Von Klaus Pokatzky
Im Streit um den Titel Weltkulturerbe macht sich Dresden nach Ansicht der "Süddeutschen Zeitung" allmählich zum Gespött der Nation. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" freut sich über das endgültige Aus für die Talkshow Sabine Christiansen. Und die "Welt" gratuliert Peter Sloterdijk zum 60.
"Die UNESCO hat Dresden eine 'Galgenfrist' gegeben", lesen wir in der Tageszeitung DIE WELT:
"Noch bis Oktober, so entschieden die Delegierten im neuseeländischen Christchurch, darf die 'Kulturlandschaft Dresdner Elbtal' den Titel 'Weltkulturerbe' führen."
Also noch drei Monate lang der Dresdner Brückenkrieg als Dauerbrenner im Feuilleton, wir können es kaum erwarten, "einen Ausweg aus einer Situation zu finden, die die Stadt allmählich zum Gespött der Nation macht" – wie es in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG heißt. Nur zum Gespött der Nation? Den wahren Sachsen drängt es hinaus in die Welt; das war schon beim Kurfürsten August dem Starken so, der König von Polen werden musste. "Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) reagierte prompt", so DIE WELT, die Ministerpräsident Georg Milbradt, einen gebürtigen Sauerländer übrigens, so zitiert:
"Die Nachricht aus Neuseeland kommt einer Erpressung nahe. Sie setzt die Dresdner Bürgerschaft unter Druck, straft sie gewissermaßen ab."
So reden die sauerländischen Sachsen – und so kommentiert die SÜDDEUTSCHE dazu:
"Es gibt nicht wenige Beobachter, die sind sprachlos ob solcher Töne"," schreibt Günter Kowa. ""Denn was sich anhört, wie der Befreiungskampf von Belagerten, ist genau besehen das Ergebnis einer freiwilligen Verpflichtung. Nicht die UNESCO drängt Dresden den Welterbestatus auf, sondern die Stadt hat den Antrag dazu gestellt – mit der Unterschrift der Landesregierung."
In der WELT beschreibt Dankwart Guratzsch eine mögliche Kompromiss-Alternative, die Architekten entwickelt haben – einen Tunnel unter die Elbe durch:
"Nach Berichten von der Tagung in Neuseeland löste die Nachricht vom Vorhandensein von Tunnelalternativen bei den UNESCO-Delegierten Erstaunen aus. Sie seien darüber noch nie informiert worden."
Möglicherweise sind die entsprechenden Briefe ja noch per Pferdepost unterwegs. Wie bei August dem Starken.
"Vielleicht ist es nur eine Stilfrage, dass nicht Frau Christiansen zum Staatsoberhaupt kam, sondern das Staatsoberhaupt zu Frau Christiansen."
Das schreibt in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG der dort fürs Kulturelle zuständige Mitherausgeber Frank Schirrmacher, der nicht allzu oft zur Feder greift – aber offensichtlich gerne, wenn es darum geht, die Polit-Talkerin Sabine Christiansen endlich zu verabschieden, die ja am Sonntagabend das letzte Mal talkte. Und zwar diesmal nicht mit Guido Westerwelle oder Oskar Lafontaine oder anderen Dauergästen, die ständig durcheinander redeten, sondern mit dem einzigen Gast: Horst Köhler, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, den eben Sabine Christiansen im Studio empfing – für Frank Schirrmacher "nichts anderes als die Feier einer Regentschaft, und zwar der Regentschaft von Sabine Christiansen (1997 bis 2007)".
Die SÜDDEUTSCHE verabschiedet Sabine Christiansen durch ihren Autor Willi Winkler, ihre Mehrzweckwaffe, wenn es darum geht, auf hohem Niveau Tacheles zu schreiben:
"!An diesem Sonntagabend bewies sie ihre demokratieverachtende Ahnungslosigkeit, als sie von den 'Gremien des Bundestages' sprach, die jene Gesetze beschlossen hätten, die zu unterzeichnen sich Köhler dann weigerte. Schon mal was von Gewaltenteilung gehört, von Legislative, Exekutive?""
Willi Winklers Fazit nach rund 450 Sendungen der durcheinander talkenden Polit-Klasse bei Sabine Christiansen:
"Statt mehr Demokratie zu wagen, hat sie die populäre Demokratie-Verachtung gefördert."
Aber manchmal ist im Fernsehen ja auch Gutes zu sehen: dann, wenn die Klugen nicht talken, sondern gepflegt parlieren. Wie im "Philosophischen Quartett", das Rüdiger Safranski mit Peter Sloterdijk seit 2002 moderiert. "Seine Sprache trägt und treibt, und man wird mitgetragen und mitgetrieben", gratuliert Rüdiger Safranski nun in der WELT dem Philosophen-Kollegen Peter Sloterdijk zum Sechzigsten:
"Peter Sloterdijk ist ein großer Anfänger, ausgestattet mit existenziellem Eigensinn, einem Überschuss an gedanklicher Spielfreude und der glücklichen Bereitschaft, sich von der Sprache zu Einsichten führen und verführen zu lassen."
