Von Klaus Pokatzky
Die "Frankfurter Rundschau" klärt die Leser über Sitten und Gebräuche in China auf, während sich Heribert Prantl in der "Süddeutschen Zeitung" Wolfgang Clement widmet. Die SPD sei alt genug, sich Großzügigkeit leisten zu können und auf einen Parteiausschluss zu verzichten, meint er.
"Etwas abzulehnen, ist eine Form der Höflichkeit."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU machte uns in ihrer Rubrik "So tickt China" mit den dort üblichen Umgangsformen bekannt:
"Selbst gegen Geschenke darf man sich zweimal wehren. Wer gleich 'ja' sagt, zeigt Gier."
Das sollte jeder wissen, der jetzt nach Peking reist. "Ich kann Peking nicht ausstehen. In Peking wird viel zu wenig getanzt", sagte im Interview mit der FRANKFURTER RUNDSCHAU der Pekinger Architekt Ai Weiwei - ein weit gereister Mann, der auch bei der Documenta in Kassel war. In Kassel wird hoffentlich das Tanzbein geschwungen. Auf jeden Fall lobt Ai Weiwei die europäischen Künstler chinesisch höflich:
"Sie denken sehr viel, diskutieren sehr viel. Sie sollten so bleiben."
Allerdings hat Ai Weiwei garantiert noch keine Bochumer Ortsvereine der SPD besucht - in denen garantiert zum 1. Mai-Fest alle Tanzbeine geschwungen werden, die Streitlust aber an die Grenzen der Parteistatuten stoßen kann.
"Clement wird ausgeschlossen, weil er zu 'rechts' ist",
lasen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zu dem politischen Thema der Woche: dem möglichen Ausschluss des einstigen Spitzensozialdemokraten Wolfgang Clement. "Mag die CDU mittlerweile mehr Mitglieder haben als die SPD - bei Parteiausschlüssen war und ist die SPD führend", meinte Heribert Prantl:
""In keiner anderen Partei spielt der Parteiausschluss, sorgfältig von den Statuten reglementiert, eine so große Rolle."
Heribert Prantl ist einer der letzten aufrechten linksliberalen Publizisten und er verlangt nun Milde für den 'Rechten' Clement:
"Die SPD ist alt genug, um sich Weisheit, Gelassenheit und Großzügigkeit leisten zu können."
Patrick Bahners ist der Feuilletonchef der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG und vom ihm wissen wir, dass er ein führendes Mitglied der bekennenden Donaldisten ist, der Freunde des Entenhausener Universums von Donald und Dagobert Duck. "Gegen Geiselnehmer muss sich die Partei zur Wehr setzen", schrieb er empört gegen Clement, der schließlich "zur Nichtwahl der SPD aufgerufen" habe - und das ist noch schlimmer, als hätten die drei Neffen Tick, Trick und Track vom Fähnlein Wieselschweif der Oma Duck eine Katze entführt.
"Die Schiedskommission war bereit, es bei der Rüge, der niedrigsten Sanktion, zu belassen, falls Clement sie akzeptiert, also Unrechtsbewusstsein bekundet hätte. Clements diesbezügliche Weigerung musste das Parteigericht als Androhung der Wiederholung des inkriminierten Handelns werten."
"Etwas abzulehnen, ist eine Form der Höflichkeit", würde der Chinese dazu sagen. Wer gleich "ja" sagt, zeigt Gier.
"ZDF schlägt ARD bei Obama-Rede", titelte das Hamburger Magazin DER SPIEGEL zu den Fernsehquoten beim Besuch Barack Obamas in Berlin.
"Während im Ersten durchschnittlich 1,96 Millionen dabei waren, waren es beim ZDF 2,74 Millionen. In Mainz führt man das darauf zurück, dass man eigens 'heute-journal'-Mann Claus Kleber und die jüngst von RTL eingekaufte Star-Reporterin Antonia Rados vor die Kamera holte."
Das klingt fast schon wie ein Text der ZDF-Pressestelle. Früher war der SPIEGEL mal ein kritisches, investigatives Nachrichtenmagazin. Um sich mit den Berliner Fernsehübertragungen zu Obama kritisch zu beschäftigen, muss man noch gar nicht mal so schrecklich viel investigieren. Es reicht, den Fernseher einzuschalten und aufmerksam zu gucken. Das hat die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG gründlich getan.
