Von Klaus Pokatzky

Mehrere Zeitungen befassen sich mit der Übernahme der populären kremltreuen Boulevardzeitung "Komsomolskaja Prawda" durch den staatlich kontrollierten russischen Gaskonzern Gazprom. In der "Berliner Zeitung" unterzieht sich der Berichterstatter bei den so genannten Computer-Killerspiele dem Selbstversuch.
"Der staatlich kontrollierte russische Gaskonzern Gazprom verleibt seinem Medienimperium die kremltreue Boulevardzeitung ‚Komsomolskaja Prawda’ ein."

Das lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG aus dem Land der lupenreinen Demokraten.

"Wenn nun auch die Komsomolskaja Prawda unter das Dach von Gazprom-Media gelangt, so werden nach Angaben der Union der Journalisten in Moskau 90 Prozent der russischen Medien direkt oder indirekt in staatlicher Hand sein",

schreibt im Berliner TAGESSPIEGEL Daniel Rössler:

"eines Staates der gerade erst auf einer Rangliste der Organisation Reporter ohne Grenzen auf Platz 147 in Sachen Pressefreiheit gelandet ist."

Kritiker sehen in dieser staatsmonopolkapitalistischen Ballung von Medienmacht Vorbereitungen des lupenreinen Demokraten Putin für die Parlamentswahl im Dezember 2007 und die Präsidentenwahl im März 2008. "Einst gab es in Russland einen großen Privatsender namens NTW", erinnert uns der TAGESSPIEGEL:

"Sein Programm war frech, kritisch, massenwirksam - und ging Präsident Wladimir Putin mächtig auf die Nerven. Den Sender gibt es immer noch. Nun aber ist er brav, unkritisch und hat an Popularität verloren. Dafür glänzt Putin als Held fast jeder NTW-Nachrichtensendung. Dieser Verwandlung des Senders ging ein Besitzerwechsel voraus. NTW gehörte ursprünglich zum Media-Most-Konzern des Oligarchen Wladimir Gussinskij. Der wurde nach Putins Amtsantritt außer Landes getrieben, den Fernsehsender NTW übernahm Gazprom-Media."

Zum russischen Stamokap-System gehören aber noch einige kleine Binsenweisheiten, die nicht oft genug erwähnt werden können. Erstens: Gazprom gehört mehrheitlich dem russischen Staat. Zweitens: Die E.ON-Tochter Ruhrgas hält als größter ausländischer Aktionär direkt und indirekt einen Anteil von 6,43 Prozent an Gasprom. Drittens: Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder leitet den Aufsichtsrat der Gasprom-Tochter Nord Stream. Ceterum censeo: So nah ist uns Gasprom.

"Die Verhandlung ist abgeschlossen, das Urteil gesprochen", heißt es auf der Webseite der Nazi-Organisation ‚Russkaja Wolja’ (Russischer Wille)",

wie uns die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG über einen Mordaufruf unterrichtet: "nun, schreibt Majakowskij: Das Wort hat der Genosse Mauser." Das ist die Sprache der Bolschewisten vor und nach der Oktoberrevolution – die die Pistole Marke Mauser sehr geschätzt haben.

"Acht Demokraten, Liberale, Bürgerrechtler finden sich auf der Seite ‚Feinde der Nation’ mit Namen, Foto, und, dies unterscheidet sie dramatisch von früheren schwarzen Listen, Adressen und Telefonnummern",

heißt es in der SÜDDEUTSCHEN – und:

"Wegen der Seite, die bereits seit August kursiert, hatten sich die Menschenrechtler an den Inlandsgeheimdienst FSB gewandt, so schreibt die Zeitung Kommersant. Vor kurzem bekamen sie die Antwort: Die Drohungen seien kein ‚eindeutiger Aufruf zum Mord’, heißt es in dem Schreiben. Die Seite stelle wegen ihrer "Bedeutungslosigkeit" keine ‚ernstzunehmende Gefahr’ dar."

Wie ernst muss die Gefahr durch so genannte Computer-Killerspiele genommen werden – die nun mal wieder, nach dem Amoklauf im westfälischen Emsdetten, durch Politik und Medien geistert? "Man weiß viel, aber immer zu wenig", fasst in der SÜDDEUTSCHEN Bernd Graff die schmalen wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammen: "Man ahnt in alle Richtungen."

Und für die BERLINER ZEITUNG unterzog sich Harald Jähner dem Selbstversuch vor dem Rechner: er spielte Killer.

"Wer diesen Selbstversuch macht, wird erschrocken darüber sein, wie der friedliche Bürger, für den man sich bisher gehalten hat, bei jedem getroffenen Gegner, lauthals jubelt. Röchelnd sinken sie dahin, die Nichtswürdigen. Aber neu sind dieses Jubeln und dieses Erschrecken auch wieder nicht. Das gleiche Befremden stellt sich immer dann ein, wenn man beobachtet, mit welchem Hass manche Leute die Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Figuren ihrer Liebsten vom Brett fegen."

Und was sagt uns das zu Emsdetten - Harald Jähner?

"Es muss eine Menge psychischer Desaster hinzukommen, um aus einem Spieler einen Mörder zu machen."