Von Klaus Pokatzky
Die Feuilletons beschäftigen sich ausführlich mit dem Integrationsgipfel der Bundesregierung, dem römischen Schreiben zum Kirchenverständnis und einer neuen Episode im Dresdner Brückenkampf.
"Das Internet ist um eine Zahl reicher,"
erfuhren wir aus dem Berliner TAGESSPIEGEL:
"Am Freitag wurde die 11111111. deutsche Internetadresse registriert, und zwar an einen griechischen Geschäftsmann aus Westfalen."
Das ist eine schöne Geschichte von einem unserer Mitbürger mit Migrationshintergrund – wobei Letzteres ein sehr unschöner Begriff aus der Politik ist, den wir gerne am Einwandern gehindert hätten.
"Nirgendwo waren und sind die Bretter so dick wie in der Ausländerpolitik,"
schrieb in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Heribert Prantl zum "Integrationsgipfel" der Bundesregierung am Donnerstag – Überschrift:
"Einwanderungspolitik ohne Geschichtsbewusstsein."
Kleine Kostprobe:
"Seit 120 Jahren gibt es Einwanderung in Deutschland - aber immer noch tun Politiker bis in unsere Tage hinein so, als seien sie die ersten, die damit konfrontiert sind."
Und Heribert Prantl müssen wir nun damit konfrontieren, dass Deutschland schon seit gut 300 Jahren Einwanderungsland ist: wer hat denn Preußens Wohlstand begründen helfen; woher kamen denn die Hugenotten, die Niederländer, die handwerkliche und erste industrielle Fertigkeiten in die märkische Streusandbüchse brachten? Mehr Geschichtsbewusstsein bitte, Kollege Prantl.
"Der Erfolg ist gering, die Liste gescheiterter Integrationsversuche lang."
Das lasen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zum "Integrationsgipfel".
"Und nur darum geht es jetzt: Dies zu ändern, zum Beispiel mit einem reformierten Zuwanderungsgesetz."
Aus Protest gegen dieses Gesetz hatten ja einige deutsch-türkische Verbände ihre Teilnahme am Gipfel abgesagt – in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN geht Regina Mönch in die Vollen:
"Die türkischen Funktionäre verteidigen den Import jugendlicher und möglichst sprachloser Bräute aus der Türkei, als handele es sich um ein Menschenrecht türkischer Männer."
Und: "Die nassforsch auftretenden Männer haben im Großen und Ganzen für mehr Klarheit gesorgt als alle wohlmeinenden 'Dialoge', Workshops und Talkshows, die uns die heile Welt der Migration beschwören sollten. Es ist keine heile Welt, nicht in den türkischen und arabischen Parallelgesellschaften, die nicht abgeschottet wurden, sondern sich selbst abgrenzten - zu lange mit Duldung der Politik und der Mehrheitsgesellschaft."
Da frage wir: wo bleibt das Positive?
"Man muss nicht so sterben, wie man geboren wurde","
sagte zur Tageszeitung DIE WELT Nuran Calis, einst Nachtclub-Türsteher und nun Dramatiker und Regisseur – ein schönes Beispiel für einen Mitbürger mit Migrationshintergrund.
Ein anderes präsentierte die SÜDDEUTSCHE mit dem deutsch-türkischen Popstar Muhabbet, der im Interview deutliche Worte an Schicksalsgenossen richtete:
""Wenn mir jemand mit so Sprüchen wie "Ich hasse Deutschland" kommt, dann frage ich ihn, was er in diesem Land verloren hat. Ich sag’ es meinen Fans immer wieder: Geht zur Schule! Und lernt endlich Deutsch! Im Vergleich zur Türkei wird euch in Deutschland viel geboten."
Und wo bleibt das Negative?, fragen wir.
"Andererseits verstehe ich die Frustration vieler Migrantenkinder. Wir müssen viel härter um denselben Erfolg kämpfen als die Deutschen."
Einen Integrationsgipfel benötigen auch andere – und speziell jene, deren Glaubenssatz lautet: "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst".
"Die vatikanische Glaubenskongregation hat gerade erklärt, dass die katholische Kirche die einzig vollständige und eigentliche, weil alle von Christus eingesetzten Elemente enthaltende Kirche sei."
So fasste die FRANKFURTER ALLGEMEINE römische Weisheiten zusammen, die nicht nur Protestanten heftig irritierten, weil deren Kirchen keine richtigen Kirchen sein sollen.