"Die von RTL eingekaufte Expertin Antonia Rados, die aus Bagdad zugeschaltet wird, verspricht, Obama werde den Krieg im Irak beenden, er sei ja auch Muslim, wofür sich Kleber nachher im 'heute journal' entschuldigen muss: Obama habe muslimische Wurzeln, sei aber Christ. 'Das gehört richtiggestellt.' Es gehört noch viel mehr richtiggestellt an diesem Abend, nicht nur beim ZDF,"
schrieb Peer Schader in einer Generalabrechnung mit dem Fernsehen an sich und dem, was es alles so von der Siegessäule brachte. Wie etwa die Fernsehdirektorin Claudia Nothelle vom Rundfunk Berlin Brandenburg, die Ronald Reagans berühmten Spruch vor dem Brandenburger Tor und der Mauer "open this gate. Mr. Gorbachev, tear down this wall!" so zusammenfasste: "Auch unvergessen, von Ronald Reagan: 'Mr. Gorbatschow, tear down this gate'." So sind die Fernsehleute, so machen sie uns ihre kleinen Appetithappen. Und wie schön, dass Gorbatschow das Brandenburger Tor nicht abgerissen hat.
""Herr Graf, wann waren Sie denn das letzte Mal richtig verliebt?"
Das fragte die FRANKFURTER RUNDSCHAU in einem Interview. Und zwar den Helden einer neuen Fernseh-Brautschau "Gräfin gesucht", des privaten Senders Sat.1: "Graf Moritz (37), dessen Nachnamen der Sender im Dunklen lässt, bewirtet einen Gutshof und ist Chef einer Kieler Immobilienfirma", stellte die FRANKFURTER RUNDSCHAU den jungen Mann vor, der mit seinen rosigen Wangen auch bestens in die "Bauer sucht Frau"-Sendungen passen würde. "Herr Graf" also sprach die FRANKFURTER RUNDSCHAU ihn im Interview an, die früher mal als linksliberal galt.
Mit "Herr Graf" redet man aber keinen Grafen an, sondern höchstens den Vater von Steffi Graf. Einen Grafen könnte man so ansprechen: "Graf Reventlow, wann waren Sie denn das letzte Mal richtig verliebt?". Der rosige Gutsbesitzer heißt nämlich Moritz Graf zu Reventlow, wie uns der Berliner TAGESSPIEGEL vom Sonntag aufklärt, der offenbar investigiert hat. "Ich habe fünf Jahre lang mit meiner Ex-Freundin zusammengelebt", antwortete Graf zu Reventlow übrigens:
"Das ist vor drei Jahren auseinandergegangen."
Was sagt der Chinese dazu? "Wer gleich 'ja' sagt, zeigt Gier."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU machte uns in ihrer Rubrik "So tickt China" mit den dort üblichen Umgangsformen bekannt:
"Selbst gegen Geschenke darf man sich zweimal wehren. Wer gleich 'ja' sagt, zeigt Gier."
Das sollte jeder wissen, der jetzt nach Peking reist. "Ich kann Peking nicht ausstehen. In Peking wird viel zu wenig getanzt", sagte im Interview mit der FRANKFURTER RUNDSCHAU der Pekinger Architekt Ai Weiwei - ein weit gereister Mann, der auch bei der Documenta in Kassel war. In Kassel wird hoffentlich das Tanzbein geschwungen. Auf jeden Fall lobt Ai Weiwei die europäischen Künstler chinesisch höflich:
"Sie denken sehr viel, diskutieren sehr viel. Sie sollten so bleiben."
Allerdings hat Ai Weiwei garantiert noch keine Bochumer Ortsvereine der SPD besucht - in denen garantiert zum 1. Mai-Fest alle Tanzbeine geschwungen werden, die Streitlust aber an die Grenzen der Parteistatuten stoßen kann.
"Clement wird ausgeschlossen, weil er zu 'rechts' ist",
lasen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zu dem politischen Thema der Woche: dem möglichen Ausschluss des einstigen Spitzensozialdemokraten Wolfgang Clement. "Mag die CDU mittlerweile mehr Mitglieder haben als die SPD - bei Parteiausschlüssen war und ist die SPD führend", meinte Heribert Prantl:
""In keiner anderen Partei spielt der Parteiausschluss, sorgfältig von den Statuten reglementiert, eine so große Rolle."
Heribert Prantl ist einer der letzten aufrechten linksliberalen Publizisten und er verlangt nun Milde für den 'Rechten' Clement:
"Die SPD ist alt genug, um sich Weisheit, Gelassenheit und Großzügigkeit leisten zu können."
