Von Klaus Pokatzky
In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" lesen wir, dass die dänische Zeitung "Information" iranische Holocaust-Karikaturen veröffentlicht hat. Im gleichen Blatt ist zu erfahren, dass China die Kontrolle gegenüber ausländischen Medien verschärft. Und der "Tagesspiegel" berichtet über die Medienkritik von Wolfgang Thierse.
"Die dänische Zeitung ‚Information’ hat iranische Holocaust-Karikaturen veröffentlicht."
Das lesen wir, als Meldung, in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Das linksliberale Blatt begründete dies damit, daß der zugrunde liegende Karikaturenwettbewerb in Iran eine Reaktion auf die dänischen Mohammed-Karikaturen gewesen sei."
Soll man jetzt wie im Sport sagen: Eins zu Eins Gleichstand?
"Der jüdische Oberrabbiner in Dänemark, Bent Lexner, reagierte gelassen auf die Veröffentlichung: Er sehe kein Problem darin, sagte er. Den satirischen Zeichnungen sei keine weitere Bedeutung beizumessen."
Abgesehen davon, dass sie antisemitisch sind – vielleicht ist dieses ja die besonders Meldung zum 11. September.
"Ohne Genehmigung der Staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua und des Presse- und Publikationssamtes, Chinas oberster Zensurbehörde," steht in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN, "darf von sofort an keine Nachricht, kein Wirtschaftsdienst und kein anderes Medienerzeugnis aus dem Ausland mehr in China vertrieben oder angeboten werden." Johnny Erling berichtet aus dem kapitalistischen Kommunismus oder dem kommunistischen Kapitalismus – da, wo der Westen seine Märkte der Zukunft sieht. Auch eine lupenreine Demokratie?
"Die gegenüber Auslandsmedien angezogene Kontrolle passt zu den im Inland verschärften Zensurmaßnahmen, mit denen Chinas Führung unter Parteichef Hu Jintao seit Monaten Verlage, Presse und das Internet disziplinieren lässt."
Und damit in eine Demokratie, die so lupenrein ist, wie eine Demokratie nur sein kann – wenn man berücksichtigt, dass ihre Demokraten eben auch nur Menschen sind: Welcome in Germany. "Thierse rüffelt Medien für Umgang mit der Politik," heißt es im Berliner TAGESSPIEGEL, der über einen Auftritt des sozialdemokratischen Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Thierse beim "Ost-West-Forum" im sächsischen Gödelitz berichtet:
"In einer Grundsatzrede wandte sich Thierse insbesondere gegen den Trend zur Unterwerfung der politischen Berichterstattung unter die Quotenlogik des Fernsehmarktes."
So würde Politik auf inszenierte Widersprüche, Sensationen und Katastrophen reduziert, würden "antidemokratische Ressentiments" geschürt. Ein Beispiel: die "Skandalisierung des Streits":
"Eigentlich sei dieser ‚das Wesen der Demokratie’, eine ‚alltägliche und unausweichliche Normalität’. Doch auf der Jagd nach dem scheinbar Aufregenden werde jeder politische Dissens zur ‚Sensation umgedeutet’, um unterhaltender zu sein ‚und so, ganz nebenbei, die Aversion des Publikums gegen Streitereien tendenziell auf die Demokratie zu übertragen’."
Dabei gibt es kleine Fische in den Medien – und die ganz große Lehrmeisterin. "Schwankend zwischen Verdrängung und angewiderter Anerkennung haben wir mit Bild zu leben gelernt wie mit der Bombe," zitiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG einen Vergleich von Hans Magnus Enzensberger. Nun ist von Gerhard Henschel das Buch erschienen "Gossenreport. Betriebsgeheimnisse der Bild-Zeitung" und in der SÜDDEUTSCHEN gibt der feingeistig-philosophisch-honorige Gustav Seibt dessen Inhalt und mithin seinen Ekel wieder:
"Es geht nicht um exzesshafte Fehltritte, sondern um den Alltag des Blattes, seine moralische Atmosphäre. Das insistente Gemisch aus Spannertum, ordinärer Geilheit, Schadenfreude und käuflichem Sex wird aufs Niederschmetterndste vorgeführt. So werden wir einer moralischen Korruption wieder ansichtig, die als anthropologische Ekelhaftigkeit einen täglichen Angriff auf die Menschenwürde bedeutet."
