Von Kolja Mensing
"SZ", "taz" und "Die Welt" würdigen die verstorbene Stimme der Bee Gees, Robin Gibb – nicht ohne Ironie. "FR" und erneut "Die Welt" und "taz" rezensieren Thilo Sarrazins neue Kampfschrift.
Ein Nachruf ohne jedes Pathos:
"Seine Musik war unverkennbar","
schreibt die TAZ über Robin Gibb:
""Als hätte jemand einer Katze auf den Schwanz getreten."
Und auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG blickt eher ironisch auf den verstorbenen Sänger der Bee Gees zurück:
"Unprätentiös und auch ein wenig verspielt harmlos","
urteilt Bernd Graf.
Robin Gibb, das war der Superstar, den zeit seines Lebens niemand so recht ernst nehmen wollte – und dem es darüber hinaus nie gelang, aus dem Schatten seines Zwillingsbruders Barry hinauszutreten. Ein tragisches Künstlerleben, schreibt Dirk Peitz in der Tageszeitung DIE WELT:
""Die Emanzipation ist ihm nie gelungen."
Der König ist tot, es lebe der König: Während Robin Gibbs große Hits in den Tagen nach seinem Tod noch einmal im Radio laufen, versucht der Diskursrocker Thilo Sarrazin mit seiner Kampfschrift "Europa braucht den Euro nicht" an die Erfolge seines Erstlings anzuschließen. An diesem Dienstag kommt das Buch auf den Markt – und Sarrazin braucht natürlich kein Lob, sondern Widerspruch.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU tut ihm den Gefallen gerne:
"Es ist ein widerliches Buch, dem man nur eines wünschen kann: Möge es in den Regalen, auf den Tischen der Buchhandlungen vergammeln!","
wütet Robert von Heusinger, stellvertretender Chefredakteur der Zeitung.
An Sarrazins finanzpolitischen Überlegungen hat von Heusinger einiges auszusetzen. Doch natürlich geht es nicht um die falsche Interpretation von Wirtschaftsdaten – sondern um mutmaßliche Verstöße gegen die politische Korrektheit:
""Da ist er wieder, der hässliche nationalistische Ton","
triumphiert von Heusinger, wenn Sarrazin das effiziente und stabile Nordeuropa gegen einen vermeintlich schludrigen Süden starkmacht:
""Fleißig gegen faul, weiß gegen braun."
Die Tonlage stimmt: Wenn Thilo Sarrazin sich zu Wort meldet, heult das deutsche Feuilleton auf wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten hat. Für die TAZ hat sich der Publizist und Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik in Sarrazins neuem Buch auf Stellensuche gemacht – und auch er ist auf "Ressentiments, Vorurteile und einen gehörigen Schuss Nationalismus" gestoßen.
Völker wie die Griechen oder die Italiener seien – nach Sarrazins Überzeugung – zu "rationalem Wirtschaften" nicht in der Lage und sollten darum die Währungsunion besser verlassen, so fasst Brumlik Sarrazins Position zusammen:
"Ethnische Mentalität als Ursache kapitalistischer Krisen"."
Und trotzdem, Brumlik warnt davor, Thilo Sarrazin und sein neues Buch nicht ernst zu nehmen:
""Allen Ressentiments zum Trotz dürfte [es] auf absehbare Zeit die solideste Begründung einer euroskeptischen bis rechtspopulistischen, ja nationalistischen Agenda bleiben."
So richtig gut findet "Europa braucht den Euro nicht" eigentlich nur einer – und auch das hätte man sich fast denken können: Henryk M. Broder, der Dauerquerulant des deutschen Feuilletons, stärkt Sarrazin in der WELT den Rücken.
Ganz konkret geht es um die Stelle, an der den deutschen Befürwortern der Eurobonds unterstellt wird, dass sie mit ihrer Großzügigkeit Buße tun wollten für den Zweiten Weltkrieg und den Mord an den europäischen Juden.
Ein deutscher Wunsch nach "Selbstentmachtung" – Henryk M. Broder findet das vollkommen plausibel und schwingt selbst noch einmal die Holocaust-Keule:
"Es scheint, als würden die Deutschen sich selber nicht über den Weg trauen, wie ein geheilter Alkoholiker, der um jede Kneipe einen großen Bogen macht","
schreibt er in der WELT.
""Sie suchen Schutz unter dem europäischen Dach und exekutieren lieber absurde Anweisungen aus Brüssel, statt sich auf den eigenen Sachverstand zu verlassen."