"Es ist nicht lange her, da sprach der Papst zu Regensburg den Protestanten die Vernunft und damit, recht verstanden, in dem, worin sie Protestanten sind, auch das echte Christsein ab. Bis auf ein, zwei kluge Kommentare ging das damals im Debattenlärm über Benedikts Sätze zum Islam unter,"
schrieb Jürgen Kaube in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN:
"Für die Evangelische Kirche bleibt unter solchen Umständen eigentlich nur, sich umzudrehen und über anderes nachzudenken als über die Ökumene."
Und in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG fragte der protestantische Theologe Eberhard Jüngel:
"Was sollen wir nun dazu sagen? Wie soll die evangelische Christenheit auf diese römische Selbstrepetition reagieren? Am besten gar nicht!"
Doch kämpft die katholische Kirche heute an vielen Fronten. Knallhart, bei umso milderem Lächeln unseres Heiligen Vaters.
"Walter Mixa ist ein medienfreudiger Kampfsportler, der gerne zuschlägt,"
hieß es in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN zum Bischof von Augsburg, dem "Gebärmaschinen"-Mixa, der nun ein neues Betätigungsfeld gefunden hat:
"'Etwas Totalitäres' habe es, wenn Biologielehrer nur die von Charles Darwin begründete Evolutionslehre unterrichteten - also das, was Wissenschaftler über den Ursprung des Lebens und des Menschen herausgefunden haben. 'Fixierung auf die Evolutionstheorie' sei 'auch und gerade aus Sicht der Wissenschaft unvernünftig'. So hat es Mixa der 'Leipziger Volkszeitung' gesagt,"
schrieb Christian Schwägerl in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN und erinnerte an Papst Johannes Paul II.,
"als er sagte, die Evolutionslehre sei 'mehr als eine Hypothese'."
Und damit zum neuesten vom Dresdner Brückenkampf.
"Dem Dresdner Elbtal droht nun die Aberkennung des Weltkulturerbe-Titels."
Lesen wir im neuen SPIEGEL, was an sich nichts Neues ist:
"Jetzt aber haben Naturschutzverbände in einem Eilverfahren beim Verwaltungsgericht Dresden den Freistaat Sachsen aufgefordert, den Bau zu stoppen. Begründung: Die Kleine Hufeisennase, eine Fledermausart, und der Vogel Wachtelkönig würden durch die Brücke aus dem Elbtal verscheucht."
Die kleine Wer?
"Das scheue Tier gilt als extrem gefährdet."
Die Vernunft auch.
erfuhren wir aus dem Berliner TAGESSPIEGEL:
"Am Freitag wurde die 11111111. deutsche Internetadresse registriert, und zwar an einen griechischen Geschäftsmann aus Westfalen."
Das ist eine schöne Geschichte von einem unserer Mitbürger mit Migrationshintergrund – wobei Letzteres ein sehr unschöner Begriff aus der Politik ist, den wir gerne am Einwandern gehindert hätten.
"Nirgendwo waren und sind die Bretter so dick wie in der Ausländerpolitik,"
schrieb in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Heribert Prantl zum "Integrationsgipfel" der Bundesregierung am Donnerstag – Überschrift:
"Einwanderungspolitik ohne Geschichtsbewusstsein."
Kleine Kostprobe:
"Seit 120 Jahren gibt es Einwanderung in Deutschland - aber immer noch tun Politiker bis in unsere Tage hinein so, als seien sie die ersten, die damit konfrontiert sind."
Und Heribert Prantl müssen wir nun damit konfrontieren, dass Deutschland schon seit gut 300 Jahren Einwanderungsland ist: wer hat denn Preußens Wohlstand begründen helfen; woher kamen denn die Hugenotten, die Niederländer, die handwerkliche und erste industrielle Fertigkeiten in die märkische Streusandbüchse brachten? Mehr Geschichtsbewusstsein bitte, Kollege Prantl.
"Der Erfolg ist gering, die Liste gescheiterter Integrationsversuche lang."
Das lasen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zum "Integrationsgipfel".
"Und nur darum geht es jetzt: Dies zu ändern, zum Beispiel mit einem reformierten Zuwanderungsgesetz."
Aus Protest gegen dieses Gesetz hatten ja einige deutsch-türkische Verbände ihre Teilnahme am Gipfel abgesagt – in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN geht Regina Mönch in die Vollen:
"Die türkischen Funktionäre verteidigen den Import jugendlicher und möglichst sprachloser Bräute aus der Türkei, als handele es sich um ein Menschenrecht türkischer Männer."
