Von Klaus Pokatzky
"Die Welt" beschäftigt sich mit den Vorschlägen für das Unwort des Jahres 2007. Mehrere Blätter befassen sich damit, wie politisch inkorrekt Muslime sein dürfen, und die "Süddeutsche Zeitung" berichtet über eine Parlamentariergruppe "Für Latein und Altgriechisch".
"Sozialverträgliches Frühableben."
Die Tageszeitung DIE WELT zitiert das Unwort des Jahres 1998. "Sozialverträgliches Frühableben" - einfach ein anderes Wort fürs Sterben, ein Unwort eben. "Herdprämie" oder "entartete Kultur". , "Bundestrojaner" oder "Präventionsstaat".
Das sind einige der Vorschläge für das Unwort des Jahres 2007. Im Interview mit der WELT erzählt der Frankfurter Germanistikprofessor Hans-Dieter Schlosser, der Vorsitzende der sechsköpfigen Jury:
"Immer wieder wird auch die Bitte an uns herangetragen: 'Können Sie endlich mal dieses akustische Pausenzeichen abschaffen - also 'äh' oder 'ähem'"."
Wir vermuten, dass diese Bitte jedes Jahr von neuem die Gattin von Edmund Stoiber an die Aktion "Unwort des Jahres" heranträgt. Wir könnten das verstehen.
""Political Correctness ist für mich ein rotes Tuch,"
sagt der Jury-Vorsitzende Hans-Dieter Schlosser noch:
"Kurt Beck hat das furchtbare Unwort vom 'Migrationshintergrund' gerade noch getoppt. In Rheinland-Pfalz dürfen Sinti und Roma nicht mehr Zigeuner genannt werden. Sie heißen jetzt 'Angehörige mobiler ethnischer Minderheiten'. Das ist Political Correctness pur."
Und damit zur politischen Unkorrektheit.
"Wie politisch inkorrekt dürfen eigentlich Muslime sein?"
Das fragte kürzlich die BERLINER ZEITUNG - nachdem es zu einem Eklat gekommen war, der es in sich hatte und immer noch hat, das Feuilleton kommt da nicht zur Ruhe.
Ende Oktober bekamen die Frankfurter Journalistin Esther Schapira und ihr Kollege Kamil Taylan für ihren Film "Der Tag, als Theo van Gogh ermordet wurde" den "Prix Europa" - eine Erinnerung an den im November 2004 von einem islamischen Fundamentalisten ermordeten niederländischen Filmregisseur.
"Eine Kriegserklärung an den Westen, den Geist der Aufklärung, an uns alle,"
schreibt Esther Schapira jetzt in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Ich rege mich auf, wenn Frauen und Schwule von muslimischen Machos bedroht werden, wenn Kritiker des politisch-militanten Islams Polizeischutz brauchen und einem unterwürfigen Leisetreterdialog das Wort geredet wird."
Den Leisetreterdialog wirft Esther Schapira Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier vor. Der hatte mit seinem französischen Amtskollegen und dem türkischstämmigen Popsänger Muhabbet publicitywirksam ein Lied für die Homepage des Auswärtigen Amtes aufgezeichnet.
Esther Schapira und ihr Prix-Europa-Mitpreisträger Kamil Taylan erklären, Muhabbet habe beim Empfang nach der Preisverleihung gesagt, Theo van Gogh habe mit seinem schnellen Tod noch Glück gehabt - er hätte ihn erst einmal in einen Keller gesperrt und gefoltert.
Das bestritt Muhabbet hinterher halbherzig und wiederholte dabei Teile des umstrittenen Zitats. Außenminister Steinmeier nahm ihn recht pauschal in Schutz und kritisierte dafür Esther Schapira recht unverblümt.
"Es gibt keinen Kulturbonus für Intoleranz und auch keine mildernden Umstände für leicht kränkbare Machos,"
empört sich Esther Schapira nun in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN:
"Auch ich bin ständig mit Äußerungen konfrontiert, die ich unerträglich finde als Frau, als Demokratin - darunter übrigens auch Songtexte von Muhabbet und ignorante Ministeräußerungen."
Gemeint sind damit offenbar ältere Liedtexte, an die auch schon die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG erinnert hatte, und in denen Muhabbet
"Frauen als Schlampen und Schwule als Schwuchteln beschimpfte, von Messerstichen in die Leiber seiner Feinde träumte."
Wir fragen uns einigermaßen ratlos, ob sich für PR-Veranstaltungen des Auswärtigen Amtes nicht politisch korrektere Rapper mit Migrationshintergrund oder auch Angehörige mobiler ethnischer Minderheiten finden lassen.
"'Für Latein und Altgriechisch' - so heißt eine Parlamentariergruppe, die am Mittwoch in Berlin zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammengetreten ist,"
klärt uns die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG über einen fraktionsübergreifenden Zusammenschluss von Bundestagsabgeordneten auf, der die klassische Bildung in Deutschland stärken soll:
"Sitzungssprache war dem Vernehmen nach Deutsch."