Es steht zu befürchten, dass es uns diese Debatte noch eine ganze Weile beschäftigen wird.
"Seine Musik war unverkennbar","
schreibt die TAZ über Robin Gibb:
""Als hätte jemand einer Katze auf den Schwanz getreten."
Und auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG blickt eher ironisch auf den verstorbenen Sänger der Bee Gees zurück:
"Unprätentiös und auch ein wenig verspielt harmlos","
urteilt Bernd Graf.
Robin Gibb, das war der Superstar, den zeit seines Lebens niemand so recht ernst nehmen wollte – und dem es darüber hinaus nie gelang, aus dem Schatten seines Zwillingsbruders Barry hinauszutreten. Ein tragisches Künstlerleben, schreibt Dirk Peitz in der Tageszeitung DIE WELT:
""Die Emanzipation ist ihm nie gelungen."
Der König ist tot, es lebe der König: Während Robin Gibbs große Hits in den Tagen nach seinem Tod noch einmal im Radio laufen, versucht der Diskursrocker Thilo Sarrazin mit seiner Kampfschrift "Europa braucht den Euro nicht" an die Erfolge seines Erstlings anzuschließen. An diesem Dienstag kommt das Buch auf den Markt – und Sarrazin braucht natürlich kein Lob, sondern Widerspruch.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU tut ihm den Gefallen gerne:
"Es ist ein widerliches Buch, dem man nur eines wünschen kann: Möge es in den Regalen, auf den Tischen der Buchhandlungen vergammeln!","
wütet Robert von Heusinger, stellvertretender Chefredakteur der Zeitung.
An Sarrazins finanzpolitischen Überlegungen hat von Heusinger einiges auszusetzen. Doch natürlich geht es nicht um die falsche Interpretation von Wirtschaftsdaten – sondern um mutmaßliche Verstöße gegen die politische Korrektheit:
""Da ist er wieder, der hässliche nationalistische Ton","
triumphiert von Heusinger, wenn Sarrazin das effiziente und stabile Nordeuropa gegen einen vermeintlich schludrigen Süden starkmacht:
""Fleißig gegen faul, weiß gegen braun."
Die Tonlage stimmt: Wenn Thilo Sarrazin sich zu Wort meldet, heult das deutsche Feuilleton auf wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten hat. Für die TAZ hat sich der Publizist und Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik in Sarrazins neuem Buch auf Stellensuche gemacht – und auch er ist auf "Ressentiments, Vorurteile und einen gehörigen Schuss Nationalismus" gestoßen.
Völker wie die Griechen oder die Italiener seien – nach Sarrazins Überzeugung – zu "rationalem Wirtschaften" nicht in der Lage und sollten darum die Währungsunion besser verlassen, so fasst Brumlik Sarrazins Position zusammen:
"Ethnische Mentalität als Ursache kapitalistischer Krisen"."
Und trotzdem, Brumlik warnt davor, Thilo Sarrazin und sein neues Buch nicht ernst zu nehmen:
""Allen Ressentiments zum Trotz dürfte [es] auf absehbare Zeit die solideste Begründung einer euroskeptischen bis rechtspopulistischen, ja nationalistischen Agenda bleiben."
So richtig gut findet "Europa braucht den Euro nicht" eigentlich nur einer – und auch das hätte man sich fast denken können: Henryk M. Broder, der Dauerquerulant des deutschen Feuilletons, stärkt Sarrazin in der WELT den Rücken.
Ganz konkret geht es um die Stelle, an der den deutschen Befürwortern der Eurobonds unterstellt wird, dass sie mit ihrer Großzügigkeit Buße tun wollten für den Zweiten Weltkrieg und den Mord an den europäischen Juden.
Ein deutscher Wunsch nach "Selbstentmachtung" – Henryk M. Broder findet das vollkommen plausibel und schwingt selbst noch einmal die Holocaust-Keule:
"Es scheint, als würden die Deutschen sich selber nicht über den Weg trauen, wie ein geheilter Alkoholiker, der um jede Kneipe einen großen Bogen macht","
schreibt er in der WELT.
""Sie suchen Schutz unter dem europäischen Dach und exekutieren lieber absurde Anweisungen aus Brüssel, statt sich auf den eigenen Sachverstand zu verlassen."
Es steht zu befürchten, dass es uns diese Debatte noch eine ganze Weile beschäftigen wird.