Von Klaus Pokatzky

Der "Tagesspiegel" ist der Meinung, dass es in Deutschland zu viele Literaturpreise gibt. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann geht auf Distanz zu Joachim Kardinal Meisner. Und die "Neue Zürcher Zeitung" stellt "bemerkenswerte Parallelen" zwischen gewaltbereiten deutschen Islamisten und der RAF fest.
"Ich bitte Gott um den Tod und dich um Geld."

So zitiert die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Heinrich von Kleist – aus einem Brief an seinen Schwager.

"Kürzer und drastischer ist das Künstlerdrama der zwischen Erlösungssehnsucht und Verarmungsangst, zwischen Transzendenz und schnödem Diesseits hin und hergeworfenen Dichterseele nicht auf den Punkt zu bringen","

schreibt Hubert Spiegel, rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse in einem kleinen Überblick über die "Schöne Literatur in diesem Herbst". "I ask God for death, and you I ask for money", lautet die englische Übersetzung. Und weil bei der FRANKFURTER ALLGEMEINEN bekanntlich jetzt alles möglich ist, schließlich gibt es jetzt auch farbige Fotos auf der Seite Eins, wird Hubert Spiegels Artikel in voller Gänze auch in einer englischen Fassung abgedruckt.

"Über manche Dinge sollte man schweigen", meint im Berliner TAGESSPIEGEL Rainer Moritz und teilt uns dann unmissverständlich mit, wozu er nicht schweigen möchte:

""Zum Beispiel hätte ich nicht übel Lust, laut auszurufen, dass es in Deutschland viel zu viele Literaturpreise gibt."

Und dann zählt Rainer Moritz all die Stadtschreiberpöstchen und Auszeichnungen auf, die sich kommunale Kulturbeauftragte in stillen Stunden ausdenken:

"Dormagener Federkiel, Irseer Pegasus, Friedrich-Gerstäcker-Preis, Limburg-Prosa-Preis oder Hans-Henning-Holm-Preis."

Auch der Kulturpressebeschauer träumt seit langem davon, einen Dagobert-von Knackstedt-Presseschau-Preis auszuloben und ihn sich der Einfachheit halber gleich selber zu verleihen – in die Nachrichtenagenturen kommt er damit garantiert.

"Ehrungen für Kolumnisten etwa gibt es hierzulande viel zu wenige, findet denn auch Rainer Moritz im TAGESSPIEGEL: ein unhaltbarer Zustand, der einer Gesellschaft wie der unsrigen unwürdig ist."

Einen Dagobert-von-Knackstedt-Preis für besonders unpassende Wortmeldungen hätte auf jeden Fall Kölns Erzbischof Joachim Kardinal Meisner verdient.

"In der Auseinandersetzung um das neue, von Gerhard Richter gestaltete Südquerhausfenster im Kölner Dom ist der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann auf Distanz zu den umstrittenen Äußerungen von Joachim Kardinal Meisner gegangen."

Das teilt uns die FRANKFURTER ALLGEMEINE zu einem für Deutschlands Bischöfe mehr als ungewöhnlichen Vorgang mit.

"Auch abstrakte Kunst habe Platz in der Kirche, sagte der promovierte Kunsthistoriker am Wochenende auf dem Kongress 'Freude am Glauben' des Forums Deutscher Katholiken in Fulda, und vermöge, wie schon mittelalterliche Fenster bezeugten, etwas von dem Dreiklang des Wahren, Guten und Schönen aufleuchten zu lassen","

schreibt Andreas Rossmann. Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann war bis vor drei Jahren Künstlerseelsorger und Weihbischof im Erzbistum Köln. Er ist nicht nur mit dem Künstler Gerhard Richter befreundet, sondern kennt auch den Kölner Kardinal bestens. Wir freuen uns, dass wir auch solche Bischöfe haben.

""Terroristische Grossattacken können die Stabilität der freien Gesellschaften durchaus in ihren Grundfesten erschüttern."

Das lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG in einem Beitrag von Richard Herzinger, der "bemerkenswerte Parallelen" zwischen gewaltbereiten deutschen Islamisten und der RAF feststellt – angefangen von Terrorausbildungslagern, "Unterstützung und Ausrüstung durch terroristische Zentralen im Nahen Osten" bis hin zu den Lieblingsfeinden:

"Der 'zionistische Feind' Israel, der 'US-Imperialismus' und die vermeintlich dekadente westlich-kapitalistische Welt im Allgemeinen."

Richard Herzinger betrachtet die Biografien der kürzlich festgenommenen Deutschen, die zum Islam konvertiert waren und denen nun die Planung von Sprengstoffanschlägen vorgeworfen wird – aus "geordneten bürgerlichen Verhältnissen" stammend und keineswegs "ohnmächtig Ausgebeutete":

"Vielmehr wird der Islamismus, nachdem frühere totalitäre Ideologien wie der Marxismus-Leninismus ihre Strahlkraft verloren haben, zunehmend für Extremisten aus unterschiedlichen Kulturkreisen attraktiv."