Wir sagen: Glückwunsch!
"Noch bis Oktober, so entschieden die Delegierten im neuseeländischen Christchurch, darf die 'Kulturlandschaft Dresdner Elbtal' den Titel 'Weltkulturerbe' führen."
Also noch drei Monate lang der Dresdner Brückenkrieg als Dauerbrenner im Feuilleton, wir können es kaum erwarten, "einen Ausweg aus einer Situation zu finden, die die Stadt allmählich zum Gespött der Nation macht" – wie es in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG heißt. Nur zum Gespött der Nation? Den wahren Sachsen drängt es hinaus in die Welt; das war schon beim Kurfürsten August dem Starken so, der König von Polen werden musste. "Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) reagierte prompt", so DIE WELT, die Ministerpräsident Georg Milbradt, einen gebürtigen Sauerländer übrigens, so zitiert:
"Die Nachricht aus Neuseeland kommt einer Erpressung nahe. Sie setzt die Dresdner Bürgerschaft unter Druck, straft sie gewissermaßen ab."
So reden die sauerländischen Sachsen – und so kommentiert die SÜDDEUTSCHE dazu:
"Es gibt nicht wenige Beobachter, die sind sprachlos ob solcher Töne"," schreibt Günter Kowa. ""Denn was sich anhört, wie der Befreiungskampf von Belagerten, ist genau besehen das Ergebnis einer freiwilligen Verpflichtung. Nicht die UNESCO drängt Dresden den Welterbestatus auf, sondern die Stadt hat den Antrag dazu gestellt – mit der Unterschrift der Landesregierung."
In der WELT beschreibt Dankwart Guratzsch eine mögliche Kompromiss-Alternative, die Architekten entwickelt haben – einen Tunnel unter die Elbe durch:
"Nach Berichten von der Tagung in Neuseeland löste die Nachricht vom Vorhandensein von Tunnelalternativen bei den UNESCO-Delegierten Erstaunen aus. Sie seien darüber noch nie informiert worden."
Möglicherweise sind die entsprechenden Briefe ja noch per Pferdepost unterwegs. Wie bei August dem Starken.
"Vielleicht ist es nur eine Stilfrage, dass nicht Frau Christiansen zum Staatsoberhaupt kam, sondern das Staatsoberhaupt zu Frau Christiansen."
Das schreibt in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG der dort fürs Kulturelle zuständige Mitherausgeber Frank Schirrmacher, der nicht allzu oft zur Feder greift – aber offensichtlich gerne, wenn es darum geht, die Polit-Talkerin Sabine Christiansen endlich zu verabschieden, die ja am Sonntagabend das letzte Mal talkte. Und zwar diesmal nicht mit Guido Westerwelle oder Oskar Lafontaine oder anderen Dauergästen, die ständig durcheinander redeten, sondern mit dem einzigen Gast: Horst Köhler, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, den eben Sabine Christiansen im Studio empfing – für Frank Schirrmacher "nichts anderes als die Feier einer Regentschaft, und zwar der Regentschaft von Sabine Christiansen (1997 bis 2007)".
Die SÜDDEUTSCHE verabschiedet Sabine Christiansen durch ihren Autor Willi Winkler, ihre Mehrzweckwaffe, wenn es darum geht, auf hohem Niveau Tacheles zu schreiben:
"!An diesem Sonntagabend bewies sie ihre demokratieverachtende Ahnungslosigkeit, als sie von den 'Gremien des Bundestages' sprach, die jene Gesetze beschlossen hätten, die zu unterzeichnen sich Köhler dann weigerte. Schon mal was von Gewaltenteilung gehört, von Legislative, Exekutive?""
Willi Winklers Fazit nach rund 450 Sendungen der durcheinander talkenden Polit-Klasse bei Sabine Christiansen:
"Statt mehr Demokratie zu wagen, hat sie die populäre Demokratie-Verachtung gefördert."
Aber manchmal ist im Fernsehen ja auch Gutes zu sehen: dann, wenn die Klugen nicht talken, sondern gepflegt parlieren. Wie im "Philosophischen Quartett", das Rüdiger Safranski mit Peter Sloterdijk seit 2002 moderiert. "Seine Sprache trägt und treibt, und man wird mitgetragen und mitgetrieben", gratuliert Rüdiger Safranski nun in der WELT dem Philosophen-Kollegen Peter Sloterdijk zum Sechzigsten:
"Peter Sloterdijk ist ein großer Anfänger, ausgestattet mit existenziellem Eigensinn, einem Überschuss an gedanklicher Spielfreude und der glücklichen Bereitschaft, sich von der Sprache zu Einsichten führen und verführen zu lassen."
Wir sagen: Glückwunsch!