Von Kolja Mensing
Die "Frankfurter Rundschau" und die "Süddeutsche Zeitung" berichten über das größte Heavy-Metal-Festival der Welt in Wacken. Die "TAZ" hat sich durch weite Teile der Marx-Engels-Gesamtausgabe gearbeitet. Und "Die Welt" spricht mit dem Regisseur Ridley Scott über dessen neuen Science-Fiction-Film.
Schleswig-Holstein ist nicht St. Tropez. Das Wetter ist darum jedes Jahr wieder Thema auf dem Wacken Open Air, dem größten Heavy-Metal-Festival der Welt. Einer der Berichterstatter hat vorsichtshalber gleich einen Niederschlagsmesser eingesteckt: 59 Liter Regen pro Quadratmeter musste der norddeutsche Boden bereits in der Woche vor dem Festival einstecken, meldet Oliver Schreibvogel in der FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Sein Kollege von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG schildert Szenen einer mit apokalyptisch lauter Musik unterlegten Wasserschlacht:
"Der schlimme Regen hatte eigentlich nie aufgehört. Und dort, wo vor wenigen Tagen noch grünstes Gras war, suppte jetzt dieser braunschwarze Modder, überall wenigstens knöcheltief, durch den die Menschen schwer und schwankend stapften. ... Wohin auch immer sie wollten: der von 80.000 Beinpaaren breiig getretene Schlamm war immer schon da …"
… schreibt Bernd Graff in der SZ und zitiert angesichts der endzeitlichen Eindrücke aus Wacken den berühmten Satz aus Kleists "Marionettentheater":
"So findet sich auch, wenn die Erkenntnis gleichsam durch ein Unendliches gegangen ist, die Grazie wieder ein."
Kurz: Heavy Metal ist erst einmal harte Arbeit.
Das gilt im Übrigen auch für ein gewissenhaftes Studium der marxistischen Grundlagentexte. Auf 114 Doppelbände ist die Marx-Engels-Gesamtausgabe angelegt, die Anfang der 70er-Jahre in der DDR begonnen wurde. Auch heute wird fleißig weiterediert: gedruckte Schriften, Entwürfe, Briefe, Notizen.
"Eine Fundgrube", behauptet Rudolf Walther, der sich für die TAZ offenbar bereits durch weite Teile der Gesamtausgabe hindurchgearbeitet hat. Besonders beeindruckt ist er von den Einblicken in die Marx'sche Theoriewerkstatt: Allein für eine 50 Druckseiten umfassende Artikelfolge über die revolutionäre Bewegung in Spanien hat der Philosoph Bücher von 36 Autoren in fünf Sprachen gelesen und 75 Seiten Exzerpte angefertigt:
"Ein Instant-Journalist", so Rudolf Walther, "war er nicht!"
Aber: Er neigte zu Abschweifungen. Als Marx 1857 in Briefen an Friedrich Engels die erste Weltwirtschaftskrise analysierte und den Weg von der Panik an den Finanzmärkten bis zum "industrial crash" nachzeichnete, streute er immer wieder medizinische Anmerkungen ein. Nicht nur der Kapitalismus kränkelte nämlich, sondern auch sein Freund und Weggefährte Engels. Er litt an einer nicht weiter benannten "Drüsengeschichte", und Marx studierte die einschlägige französische, englische und deutsche Fachliteratur, um eine Ferndiagnose stellen zu können:
"Momentaner Eisenmangel im Blut ist der Grundcharakter Deiner Krankheit."
Dr. Karl Marx, ein Experte für Krisen aller Art: Schade, dass es noch 30 bis 35 Jahre dauern soll, bis die Marx-Engels-Gesamtausgabe zum Abschluss kommt.
Dann lieber nächstes Jahr nach Wacken fahren und zu Heavy-Metal-Musik durch den Urschlamm waten - oder sich in den kommenden Tagen "Prometheus" anschauen, den neuen Science-Fiction-Film von Ridley Scott. Hier bekommen wir zwar nicht den Kapitalismus und die Drüsen erklärt. Aber immerhin geht es um Fragen wie "Woher stammen wir?", "Wozu sind wir auf der Welt?" und "Wohin gehen wir nach unserem Tod?". Diese komplexen Themen - Ursprung der Menschheit, die Schöpfung, Gott, alles, was dazugehört - beschäftigen den Hollywood-Regisseur schon seit längerem, wie er in einem Interview mit der Tageszeitung DIE WELT bekennt. Und er hat tatsächlich Antworten gefunden. Die allerdings erfahren wir in dem Gespräch mit Hanns-Georg Rodek nicht:
"Wenn ich sie Ihnen verrate", so Ridley Scott, "verrate ich ihnen meinen ganzen Film."