Patrick Bahners ist der Feuilletonchef der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG und vom ihm wissen wir, dass er ein führendes Mitglied der bekennenden Donaldisten ist, der Freunde des Entenhausener Universums von Donald und Dagobert Duck. "Gegen Geiselnehmer muss sich die Partei zur Wehr setzen", schrieb er empört gegen Clement, der schließlich "zur Nichtwahl der SPD aufgerufen" habe - und das ist noch schlimmer, als hätten die drei Neffen Tick, Trick und Track vom Fähnlein Wieselschweif der Oma Duck eine Katze entführt.
"Die Schiedskommission war bereit, es bei der Rüge, der niedrigsten Sanktion, zu belassen, falls Clement sie akzeptiert, also Unrechtsbewusstsein bekundet hätte. Clements diesbezügliche Weigerung musste das Parteigericht als Androhung der Wiederholung des inkriminierten Handelns werten."
"Etwas abzulehnen, ist eine Form der Höflichkeit", würde der Chinese dazu sagen. Wer gleich "ja" sagt, zeigt Gier.
"ZDF schlägt ARD bei Obama-Rede", titelte das Hamburger Magazin DER SPIEGEL zu den Fernsehquoten beim Besuch Barack Obamas in Berlin.
"Während im Ersten durchschnittlich 1,96 Millionen dabei waren, waren es beim ZDF 2,74 Millionen. In Mainz führt man das darauf zurück, dass man eigens 'heute-journal'-Mann Claus Kleber und die jüngst von RTL eingekaufte Star-Reporterin Antonia Rados vor die Kamera holte."
Das klingt fast schon wie ein Text der ZDF-Pressestelle. Früher war der SPIEGEL mal ein kritisches, investigatives Nachrichtenmagazin. Um sich mit den Berliner Fernsehübertragungen zu Obama kritisch zu beschäftigen, muss man noch gar nicht mal so schrecklich viel investigieren. Es reicht, den Fernseher einzuschalten und aufmerksam zu gucken. Das hat die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG gründlich getan.
"Die von RTL eingekaufte Expertin Antonia Rados, die aus Bagdad zugeschaltet wird, verspricht, Obama werde den Krieg im Irak beenden, er sei ja auch Muslim, wofür sich Kleber nachher im 'heute journal' entschuldigen muss: Obama habe muslimische Wurzeln, sei aber Christ. 'Das gehört richtiggestellt.' Es gehört noch viel mehr richtiggestellt an diesem Abend, nicht nur beim ZDF,"
schrieb Peer Schader in einer Generalabrechnung mit dem Fernsehen an sich und dem, was es alles so von der Siegessäule brachte. Wie etwa die Fernsehdirektorin Claudia Nothelle vom Rundfunk Berlin Brandenburg, die Ronald Reagans berühmten Spruch vor dem Brandenburger Tor und der Mauer "open this gate. Mr. Gorbachev, tear down this wall!" so zusammenfasste: "Auch unvergessen, von Ronald Reagan: 'Mr. Gorbatschow, tear down this gate'." So sind die Fernsehleute, so machen sie uns ihre kleinen Appetithappen. Und wie schön, dass Gorbatschow das Brandenburger Tor nicht abgerissen hat.
""Herr Graf, wann waren Sie denn das letzte Mal richtig verliebt?"
Das fragte die FRANKFURTER RUNDSCHAU in einem Interview. Und zwar den Helden einer neuen Fernseh-Brautschau "Gräfin gesucht", des privaten Senders Sat.1: "Graf Moritz (37), dessen Nachnamen der Sender im Dunklen lässt, bewirtet einen Gutshof und ist Chef einer Kieler Immobilienfirma", stellte die FRANKFURTER RUNDSCHAU den jungen Mann vor, der mit seinen rosigen Wangen auch bestens in die "Bauer sucht Frau"-Sendungen passen würde. "Herr Graf" also sprach die FRANKFURTER RUNDSCHAU ihn im Interview an, die früher mal als linksliberal galt.
Mit "Herr Graf" redet man aber keinen Grafen an, sondern höchstens den Vater von Steffi Graf. Einen Grafen könnte man so ansprechen: "Graf Reventlow, wann waren Sie denn das letzte Mal richtig verliebt?". Der rosige Gutsbesitzer heißt nämlich Moritz Graf zu Reventlow, wie uns der Berliner TAGESSPIEGEL vom Sonntag aufklärt, der offenbar investigiert hat. "Ich habe fünf Jahre lang mit meiner Ex-Freundin zusammengelebt", antwortete Graf zu Reventlow übrigens:
"Das ist vor drei Jahren auseinandergegangen."
Was sagt der Chinese dazu? "Wer gleich 'ja' sagt, zeigt Gier."