Von Kolja Mensing
Wie die Idee eines "digitalen Radiergummis" zu bewerten ist, fragt die "Süddeutsche Zeitung". Die "Faz" beschäftigt sich mit dem zunehmenden Konsum des längst totgesagten Mediums Fernsehen – Tendenz weiter steigend.
Das Netz muss das Vergessen lernen: Das fordert Viktor Mayer-Schönberger, ein österreichischer Jurist, der das Oxford Internet Institute leitet. Er befürchtet, dass die Menschheit über kurz oder lang in den Datenfluten ertrinken wird – und seine Forderung nach einem Verfallsdatum für elektronisch gespeicherte Informationen kommt bei Politikern gut an: Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziére zum Beispiel hat sich Mayer-Schönbergers Idee eines "digitalen Radiergummis" bereits zu Eigen gemacht.
Dass die Gefahr besteht, die Kontrolle über die eigene Datenspur im Netz zu verlieren, ist keine Frage. Trotzdem wehrt sich Niklas Hofmann in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vehement gegen die romantische Vorstellung eines "segensreichen Vergessens": Seiner Meinung nach hat die Forderung, den Einzelnen von der Last seiner digitalen Erinnerungen zu befreien, eine "schwer antiaufklärerische Schlagseite". Sie führt nicht zu einer "befreienden Erinnerungslosigkeit", sondern, so Hofmann, zu "Verschwommenheit", "Ungewissheit" und "einer partiellen Rückkehr zum Glauben und Ahnen".
Fragt sich nur, wann die Menschen überhaupt dazu kommen, ihre Daten im Internet abzulegen. Wenn man den aktuellen Zahlen von Mediacontrol glauben darf, verbringen die Deutschen ihre Freizeit nämlich nicht am Computermonitor, sondern in Gesellschaft eines Traditionsmediums: Drei Stunden, 43 Minuten pro Tag, das war hierzulande der durchschnittliche Fernsehkonsum im vergangenen Jahr – Tendenz steigend.
Diese Meldung lässt sich natürlich kein Medienredakteur entgehen – und angesichts der steigenden Beliebtheit der guten alten Flimmerkiste ist es wohl nur angemessen, dass die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG gleich eine halbe Seite für ein Interview mit Peter Frey leergeräumt hat, dem neuen ZDF-Chefredakteur.
Der ahnt vermutlich, dass der scheinbar ungebrochene Erfolg des Fernsehens in erster Linie die Folge einer hoffnungslos überalterten Gesellschaft ist – und dass unter den Zuschauern kaum noch jemand unter vierzig ist. Frey setzt darum auf die Ideen der jüngeren Redakteure – sie sollen die Themen, die sie zu Hause mit Freunden und der Familie besprechen, doch einfach mal mit ins Programm bringen:
"Da gibt es eine Relevanzfalle"," erklärt der Chefredakteur:""Als ob das, was einen direkt angeht, nicht groß und bedeutend genug sei."
Die privaten Fernsehsender haben einen anderen Weg gewählt, um dieser Bedeutsamkeitsfalle zu entkommen: Sie bestreiten ihre Dokusoaps und Realityshows hauptsächlich mit Protagonisten, die sich selbst für super relevant halten. Der neueste Casting-Erfolg: Wenn bei RTL nächste Woche die fünfte Staffel von "Ich bin ein Star – holt mich hier raus" anläuft, wird aller Voraussicht nach auch Rainer Langhans ins "Dschungelcamp" einziehen. Für das ehemalige Mitglied der Kommune 1 ist das nur konsequent – eine Neuauflage der eigenen Ideen von "68":
""In der Ur-Kommune haben wir uns damals ebenfalls in totaler Isolation nur mit uns selbst beschäftigt","
erklärt der mittlerweile siebzig Jahre alte Rainer Langhans im Interview mit dem Berliner TAGESSPIEGEL.
Tatsächlich will er sich jedoch weniger mit sich selbst als mit den übrigen Teilnehmern beschäftigten: Seiner Meinung nach hat das "Dschungelcamp" das Potenzial, ein echtes Umerziehungslager zu werden, in dem Menschen, so Langhans wörtlich,
""die große Probleme mit der Gesellschaft haben, Grundbegriffe des Zusammenlebens beigebogen kriegen"."
