Von Kolja Mensing

Mit Drogen jeglicher Art befassen sich die Feuilletons: Da ist der Minister zu Guttenberg, den die "Süddeutsche" als Aufputschmittel der CSU ablehnt. Facebook als Droge am Arbeitsplatz und die Legalisierung des Kiffens in Kalifornien sind weitere Themen.
Reden wir über Drogen. Karl-Theodor zu Guttenberg ist derzeit das beliebteste Aufputschmittel in der deutschen Politik. Der Verteidigungsminister wird als Muntermacher für die müden Massen gehandelt, und wenn es wieder einmal schlimm steht um die Koalition in Berlin, dann reicht es meist schon, wenn die Gerüchte-Dealer im Regierungsviertel seinen Namen in Verbindung mit dem Kanzleramt nennen. Auch seine Partei, die CSU, ist bereits im Rausch – und viele Mitglieder würden Guttenberg lieber heute als morgen zum Parteivorsitzenden machen, in der Hoffnung, dass das rezeptfreie Stimulans nicht nur auf Bundesebene, sondern auch daheim in Bayern Wirkung zeigen möge.

"Ein wirklich törichte Überlegung", meint Heribert Prantl, der eigentlich das Ressort Innenpolitik der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG leitet, diesmal allerdings den Aufmacher für das Feuilleton beisteuert:

"Guttenberg nämlich kann alles Mögliche, vor allem eine gute Figur abgeben, vielleicht hat er auch das Zeug zu einem präsidialen Kanzler, aber den Vorsitz der Kleine-Leute-Partei CSU führen – das kann ein großadliger Multimillionär nicht. (…) Guttenberg als CSU-Chef, das wäre (…) wohl das Ende der Volkspartei CSU."

Droge Nummer zwei: Facebook. Das soziale Netzwerk ist das Suchtmittel des 21. Jahrhunderts. Es ist rezeptfrei überall dort erhältlich, wo es einen Internet-Anschluss gibt, also auch im Büro. Und das wird nicht einmal ungern gesehen: Der Kick, den die Süchtigen bei jedem Klick verspüren, könnte schließlich auch die Arbeitsleistung steigern.

Julia Kimmerle zitiert im Berliner TAGESSPIEGEL eine Studie, nach der mehr als die Hälfte der deutschen Manager glauben, dass "ein kurzer Ausflug auf Facebook durchaus positiv" sei: Mitarbeiter würden motivierter und produktiver sein, wenn sie die Seiten der sozialen Netzwerke auch während der Arbeitszeiten besuchen könnten. Diese Aussagen dürften allerdings nicht ganz objektiv sein – ein großer Teil der befragten Manager gehört vermutlich selbst zum Kreis der User.

Die Nebenwirkungen der "social networks" sind im Übrigen noch nicht besonders gut erforscht. Allmachtsphantasien gehören allerdings auf jeden Fall dazu: Peter Praschl berichtet in der Tageszeitung DIE WELT von einer Facebook-Gruppe mit dem Titel "Cage against the Machine". Ihr einziges Ziel ist, John Cages berühmte Komposition "4’33", die nur aus Stille besteht, im Verlauf der nächsten Wochen auf Platz eins der britischen Charts zu befördern und damit zum Weihnachtshit 2010 zu machen. Knapp 47.000 Mitglieder hat die Gruppe schon, und wenn Sie heute im Büro nichts zu tun haben… Ihr Chef wird es Ihnen nicht übel nehmen.

Droge Nummer drei, das ist in den Feuilletons vom Dienstag Cannabis, auch bekannt als Haschisch oder Marihuana. In Kalifornien ist es Mitte der Neunziger für medizinische Zwecke freigegeben worden. Man braucht ein Rezept, und das stellen die meisten Ärzte gerne aus, für jede beliebige Erkrankung – "von Krebs bis zur Nackenverspannung", berichtet Dorothea Hahn.

Die Amerika-Korrespondentin der TAZ hat sich das Geschäft mit der Hippie-Medizin in Oakland angesehen. In der notorisch unterfinanzierten Stadt ist die weiche Droge zum Wirtschaftsfaktor geworden: Die Ausgabestellen haben im vergangenen Jahr Cannabis im Wert von 28 Millionen Dollar verkauft – und entsprechend hohe Steuern gezahlt. Der Joint füllt die öffentlichen Kassen, und in Oakland setzt man große Hoffnung auf das Referendum "Vorschlag 19", mit dem Marihuana nun auch für – Zitat – " Erholungszwecke" freigegeben werden soll. An diesem Dienstag wird darüber entschieden, und die Chancen, dass das Kiffen in Kalifornien legalisiert wird, stehen nicht einmal schlecht.

Vielleicht wäre das eine Chance für die CSU. Wenn die Glückspille Guttenberg sie nicht retten kann – mit einer liberalen Drogenpolitik könnte die Weißbier-Partei sich immerhin ein neues Profil verschaffen. Bestimmt gibt es bei Facebook schon eine Gruppe zu dem Thema.