Von Klaus Pokatzky

Die "Süddeutsche" berichtet von einem Symposium über den Humor in der arabischen Kultur. Die "Berliner Zeitung" kritisiert die Internet-Wahl der neuen Weltwunder als unwissenschaftlich. Die NZZ erinnert daran, woher viele Begriffe im digitalen Zeitalter stammen.
"Frage: "Warum kommen in 'Star Trek' keine Araber vor?" - Antwort: "Weil die Serie in der Zukunft spielt.""

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG erzählt uns einen Witz - der allerdings keineswegs anti-islamisch gemeint ist, "sondern unter Arabern selbst erzählt wird", wie Kathrin Kommerell uns aufklärt. Sie hat ein Symposium in Berlin besucht, bei dem sich die Freie Universität Berlin und das Zentrum Moderner Orient mit dem Humor in der arabischen Kultur beschäftigten - "zweieinhalb Tage lang unter Aufbietung großer, auch internationaler Namen vor allem aus der Arabistik und den Islamwissenschaften". Wir freuen uns also im Sinne des interkulturellen Dialogs, dass auch unsere arabischen Freunde Witze machen können, selbst über Religiöses - wie den über das Fasten der Beduinen:

"Statt dass jeder 30 Tage fastet, fasten jetzt 30 Männer nur einen Tag."

Wir lernen aber auch, dass Witze in schriftlicher Form zu publizieren, etwa in Zeitschriften, zum Beispiel in Marokko für die Witzeverbreiter ziemlich rasch ins Gefängnis führen kann, sobald politische Tabus berührt werden. Es gibt ohnehin sehr wenig schriftlich fixierten Humor in der arabischen Kultur.

"Das liegt nicht nur daran, dass diese traditionell eine mündlich erzählende ist, ein erzählter, ungedruckter Witz hat zudem keinen Urheber, und das kann bei politischen und religiös heiklen Witzen ein Unterschied von Leben und Tod sein."

Eher nach einem Witz klang auch die Suche nach neuen Weltwundern, mit der es der Schweizer Millionär und Schriftsteller Bernhard Weber in die Medien schaffte.

"Die Lehmstädte Westafrikas oder die Pyramiden hatten schon deswegen keine Chance, weil es in Afrika nicht ausreichend Internetanschlüsse gibt, mit denen wenigstens die Afrikaner für ihre Kulturschätze hätten stimmen können."

Das lesen wir in der BERLINER ZEITUNG, in der Nikolaus Bernau dem ganzen Projekt eine eindeutige Absage erteilt:

"100 Millionen Internetstimmen hin oder her, von denen womöglich manche doppelt oder auch tausendfach abgeschickt wurden."

Man muss eben nur die Millionen haben, um für solche Ideen die Werbetrommel weltweit anzuwerfen, das Internet macht's dabei billiger als früher. Der Millionär Bernhard Weber beklagte sich über "mangelnde Unterstützung" der Bundesregierung - was für Nikolaus Bernau in der BERLINER ZEITUNG "absurd" ist:

"Warum sollte die Bundesregierung ein Projekt unterstützen, dem die Weltkulturorganisation Unesco Unwissenschaftlichkeit und Orientierung an der Werbung vorwirft? Deutschland muss derzeit wegen der sächsischen Brückensturköpfe darum ringen, von der Unesco noch als denkmalschützender Staat ernst genommen zu werden - Weber zu feiern, wäre da denkbar kontraproduktiv gewesen."

Wir bleiben im digitalen Zeitalter und erinnern dabei an die Römer.

"Ecce: ...digitis rationem computat", "Seht: ... mit den Fingern rechnet er sich seinen Plan aus."

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG zitiert aus der plautinischen Komödie vom "Ruhmreichen Soldaten" und erteilt uns in ihrer Reihe "Stichwort" humanistisch gebildeten Nachhilfeunterricht, woher zwei der wichtigsten Begriffe unserer Computersprache kommen:

"Der digitus, 'Finger', das Stammwort hinter allem Digitalen, und das computare, 'rechnen', das Stammwort hinter unserem Computer, sind einander seit eh und je nahe gewesen."

Kommen wir noch mal auf Witze zurück. Am Wochenende wurde "Deutschland sucht die Superhymne" gegeben.

"Sechs Kandidaten haben es nach einem Casting und einer Abstimmung über das Videoportal YouTube auf die Bühne im Ballhaus Naunynstraße in Berlin-Kreuzberg geschafft", schreibt Melanie Fuchs in der BERLINER ZEITUNG - und zitiert aus dem Siegertitel "Traumland" von Gloria Viagra, der "mindestens 2,10 Meter großen Drag Queen im rosa Stretch-Mini":

"Kann ich stolz sein auf ein Land, in dem die Großväter Täter waren und deren Kinder in den Amtsstuben schon die nächste Abschiebung planen?"

Da bleiben wir lieber bei Einigkeit und Recht und Freiheit.