Von Klaus Pokatzky

Der "Tagesspiegel" hat mit Dieter Moor gesprochen, dem neuen Moderator des ARD-Kulturmagazins "titel, thesen, temperamente", die "Süddeutsche Zeitung" beschäftigt sich mit der alten Konkurrenz zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet von einer Initiative, ägyptischen Abiturienten das Studium in Deutschland schmackhaft zu machen.
"Ich mache alles, was ich mache, Gott sei Dank, sehr gerne."

Dem Kulturpressebeschauer aus dem Herzen spricht so Dieter Moor. Dieter Moor wird ab November das ARD-Kulturmagazin "titel, thesen, temperamente" moderieren und der Berliner TAGESSPIEGEL hat ihn jetzt schon einmal interviewt.

"Ein bisschen weniger klug, ein bisschen menschlicher, das wird meine Richtung sein. Auch, dass kulturelle Ereignisse, die für normal denkende Menschen nicht vollziehbar sind, nachvollziehbar werden."

Machen wir das Feuilleton weiterhin nachvollziehbar.

"Karohemd und Samenstau, ich studier' Maschinenbau."

So zitiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG einen Studentenspruch, der Ausdruck sein soll

"des notorischen Hochmuts von Geisteswissenschaftlern gegenüber all denen, die rechnen und nicht bloß Ideen oder Vergangenheiten, sondern reale Apparate konstruieren können."

Es geht in dem Artikel also um die alte Konkurrenz zwischen den Geistesarbeitern der Faust und denen des Mundwerks - und dabei natürlich um die Klagen von Wirtschaft und Politik, dass unserem Lande die Ingenieure ausgegangen sind.

"Eine Studie rechnet vor, dass der großen Exportnation zehntausende Fachkräfte fehlen," schreibt Johan Schloemann: "In Sachsen, berichtet eine andere Studie, läuft es zwar rund, da lebt er noch, der technische Tüftelgeist, aber insgesamt reicht es nicht."
Ja, ja - die Sachsen.

"Nun stehen die jungen Frauen bunt verhüllt und die jungen Männer adrett in Anzüge gekleidet mitten in Berlin und staunen, wie grün und ordentlich hier alles ist."

Das lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG - und wir freuen uns für die jungen Menschen, dass sie mitten in Berlin stehen und nicht in einer sächsischen Kleinstadt, wo sie vielleicht zum Ziel des betrunkenen Mobs werden könnten. Denn die jungen Menschen sehen schon sehr fremdländische aus. Sie

"kommen zum Teil aus der tiefsten ägyptischen Provinz, aus kleinen Dörfern in der Wüste,"

wie Christian Schwägerl in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN schreibt.

"Das Ehrenamt in Deutschland funktioniert: Seit dreizehn Jahren engagieren sich ein Kölner Busunternehmer und der Privatmann Ulrich Schütte aus Pulheim dafür, die besten ägyptischen Abiturienten jedes Jahrgangs nach Deutschland zu bringen."

Und weil es in Deutschland gottlob doch noch Menschen gibt, die wissen, dass unser Wohlstand in einer globalisierten Welt von unserer Ausländer freundlichkeit abhängt, ja, dass wir in Zukunft indische und ägyptische Ingenieure händeringend suchen werden - auch, wenn wir ihnen nicht unbedingt das sächsische Städtchen Mügeln empfehlen wollen - werden diesmal sechzig Beste des ägyptischen Abiturjahrganges sogar von Bundesforschungsministerin Annette Schavan in der Hauptstadt empfangen und zum Studium in Deutschland ermuntert.

"Auch dem Forschungsministerium liegen die Analysen vor, denen zufolge in den kommenden Jahren und Jahrzehnten in Deutschland Hunderttausende Hochqualifizierte fehlen. Ihr Kabinettskollege Glos hat ausrechnen lassen, dass der Fachkräftemangel jährlich bis zu ein Prozent des Bruttosozialprodukts kosten wird, weil offene Stellen etwa für Ingenieure nicht besetzt werden können. Das wären in diesem Jahr zwanzig Milliarden Euro."

Die wirklich gute Nachricht des Tages finden wir auf den Medienseiten.

"Anke Engelke und Christoph Maria Herbst ("Stromberg") machen Fernsehwerbung für die Internetseite www.bildblog.de, die Falschmeldungen in der 'Bild'-Zeitung nachspürt. Das meldet der 'stern'."

So lesen wir im TAGESSPIEGEL.

"Am Ende des Spots steht der Satz: 'Jede Lüge braucht einen Mutigen, der sie zählt.'"

Produziert wird das Ganze von der Firma Brainpool, die auch sämtliche Kosten trägt.

"Weil Bildblog.de sich das sonst nicht leisten könnte","

wird in der SÜDDEUTSCHEN Brainpool-Geschäftsführer Jörg Grabosch zitiert. Anke Engelke und Christoph Maria Herbst verzichten auf eine Gage. Warum die Sympathie für Bildblog.de, Anke Engelke?

""Die fotografieren einen wenigstens nicht beim Müllrausbringen."

Der Bürgersinn in Deutschland funktioniert eben doch.