Von Klaus Pokatzky

Im Gespräch mit der "Welt" legt der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker ein Bekenntnis zur deutsch-polnischen Freundschaft ab, die "Süddeutsche Zeitung" beschäftigt sich mit den Mängeln in den Pflegeheimen, und die "Neue Zürcher Zeitung" wirft nach der Wahl Abdullah Güls zum türkischen Staatspräsidenten einen Blick in das Hinterland Anatoliens.
"Das Alter gibt einem Geduld und Gelassenheit,"

sagt der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker im Interview mit der Tageszeitung DIE WELT, in dem er ein glühendes Bekenntnis zur deutsch-polnischen Freundschaft ablegt.

"Gerade wegen Polen bewarb ich mich in der Mitte der 60er Jahre zum ersten Mal um ein Bundestagsmandat,"

erzählt er, und auch, wie er im September 1939 als 19-jähriger deutscher Soldat in Polen einmarschierte; oder wie er dann 1965 an der Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland beteiligt war, die von der Bundesrepublik die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze forderte.

"Für mich ist der 1. Mai 2004 einer der glücklichsten Tage in der deutschen Geschichte,"

sagt Richard von Weizsäcker zu dem Tag, an dem durch die Osterweiterung der Europäischen Union Polen Mitglied der EU wurde:

"Polen könnte ja in der EU die Rolle spielen, die in den 70er Jahren die Bundesrepublik mit der neuen Ostpolitik Willy Brandts spielte, die eines Motors einer neuen, konstruktiven Politik der EU gegenüber Russland und der Ukraine."

Und noch ein Wort zum Alter bitte vom altersweisen 87-Jährigen:

"Das Alter hat manche Vorteile. Es gibt der Betrachtung der Welt Distanz und längere Perspektive."

Das Alter hat aber auch noch ganz andere Facetten.

"Zwei von drei Altenpflegern würden es ablehnen, in dem Heim zu leben, in dem sie arbeiten,"

schreibt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Heribert Prantl – nachdem der neue Bericht zur Altenpflege Politik und Medien erregt hat:

"Die organisierte Entwürdigung der Alten ist nicht die Regel, aber auch nicht die Ausnahme." Und: "Es gibt keine offiziellen Kriterien für die Qualität von Heimen, es gibt keine gesetzliche Pflicht für die Träger, Qualitätsberichte und Bilanzen zu veröffentlichen."

Übrigens: 2050 werden in Deutschland fast vier Millionen Menschen pflegebedürftig sein.

"In den letzten zwanzig Jahren hat sich auch die anatolische Provinz verändert."

Lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG:

"Es gibt jetzt Buchhandlungen, moderne Cafés, wo man mit der Freundin hingehen kann, Multiplexkinos und Einkaufszentren mit einem grossen Warenangebot."

Der in Berlin lebende Schriftsteller Zafer Senocak wirft nach der Wahl Abdullah Güls zum türkischen Staatspräsidenten einen Blick in das Hinterland Anatoliens – da, Abdullah Güls geboren wurde, wo die Menschen bei aller Modernität durch den Wirtschaftsaufschwung der letzten Jahre auch an ihren Wurzeln festhalten wollen.

"Es geht dabei nicht darum, ob die Türkei morgen oder übermorgen ein Gottesstaat nach dem Vorbild Irans wird. Das will in der Türkei fast niemand. Wohl aber geht es darum, ob der westliche Lebensstil sich auch in den fernen Provinzen des Landes durchsetzen wird,"

schreibt Zafer Senocak und sieht Abdullah Gül vor einer "anspruchsvollen Aufgabe":

"Die Europäisierung der Türkei nicht als Gegensatz zu den muslimischen Wurzeln des Landes, sondern als eine Entwicklung und Modernisierung dieser Wurzeln zu begreifen, das ist der Anspruch der neuen türkischen Politik. Nicht alle glauben daran, dass es gelingen wird. Was aber wäre die Alternative?"

Gedenken wir noch des Gedenkens.

"Als ich zehn wurde, starb Elvis um 14 Uhr, und um 15 Uhr begann mein Geburtstag."

Im Berliner TAGESSPIEGEL erinnert Moritz Rinke an Erinnerungstage – und an wichtige Tage im Leben des Moritz Rinke, die seine Kindergeburtstage belasteten. Wir gedenken ja gern. In der SÜDDEUTSCHEN gedenkt Willi Winkler der Geburtsstunde eines Magazins:

"Mit Geld aus der DDR ist vor 50 Jahren 'konkret' gestartet."

In der WELT gedenkt Michael Pilz eines immerwährenden Longsellers:

"Vor 50 Jahren erschien 'On The Road' von Jack Kerouac. Als ewiger Ratgeber der Subkultur."

Und im TAGESSPIEGEL eben gedenkt Moritz Rinke schon einmal eines Gedenkens an den wilden Mai 1968:

"Kürzlich hatte ich eine Anfrage, ob ich mich zu 68 äußern wolle, Abgabetermin in zwei Wochen. Ich antwortete: Zwei Wochen schaffe ich nicht, geht auch vier? Zu spät, sagte man, in zwei Wochen werde alles für Mai ’08 eingetütet."