Rarae aves. Seltene Vögel.
Die Tageszeitung DIE WELT zitiert das Unwort des Jahres 1998. "Sozialverträgliches Frühableben" - einfach ein anderes Wort fürs Sterben, ein Unwort eben. "Herdprämie" oder "entartete Kultur". , "Bundestrojaner" oder "Präventionsstaat".
Das sind einige der Vorschläge für das Unwort des Jahres 2007. Im Interview mit der WELT erzählt der Frankfurter Germanistikprofessor Hans-Dieter Schlosser, der Vorsitzende der sechsköpfigen Jury:
"Immer wieder wird auch die Bitte an uns herangetragen: 'Können Sie endlich mal dieses akustische Pausenzeichen abschaffen - also 'äh' oder 'ähem'"."
Wir vermuten, dass diese Bitte jedes Jahr von neuem die Gattin von Edmund Stoiber an die Aktion "Unwort des Jahres" heranträgt. Wir könnten das verstehen.
""Political Correctness ist für mich ein rotes Tuch,"
sagt der Jury-Vorsitzende Hans-Dieter Schlosser noch:
"Kurt Beck hat das furchtbare Unwort vom 'Migrationshintergrund' gerade noch getoppt. In Rheinland-Pfalz dürfen Sinti und Roma nicht mehr Zigeuner genannt werden. Sie heißen jetzt 'Angehörige mobiler ethnischer Minderheiten'. Das ist Political Correctness pur."
Und damit zur politischen Unkorrektheit.
"Wie politisch inkorrekt dürfen eigentlich Muslime sein?"
Das fragte kürzlich die BERLINER ZEITUNG - nachdem es zu einem Eklat gekommen war, der es in sich hatte und immer noch hat, das Feuilleton kommt da nicht zur Ruhe.
Ende Oktober bekamen die Frankfurter Journalistin Esther Schapira und ihr Kollege Kamil Taylan für ihren Film "Der Tag, als Theo van Gogh ermordet wurde" den "Prix Europa" - eine Erinnerung an den im November 2004 von einem islamischen Fundamentalisten ermordeten niederländischen Filmregisseur.
"Eine Kriegserklärung an den Westen, den Geist der Aufklärung, an uns alle,"
schreibt Esther Schapira jetzt in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Ich rege mich auf, wenn Frauen und Schwule von muslimischen Machos bedroht werden, wenn Kritiker des politisch-militanten Islams Polizeischutz brauchen und einem unterwürfigen Leisetreterdialog das Wort geredet wird."
Den Leisetreterdialog wirft Esther Schapira Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier vor. Der hatte mit seinem französischen Amtskollegen und dem türkischstämmigen Popsänger Muhabbet publicitywirksam ein Lied für die Homepage des Auswärtigen Amtes aufgezeichnet.
Esther Schapira und ihr Prix-Europa-Mitpreisträger Kamil Taylan erklären, Muhabbet habe beim Empfang nach der Preisverleihung gesagt, Theo van Gogh habe mit seinem schnellen Tod noch Glück gehabt - er hätte ihn erst einmal in einen Keller gesperrt und gefoltert.
Das bestritt Muhabbet hinterher halbherzig und wiederholte dabei Teile des umstrittenen Zitats. Außenminister Steinmeier nahm ihn recht pauschal in Schutz und kritisierte dafür Esther Schapira recht unverblümt.
"Es gibt keinen Kulturbonus für Intoleranz und auch keine mildernden Umstände für leicht kränkbare Machos,"
empört sich Esther Schapira nun in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN:
"Auch ich bin ständig mit Äußerungen konfrontiert, die ich unerträglich finde als Frau, als Demokratin - darunter übrigens auch Songtexte von Muhabbet und ignorante Ministeräußerungen."
Gemeint sind damit offenbar ältere Liedtexte, an die auch schon die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG erinnert hatte, und in denen Muhabbet
"Frauen als Schlampen und Schwule als Schwuchteln beschimpfte, von Messerstichen in die Leiber seiner Feinde träumte."
Wir fragen uns einigermaßen ratlos, ob sich für PR-Veranstaltungen des Auswärtigen Amtes nicht politisch korrektere Rapper mit Migrationshintergrund oder auch Angehörige mobiler ethnischer Minderheiten finden lassen.
"'Für Latein und Altgriechisch' - so heißt eine Parlamentariergruppe, die am Mittwoch in Berlin zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammengetreten ist,"
klärt uns die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG über einen fraktionsübergreifenden Zusammenschluss von Bundestagsabgeordneten auf, der die klassische Bildung in Deutschland stärken soll:
"Sitzungssprache war dem Vernehmen nach Deutsch."
Rarae aves. Seltene Vögel.