Und: "Die nassforsch auftretenden Männer haben im Großen und Ganzen für mehr Klarheit gesorgt als alle wohlmeinenden 'Dialoge', Workshops und Talkshows, die uns die heile Welt der Migration beschwören sollten. Es ist keine heile Welt, nicht in den türkischen und arabischen Parallelgesellschaften, die nicht abgeschottet wurden, sondern sich selbst abgrenzten - zu lange mit Duldung der Politik und der Mehrheitsgesellschaft."
Da frage wir: wo bleibt das Positive?
"Man muss nicht so sterben, wie man geboren wurde","
sagte zur Tageszeitung DIE WELT Nuran Calis, einst Nachtclub-Türsteher und nun Dramatiker und Regisseur – ein schönes Beispiel für einen Mitbürger mit Migrationshintergrund.
Ein anderes präsentierte die SÜDDEUTSCHE mit dem deutsch-türkischen Popstar Muhabbet, der im Interview deutliche Worte an Schicksalsgenossen richtete:
""Wenn mir jemand mit so Sprüchen wie "Ich hasse Deutschland" kommt, dann frage ich ihn, was er in diesem Land verloren hat. Ich sag’ es meinen Fans immer wieder: Geht zur Schule! Und lernt endlich Deutsch! Im Vergleich zur Türkei wird euch in Deutschland viel geboten."
Und wo bleibt das Negative?, fragen wir.
"Andererseits verstehe ich die Frustration vieler Migrantenkinder. Wir müssen viel härter um denselben Erfolg kämpfen als die Deutschen."
Einen Integrationsgipfel benötigen auch andere – und speziell jene, deren Glaubenssatz lautet: "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst".
"Die vatikanische Glaubenskongregation hat gerade erklärt, dass die katholische Kirche die einzig vollständige und eigentliche, weil alle von Christus eingesetzten Elemente enthaltende Kirche sei."
So fasste die FRANKFURTER ALLGEMEINE römische Weisheiten zusammen, die nicht nur Protestanten heftig irritierten, weil deren Kirchen keine richtigen Kirchen sein sollen.
"Es ist nicht lange her, da sprach der Papst zu Regensburg den Protestanten die Vernunft und damit, recht verstanden, in dem, worin sie Protestanten sind, auch das echte Christsein ab. Bis auf ein, zwei kluge Kommentare ging das damals im Debattenlärm über Benedikts Sätze zum Islam unter,"
schrieb Jürgen Kaube in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN:
"Für die Evangelische Kirche bleibt unter solchen Umständen eigentlich nur, sich umzudrehen und über anderes nachzudenken als über die Ökumene."
Und in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG fragte der protestantische Theologe Eberhard Jüngel:
"Was sollen wir nun dazu sagen? Wie soll die evangelische Christenheit auf diese römische Selbstrepetition reagieren? Am besten gar nicht!"
Doch kämpft die katholische Kirche heute an vielen Fronten. Knallhart, bei umso milderem Lächeln unseres Heiligen Vaters.
"Walter Mixa ist ein medienfreudiger Kampfsportler, der gerne zuschlägt,"
hieß es in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN zum Bischof von Augsburg, dem "Gebärmaschinen"-Mixa, der nun ein neues Betätigungsfeld gefunden hat:
"'Etwas Totalitäres' habe es, wenn Biologielehrer nur die von Charles Darwin begründete Evolutionslehre unterrichteten - also das, was Wissenschaftler über den Ursprung des Lebens und des Menschen herausgefunden haben. 'Fixierung auf die Evolutionstheorie' sei 'auch und gerade aus Sicht der Wissenschaft unvernünftig'. So hat es Mixa der 'Leipziger Volkszeitung' gesagt,"
schrieb Christian Schwägerl in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN und erinnerte an Papst Johannes Paul II.,
"als er sagte, die Evolutionslehre sei 'mehr als eine Hypothese'."
Und damit zum neuesten vom Dresdner Brückenkampf.
"Dem Dresdner Elbtal droht nun die Aberkennung des Weltkulturerbe-Titels."
Lesen wir im neuen SPIEGEL, was an sich nichts Neues ist:
"Jetzt aber haben Naturschutzverbände in einem Eilverfahren beim Verwaltungsgericht Dresden den Freistaat Sachsen aufgefordert, den Bau zu stoppen. Begründung: Die Kleine Hufeisennase, eine Fledermausart, und der Vogel Wachtelkönig würden durch die Brücke aus dem Elbtal verscheucht."
Die kleine Wer?
"Das scheue Tier gilt als extrem gefährdet."
Die Vernunft auch.