Von Kolja Mensing
Mit dem türkischen Schriftsteller Doğan Akhanli, der sich für die Aussöhnung von Türken, Kurden und Armeniern engagiert, sprach nach seiner Haftentlassung die "SZ". Die Umbenennung des Adolf-Grimme-Instituts in Grimme-Institut hinterfragt "Die Welt". "Eine illustre Runde", nennt die "FAZ" eine Reisegruppe von rechten europäischen Politikern, die gemeinsam Israel besuchten.
"Man fühlt sich wie in der Hölle", "
erklärt Doğan Akhanli der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG – wenige Tage nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis. Der türkische Schriftsteller, der einen deutschen Pass besitzt und seit vielen Jahren in Köln lebt, war im Sommer in Istanbul verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im Jahre 1989 einen Raubmord begangen zu haben – und obwohl Zeugen ihn längst entlastet haben, kam er für vier Monate in Untersuchungshaft. Er sehe sich allerdings nicht nur als Opfer, erklärt Akhanli:
" "Die türkische Justiz hat mich auch zum Zeugen gemacht in diesen vier Monaten. Ich habe so viel Unrecht gesehen, junge Menschen, die nur deshalb im Gefängnis saßen, weil sie Kurden sind, mit haltlosen Anklagen."
Akhanli engagiert sich für die Aussöhnung von Türken, Kurden und Armeniern. Das ist vermutlich einer der Gründe, warum er ins Visier der Strafverfolgungsbehörden der Türkei geraten ist – seines Ex-Heimatlandes, von dem er sich jetzt noch einmal deutlich distanziert:
"Ich bin ja ein Stück Deutscher geworden. Nicht nur wegen meines Ausweises. Ich schätze es, wie Deutschland trotz seiner ungeheuerlichen Verbrechen in seiner Vergangenheit gezeigt hat, dass man daraus lernen und etwas anderes machen kann."
In der Türkei dürfte Doğan Akhanli sich mit so einem Bekenntnis keine Freunde machen. In seinem neuen Heimatland allerdings wird man es gerne hören: die sogenannte Vergangenheitsbewältigung, das ist Teil der deutschen Leitkultur, auch wenn sie manchmal kuriose Formen annimmt. Da ist zum Beispiel das Adolf-Grimme-Institut. Die renommierte Forschungsstelle soll nach der Fusion mit dem Europäischen Zentrum für Medienkompetenz von dieser Woche an nur noch Grimme-Institut heißen. Kurz: "Adolf" wird gestrichen. Es handele sich dabei um "eine Verschlankung, die Name und Logo markanter machen soll", zitiert der SPIEGEL den Institutsleiter Uwe Kammann – und deutet an, dass der wahre Grund für die intern umstrittene Umbenennung offenbar die historische Vorbelastung des Vornamens "Adolf" sei.
Die Tageszeitung DIE WELT schüttelt den Kopf über so viel Angst vor dem Nachhall der Vergangenheit in einem Vornamen:
"Es gibt sehr gute Gründe dafür, sein Kind lieber Adrian als Adolf zu nennen. Aber muss man den lange vor Hitler beliebten Namen aus dem Raum der Erinnerung verdrängen, bis am Ende nur Hitler und Eichmann als berühmte Namensträger übrigbleiben?"
fragt Andreas Rosenfelder – und weist darauf hin, dass besagter Adolf Grimme in den dreißiger Jahren als Sozialdemokrat von den Nazis ins Zuchthaus gesperrt worden sei.
Doch mehr als Hitler ist anscheinend nicht geblieben: Die sogenannte jüngere Vergangenheit ist in die Jahre gekommen - und mittlerweile werden auf dem geschichtspolitischen Feld erstaunliche Allianzen geschlossen. So hat der deutsche Politiker René Stadtkewitz, der nach seinem Ausschluss aus der CDU die rechtspopulistische Partei "Die Freiheit" gegründet hat, gerade erst Israel besucht. Mit dabei war waren deutsche und europäische Gesinnungsgenossen, unter anderem Filip Dewinter vom belgischen "Vlaams Belang" und Heinz-Christian Strache von der FPÖ.
"Eine illustre Runde", kommentiert Lorenz Jäger in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Schon seit einiger Zeit könne man beobachten, dass die europäische Rechte nach Kontakten in Israel suche. Die gemeinsame Reise, bei der die Politiker unter anderem auch eine Siedlung im Westjordanland besucht hätten, sei ein strategischer Schachzug gewesen, so Jäger:
"Sie ist die Fortsetzung des Kampfes gegen die Moscheen mit anderen Mitteln. Nach der schlichten Maxime: Der Feind meines Feindes ist mein Freund."
