanne Messmer hat für die TAZ in der Kunsthalle Wien eine Ausstellung des Schanghaier Videokünstlers Yang Fudon gesehen – und in seinen Arbeiten einen starken religiösen Zug ausgemacht: „Wie viele Kreative seines Alters in China heute“, schreibt die Rezensentin, „hat Yang Fudon den Taoismus als subversives Gegenprogramm zu Konfuzianismus, Kommunismus und Kapitalismus wiederentdeckt.“

Der Gedanke, dass ein gesellschaftlicher Wandel zu einer gesteigerten spirituellen Nachfrage führt, ist nun nicht neu – äußerst originell ist allerdings das Gedankenspiel, dass Paul Badde im Kulturteil der WELT ebenfalls mit Blick nach Asien anstellt: Was wäre eigentlich, fragt der Italien-Korrespondent der Zeitung, wenn der nächste Papst aus China käme?

Zwar liegt der katholische Bevölkerungsanteil im Reich der Mitte gerade mal bei einem Prozent, aber der Trend ist steigend: Rund 100.000 Chinesen lassen sich jedes Jahr taufen. Und Badde hat sogar bereits einen Kandidaten für das höchste Kirchenamt im Blick: Josef Zen Ze-Kiun, den engagierten Bischof von Hongkong.

„Die Folgen wären unabsehbar, wenn ein Mann aus China über die Brüstung des Vatikans und so auf die Welt und nach China schauen würde, wie Karol Woytila nach seiner Wahl 1978 auf die Welt und nach Polen zurück geblickt hat“, meint Paul Badde: „Im Land der Mitte“, fügt er hinzu, „würden viele Dämme brechen.“

Zunächst wird man sich in China allerdings wohl weiterhin an die kleinen Veränderungen halten, die mit den Innovationen auf dem High-Tech-Markt einhergehen. In Schanghai, berichtet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, haben soeben die Dreharbeiten zu Chinas erstem Handy-Film begonnen: einer fünfteiligen Soap Opera über zwei befreundete Motorradfahrer, die die gleiche Frau lieben.

„Die Technik“, erfahren wir, „war hier schneller als die Repression: Für das neue Medienformat gibt es noch keine gesetzlichen Bestimmungen“. Und das heißt konkret: Es gibt keine Zensur.

Der chinesische Kulturrevolutionär von morgen wird also auf jeden Fall ein Handy besitzen. Dass er auch die Kommunion empfängt, klingt trotz allem doch eher unwahrscheinlich.