Klingt ganz so, also ob RTL die ideale Besetzung für die Rolle des irren Urwald-Diktators gefunden hat - der Viertel-Prominente wie die Schauspielerin Katy Karrenbauer oder den Rapper Kay One so lange in seiner Macht behalten wird, bis sie eingesehen haben, dass sie – so Langhans – "nicht wirklich lebendig und liebesfähig" sind.
Kann das nicht bitte jetzt schon einmal jemand löschen?
Dass die Gefahr besteht, die Kontrolle über die eigene Datenspur im Netz zu verlieren, ist keine Frage. Trotzdem wehrt sich Niklas Hofmann in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vehement gegen die romantische Vorstellung eines "segensreichen Vergessens": Seiner Meinung nach hat die Forderung, den Einzelnen von der Last seiner digitalen Erinnerungen zu befreien, eine "schwer antiaufklärerische Schlagseite". Sie führt nicht zu einer "befreienden Erinnerungslosigkeit", sondern, so Hofmann, zu "Verschwommenheit", "Ungewissheit" und "einer partiellen Rückkehr zum Glauben und Ahnen".
Fragt sich nur, wann die Menschen überhaupt dazu kommen, ihre Daten im Internet abzulegen. Wenn man den aktuellen Zahlen von Mediacontrol glauben darf, verbringen die Deutschen ihre Freizeit nämlich nicht am Computermonitor, sondern in Gesellschaft eines Traditionsmediums: Drei Stunden, 43 Minuten pro Tag, das war hierzulande der durchschnittliche Fernsehkonsum im vergangenen Jahr – Tendenz steigend.
Diese Meldung lässt sich natürlich kein Medienredakteur entgehen – und angesichts der steigenden Beliebtheit der guten alten Flimmerkiste ist es wohl nur angemessen, dass die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG gleich eine halbe Seite für ein Interview mit Peter Frey leergeräumt hat, dem neuen ZDF-Chefredakteur.
Der ahnt vermutlich, dass der scheinbar ungebrochene Erfolg des Fernsehens in erster Linie die Folge einer hoffnungslos überalterten Gesellschaft ist – und dass unter den Zuschauern kaum noch jemand unter vierzig ist. Frey setzt darum auf die Ideen der jüngeren Redakteure – sie sollen die Themen, die sie zu Hause mit Freunden und der Familie besprechen, doch einfach mal mit ins Programm bringen:
"Da gibt es eine Relevanzfalle"," erklärt der Chefredakteur:""Als ob das, was einen direkt angeht, nicht groß und bedeutend genug sei."
Die privaten Fernsehsender haben einen anderen Weg gewählt, um dieser Bedeutsamkeitsfalle zu entkommen: Sie bestreiten ihre Dokusoaps und Realityshows hauptsächlich mit Protagonisten, die sich selbst für super relevant halten. Der neueste Casting-Erfolg: Wenn bei RTL nächste Woche die fünfte Staffel von "Ich bin ein Star – holt mich hier raus" anläuft, wird aller Voraussicht nach auch Rainer Langhans ins "Dschungelcamp" einziehen. Für das ehemalige Mitglied der Kommune 1 ist das nur konsequent – eine Neuauflage der eigenen Ideen von "68":
""In der Ur-Kommune haben wir uns damals ebenfalls in totaler Isolation nur mit uns selbst beschäftigt","
erklärt der mittlerweile siebzig Jahre alte Rainer Langhans im Interview mit dem Berliner TAGESSPIEGEL.
Tatsächlich will er sich jedoch weniger mit sich selbst als mit den übrigen Teilnehmern beschäftigten: Seiner Meinung nach hat das "Dschungelcamp" das Potenzial, ein echtes Umerziehungslager zu werden, in dem Menschen, so Langhans wörtlich,
""die große Probleme mit der Gesellschaft haben, Grundbegriffe des Zusammenlebens beigebogen kriegen"."
Klingt ganz so, also ob RTL die ideale Besetzung für die Rolle des irren Urwald-Diktators gefunden hat - der Viertel-Prominente wie die Schauspielerin Katy Karrenbauer oder den Rapper Kay One so lange in seiner Macht behalten wird, bis sie eingesehen haben, dass sie – so Langhans – "nicht wirklich lebendig und liebesfähig" sind.
Kann das nicht bitte jetzt schon einmal jemand löschen?