Von Klaus Pokatzky

Die Kulturpresseschau schwingt sich zu den Gipfeln des europäischen Hochadels auf - und bewegt sich in die Niederungen der Vielverdiener.
"Richtigstellung", heißt es in der Tageszeitung DIE WELT - fast drohend:

"In unserem Beitrag 'Den Fürsten keinen Pfennig' vom 14. Februar wurde Prinz Rüdiger von Sachsen als Chef des Hauses Wettin genannt. Tatsächlich kommt diese Funktion S.K.H. Prinz Maria Emanuel von Sachsen Herzog zu Sachsen Markgraf von Meißen zu."

Diese Richtigstellung muss ergänzt werden. S.K.H., also Seine Königliche Hoheit, Prinz Maria Emanuel von Sachsen, Herzog zu Sachsen, Markgraf von Meißen, ist auch noch "Großkreuzträger des souveränen Malteser Ritterordens" und "Ritter des österreichischen Ordens vom Goldenen Vlies". So viel Zeit muss sein.

""Der Staat soll alles für die Unternehmen tun, die Unternehmen aber nichts für ihn."

Das steht im Berliner TAGESSPIEGEL - und wir bewegen uns jetzt von den Gipfeln des europäischen Hochadels in die Niederungen der Vielverdiener, von denen mancher immer noch mehr verdienen will und deshalb Stiftungen im Ländchen Liechtenstein gründet, da, wo ihre Durchlaucht, Hans-Adam der Zweite, das Zepter schwingen.

"Sie predigen das Ende der sozialen Hängematte und lassen sich Hunderte Hängematten knüpfen", sagt nun der Soziologe Michael Hartmann dem TAGESSPIEGEL in einem Interview "über Topmanager, den Fall Zumwinkel und die Legende von der Leistung".

"Zumwinkel bekam drei Millionen Euro im Jahr. Hatte er Steuerhinterziehung nötig?"

- fragt der TAGESSPIEGEL - und der Darmstädter Soziologie-Professor antwortet:

""So denken Sie! Aber einer wie Zumwinkel vergleicht sich mit Ackermann, der zwölf Millionen kriegt. Und Ackermann vergleicht sich mit seinen Investmentbankern, die 20 bis 30 Millionen machen. Und die schauen auf die Hedgefondsmanager, die es auf eine Milliarde bringen."

Und die Hedgefondsmanager vergleichen sich wahrscheinlich mit dem Entenhausener Kaufmann und Quadrillionär Dagobert Duck.

"Nur beiläufig sei erwähnt, dass eine der erfolgreichsten Comic-Figuren als Dagobert Duck die quakende Inkarnation des Habgierigen liefert", stellt die BERLINER ZEITUNG in einem Artikel über "Den Habgierigen als literarische Figur" fest.

""Mit dem Habgierigen verhält es sich in der Literatur wie mit der Habgier im wirklichen Leben - er ist aus ihr so wenig wegzudenken wie sie aus ihm"," schreibt Christian Bommarius. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hat die originellste Idee zum Steuerthema dieser Tage und druckt ein Couplet von Klaus Mann aus dem Jahr 1933 ab:

"In meinem Liechten - meinem Liechtenstein.
In Unschuld sprießen, wachsen, blühen
Dort Unternehmen ohne Zahl.
Und der Profit ist kolossal.
Das geht ganz ohne Schweiß und Mühen.
Und täglich kommen neue liebe Freunde."


Da stellt sich auch die Frage, ob unsere hochbezahlten Manager, die so viele Steuern zahlen müssen, nicht nach Liechtenstein abwandern und dort arbeiten könnten.

"Dieses Legitimationsmuster hält keiner empirischen Überprüfung stand", sagt der Soziologe und Elitenforscher Michael Hartmann im TAGESSPIEGEL-Interview:

""Deutsche Topmanager können nicht einfach ins Ausland gehen. Es gibt keinen internationalen Markt für Spitzenkräfte. Nur neun von 100 deutschen Spitzenmanagern sind Ausländer, vor allem Österreicher und Schweizer. In Frankreich und Japan ist es jeweils einer. In den USA sind es fünf. Dennoch wird das Argument gebetsmühlenartig wiederholt."

Und weil das Thema einfach zu spannend ist, wird in einem anderen Interview des TAGESSPIEGEL auch die Expertin schlechthin befragt: Frau "Kriminalrätin Eva Prohacek, die gegen korrupte Beamte und bestechliche Politiker ermittelt", wie wir lesen können - alias Senta Berger, die dieser wunderbaren Ermittlerin im ZDF Gesicht und Stimme, Herz und Hirn verleiht.

"Da ist mittlerweile eine Öffentlichkeit und eine Transparenz entstanden, die in den Sechziger Jahren gar nicht möglich war"," sagt Senta Berger.

""Damals wurde im Umgang mit hochgestellten Persönlichkeiten viel unter der Decke gehalten. Jetzt kommen solche Sachen eher raus."