Von Klaus Pokatzky

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" erinnert daran, dass die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" vor einem Jahr zwölf Mohammed-Karikaturen veröffentlichte und damit einen Proteststurm unter Muslime auslöste. Im selben Blatt ist zu lesen, wie aus dem buddhistischen Shaolin-Kloster ein mittlerweile weltweit tätiges Unternehmen geworden ist. Und die "Neue Zürcher Zeitung" erklärt das Mobiltelefon zu einem "antizivilisatorischen Gerät".
"Seit einigen Jahren mehren sich die aufdringlichen Anzeichen dafür, dass die Unzivilisiertheit zunimmt," lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Wir nehmen diesen Satz als unser Motto für unseren heutigen Kampf der Kulturen.

"Letztlich bleibt es rätselhaft, warum urplötzlich, vier Monate nach Publizierung der Karikaturen, die Krise kam."

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG würdigt ein Jubiläum im Kampf der Kulturen:

"Vor einem Jahr, am 30. September 2005, hat Dänemarks größte Zeitung ‚Jyllands-Posten’ die 12 Mohammed-Karikaturen veröffentlicht, die dazu führten, daß sich Muslime in aller Welt gekränkt fühlten und dänische Botschaften in vielen muslimischen Ländern gestürmt wurden,"

schreibt Siegfried Thielbeer aus Kopenhagen und berichtet von den Protestaktionen dänischer Imame gegen die Bilder, wie Imame in den Nahen Osten reisten und dort fälschlich behaupteten, Dänemark lasse keine Moscheen zu, wie die "ägyptische Diplomatie in scharfen Reden gegen Dänemark" agitierte:

"Dennoch glaubte die dänische Regierung nach versöhnlichen Gesten von allen Seiten zu Jahresbeginn, daß die Dinge sich beruhigt hätten."

Weit gefehlt, wie wir inzwischen wissen, weit gefehlt.

"Am 12. Januar druckte eine norwegische Zeitung die Karikaturen nach, und gleichzeitig verbreitete sich in den Pilgerströmen nach Mekka die Information über die Karikaturen."

Den traurigen Rest kennen wir alle, im Europa der Aufklärung hat das Wort Meinungsfreiheit seitdem mehr als nur einen Haarriss bekommen.

"Die ironischen Folgen der Mohammed-Krise sind, daß bei der Zeitung ‚Jyllands-Posten’, die die Meinungsfreiheit eigentlich hochhalten wollte, nun mehr Selbstzensur denn je herrscht und daß jene dänischen Imame, die versuchten, einen Dialog zu erzwingen, sich unter den dänischen Muslimen isoliert haben,"

berichtet Siegfried Thielbeer aus der dänsichen Hauptstadt – und weiß auch, nicht nur Negatives zu vermelden:

"Die Zahl der muslimkritischen Dänen hat zugenommen. Dennoch ist zu beobachten, daß sie behutsamer mit ihrer Minderheit umgehen - und umgekehrt. Während der Krise fiel auf, daß die meisten muslimischen Taxifahrer dänische Fähnchen in ihren Fahrzeugen anbrachten."

Wir nehmen dieses mal als hoffnungsfrohes Zeichen – und finden in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN auch einen Hinweis darauf, wie geschmeidig ferne Religionen noch sein können.

"Um den Buddhismus zu verbreiten, müßten sich die Mönche an moderne Kommunikationsformen anpassen."

Das erklärte Shi Yongxin, der Vorsteher des wegen seiner Kampfkünste weltberühmten buddhistischen Shaolin-Klosters in der zentralchinesischen Provinz Hunan – ein mittlerweile weltweit tätiges Unternehmen, dessen Mönche jährlich acht Millionen Euro von ihren drei Millionen Besuchern einnehmen, wie uns Mark Siemons aufklärt:

"Hinzu kommen Einkünfte aus ihren weltweiten Kungfu-Tourneen, ihren Filmbeteiligungen und aus ihrem Internetauftritt. 1994 haben sie ‚Shaolin’ als eingetragenes Markenzeichen schützen lassen."

Wer so geschäftstüchtig ist, kommt nicht auf Selbstmordattentate.

"Wer anderen nicht zu nahe kommt oder tritt, trägt zum Zusammenhalt der Gesellschaft Wesentliches bei." Das lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER, in der Uwe Justus Wenzel "Das Mobiltelefon als antizivilisatorisches Gerät" beschreibt – als weiteres Anzeichen dafür, "dass die Unzivilisiertheit zunimmt", wie eingangs ja schon zitiert wurde. Ein Artikel, der nicht nur dem Kulturpressebeschauer aus dem Herzen spricht, sondern mit hübsch hässlichen Beobachtungen aus der Welt des alltäglichen Handyterrors gespickt ist, und klug analysiert, wie "getrennte – ‚diskrete’ – Sphären ineinander verfliessen: das Private und das Öffentliche, die Arbeit und die Freizeit, das Hier und das Dort." Nicht zu vergessen die zivilisatorische Ermahnung an alle Handybesitzer:

"Der Gesellschaftstanz ist auf Akteure angewiesen, die es zu vermeiden gelernt haben oder doch zu vermeiden lernen, ihren Mitmenschen zur Last und auf die Nerven zu fallen."

Ceterum censeo: Handyklingeltöne gehören verboten.