Früher sprach man von "Aussöhnung", wenn deutsche Politiker nach Israel fuhren – mit Blick auf die Vergangenheit. Heute geht es offenbar darum, Kampfgefährten für die Schlachten von Morgen zu gewinnen.
erklärt Doğan Akhanli der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG – wenige Tage nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis. Der türkische Schriftsteller, der einen deutschen Pass besitzt und seit vielen Jahren in Köln lebt, war im Sommer in Istanbul verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im Jahre 1989 einen Raubmord begangen zu haben – und obwohl Zeugen ihn längst entlastet haben, kam er für vier Monate in Untersuchungshaft. Er sehe sich allerdings nicht nur als Opfer, erklärt Akhanli:
" "Die türkische Justiz hat mich auch zum Zeugen gemacht in diesen vier Monaten. Ich habe so viel Unrecht gesehen, junge Menschen, die nur deshalb im Gefängnis saßen, weil sie Kurden sind, mit haltlosen Anklagen."
Akhanli engagiert sich für die Aussöhnung von Türken, Kurden und Armeniern. Das ist vermutlich einer der Gründe, warum er ins Visier der Strafverfolgungsbehörden der Türkei geraten ist – seines Ex-Heimatlandes, von dem er sich jetzt noch einmal deutlich distanziert:
"Ich bin ja ein Stück Deutscher geworden. Nicht nur wegen meines Ausweises. Ich schätze es, wie Deutschland trotz seiner ungeheuerlichen Verbrechen in seiner Vergangenheit gezeigt hat, dass man daraus lernen und etwas anderes machen kann."
In der Türkei dürfte Doğan Akhanli sich mit so einem Bekenntnis keine Freunde machen. In seinem neuen Heimatland allerdings wird man es gerne hören: die sogenannte Vergangenheitsbewältigung, das ist Teil der deutschen Leitkultur, auch wenn sie manchmal kuriose Formen annimmt. Da ist zum Beispiel das Adolf-Grimme-Institut. Die renommierte Forschungsstelle soll nach der Fusion mit dem Europäischen Zentrum für Medienkompetenz von dieser Woche an nur noch Grimme-Institut heißen. Kurz: "Adolf" wird gestrichen. Es handele sich dabei um "eine Verschlankung, die Name und Logo markanter machen soll", zitiert der SPIEGEL den Institutsleiter Uwe Kammann – und deutet an, dass der wahre Grund für die intern umstrittene Umbenennung offenbar die historische Vorbelastung des Vornamens "Adolf" sei.
Die Tageszeitung DIE WELT schüttelt den Kopf über so viel Angst vor dem Nachhall der Vergangenheit in einem Vornamen:
"Es gibt sehr gute Gründe dafür, sein Kind lieber Adrian als Adolf zu nennen. Aber muss man den lange vor Hitler beliebten Namen aus dem Raum der Erinnerung verdrängen, bis am Ende nur Hitler und Eichmann als berühmte Namensträger übrigbleiben?"
fragt Andreas Rosenfelder – und weist darauf hin, dass besagter Adolf Grimme in den dreißiger Jahren als Sozialdemokrat von den Nazis ins Zuchthaus gesperrt worden sei.
Doch mehr als Hitler ist anscheinend nicht geblieben: Die sogenannte jüngere Vergangenheit ist in die Jahre gekommen - und mittlerweile werden auf dem geschichtspolitischen Feld erstaunliche Allianzen geschlossen. So hat der deutsche Politiker René Stadtkewitz, der nach seinem Ausschluss aus der CDU die rechtspopulistische Partei "Die Freiheit" gegründet hat, gerade erst Israel besucht. Mit dabei war waren deutsche und europäische Gesinnungsgenossen, unter anderem Filip Dewinter vom belgischen "Vlaams Belang" und Heinz-Christian Strache von der FPÖ.
"Eine illustre Runde", kommentiert Lorenz Jäger in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Schon seit einiger Zeit könne man beobachten, dass die europäische Rechte nach Kontakten in Israel suche. Die gemeinsame Reise, bei der die Politiker unter anderem auch eine Siedlung im Westjordanland besucht hätten, sei ein strategischer Schachzug gewesen, so Jäger:
"Sie ist die Fortsetzung des Kampfes gegen die Moscheen mit anderen Mitteln. Nach der schlichten Maxime: Der Feind meines Feindes ist mein Freund."
Früher sprach man von "Aussöhnung", wenn deutsche Politiker nach Israel fuhren – mit Blick auf die Vergangenheit. Heute geht es offenbar darum, Kampfgefährten für die Schlachten von Morgen zu gewinnen.