Das sind doch gute Nachrichten: Wer Erkenntnis will, muss nicht "durch ein Unendliches gehen", sondern sich einfach nur mal wieder eine Kinokarte kaufen.
Sein Kollege von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG schildert Szenen einer mit apokalyptisch lauter Musik unterlegten Wasserschlacht:
"Der schlimme Regen hatte eigentlich nie aufgehört. Und dort, wo vor wenigen Tagen noch grünstes Gras war, suppte jetzt dieser braunschwarze Modder, überall wenigstens knöcheltief, durch den die Menschen schwer und schwankend stapften. ... Wohin auch immer sie wollten: der von 80.000 Beinpaaren breiig getretene Schlamm war immer schon da …"
… schreibt Bernd Graff in der SZ und zitiert angesichts der endzeitlichen Eindrücke aus Wacken den berühmten Satz aus Kleists "Marionettentheater":
"So findet sich auch, wenn die Erkenntnis gleichsam durch ein Unendliches gegangen ist, die Grazie wieder ein."
Kurz: Heavy Metal ist erst einmal harte Arbeit.
Das gilt im Übrigen auch für ein gewissenhaftes Studium der marxistischen Grundlagentexte. Auf 114 Doppelbände ist die Marx-Engels-Gesamtausgabe angelegt, die Anfang der 70er-Jahre in der DDR begonnen wurde. Auch heute wird fleißig weiterediert: gedruckte Schriften, Entwürfe, Briefe, Notizen.
"Eine Fundgrube", behauptet Rudolf Walther, der sich für die TAZ offenbar bereits durch weite Teile der Gesamtausgabe hindurchgearbeitet hat. Besonders beeindruckt ist er von den Einblicken in die Marx'sche Theoriewerkstatt: Allein für eine 50 Druckseiten umfassende Artikelfolge über die revolutionäre Bewegung in Spanien hat der Philosoph Bücher von 36 Autoren in fünf Sprachen gelesen und 75 Seiten Exzerpte angefertigt:
"Ein Instant-Journalist", so Rudolf Walther, "war er nicht!"
Aber: Er neigte zu Abschweifungen. Als Marx 1857 in Briefen an Friedrich Engels die erste Weltwirtschaftskrise analysierte und den Weg von der Panik an den Finanzmärkten bis zum "industrial crash" nachzeichnete, streute er immer wieder medizinische Anmerkungen ein. Nicht nur der Kapitalismus kränkelte nämlich, sondern auch sein Freund und Weggefährte Engels. Er litt an einer nicht weiter benannten "Drüsengeschichte", und Marx studierte die einschlägige französische, englische und deutsche Fachliteratur, um eine Ferndiagnose stellen zu können:
"Momentaner Eisenmangel im Blut ist der Grundcharakter Deiner Krankheit."
Dr. Karl Marx, ein Experte für Krisen aller Art: Schade, dass es noch 30 bis 35 Jahre dauern soll, bis die Marx-Engels-Gesamtausgabe zum Abschluss kommt.
Dann lieber nächstes Jahr nach Wacken fahren und zu Heavy-Metal-Musik durch den Urschlamm waten - oder sich in den kommenden Tagen "Prometheus" anschauen, den neuen Science-Fiction-Film von Ridley Scott. Hier bekommen wir zwar nicht den Kapitalismus und die Drüsen erklärt. Aber immerhin geht es um Fragen wie "Woher stammen wir?", "Wozu sind wir auf der Welt?" und "Wohin gehen wir nach unserem Tod?". Diese komplexen Themen - Ursprung der Menschheit, die Schöpfung, Gott, alles, was dazugehört - beschäftigen den Hollywood-Regisseur schon seit längerem, wie er in einem Interview mit der Tageszeitung DIE WELT bekennt. Und er hat tatsächlich Antworten gefunden. Die allerdings erfahren wir in dem Gespräch mit Hanns-Georg Rodek nicht:
"Wenn ich sie Ihnen verrate", so Ridley Scott, "verrate ich ihnen meinen ganzen Film."
Das sind doch gute Nachrichten: Wer Erkenntnis will, muss nicht "durch ein Unendliches gehen", sondern sich einfach nur mal wieder eine Kinokarte kaufen.