Das alles ist nicht unbedingt neu. Neu ist in dieser Vehemenz die Forderung, dass die, die die Bild-Zeitung "betreiben und verantworten, zu gesellschaftlichen Parias werden müssten". Gustav Seibt nennt Chefredakteur Kai Diekmann, Verlagschef Mathias Döpfner und Verlegerin Friede Springer: "Dass diese Personen geachtete Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft bleiben können, das ist das eigentlich unfassbare Skandalon." Da können wir nur sagen: non olet. Das Geld stinkt nicht. Schon gar nicht im kapitalistischen Kapitalismus.
Das lesen wir, als Meldung, in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Das linksliberale Blatt begründete dies damit, daß der zugrunde liegende Karikaturenwettbewerb in Iran eine Reaktion auf die dänischen Mohammed-Karikaturen gewesen sei."
Soll man jetzt wie im Sport sagen: Eins zu Eins Gleichstand?
"Der jüdische Oberrabbiner in Dänemark, Bent Lexner, reagierte gelassen auf die Veröffentlichung: Er sehe kein Problem darin, sagte er. Den satirischen Zeichnungen sei keine weitere Bedeutung beizumessen."
Abgesehen davon, dass sie antisemitisch sind – vielleicht ist dieses ja die besonders Meldung zum 11. September.
"Ohne Genehmigung der Staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua und des Presse- und Publikationssamtes, Chinas oberster Zensurbehörde," steht in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN, "darf von sofort an keine Nachricht, kein Wirtschaftsdienst und kein anderes Medienerzeugnis aus dem Ausland mehr in China vertrieben oder angeboten werden." Johnny Erling berichtet aus dem kapitalistischen Kommunismus oder dem kommunistischen Kapitalismus – da, wo der Westen seine Märkte der Zukunft sieht. Auch eine lupenreine Demokratie?
"Die gegenüber Auslandsmedien angezogene Kontrolle passt zu den im Inland verschärften Zensurmaßnahmen, mit denen Chinas Führung unter Parteichef Hu Jintao seit Monaten Verlage, Presse und das Internet disziplinieren lässt."
Und damit in eine Demokratie, die so lupenrein ist, wie eine Demokratie nur sein kann – wenn man berücksichtigt, dass ihre Demokraten eben auch nur Menschen sind: Welcome in Germany. "Thierse rüffelt Medien für Umgang mit der Politik," heißt es im Berliner TAGESSPIEGEL, der über einen Auftritt des sozialdemokratischen Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Thierse beim "Ost-West-Forum" im sächsischen Gödelitz berichtet:
"In einer Grundsatzrede wandte sich Thierse insbesondere gegen den Trend zur Unterwerfung der politischen Berichterstattung unter die Quotenlogik des Fernsehmarktes."
So würde Politik auf inszenierte Widersprüche, Sensationen und Katastrophen reduziert, würden "antidemokratische Ressentiments" geschürt. Ein Beispiel: die "Skandalisierung des Streits":
"Eigentlich sei dieser ‚das Wesen der Demokratie’, eine ‚alltägliche und unausweichliche Normalität’. Doch auf der Jagd nach dem scheinbar Aufregenden werde jeder politische Dissens zur ‚Sensation umgedeutet’, um unterhaltender zu sein ‚und so, ganz nebenbei, die Aversion des Publikums gegen Streitereien tendenziell auf die Demokratie zu übertragen’."
Dabei gibt es kleine Fische in den Medien – und die ganz große Lehrmeisterin. "Schwankend zwischen Verdrängung und angewiderter Anerkennung haben wir mit Bild zu leben gelernt wie mit der Bombe," zitiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG einen Vergleich von Hans Magnus Enzensberger. Nun ist von Gerhard Henschel das Buch erschienen "Gossenreport. Betriebsgeheimnisse der Bild-Zeitung" und in der SÜDDEUTSCHEN gibt der feingeistig-philosophisch-honorige Gustav Seibt dessen Inhalt und mithin seinen Ekel wieder:
"Es geht nicht um exzesshafte Fehltritte, sondern um den Alltag des Blattes, seine moralische Atmosphäre. Das insistente Gemisch aus Spannertum, ordinärer Geilheit, Schadenfreude und käuflichem Sex wird aufs Niederschmetterndste vorgeführt. So werden wir einer moralischen Korruption wieder ansichtig, die als anthropologische Ekelhaftigkeit einen täglichen Angriff auf die Menschenwürde bedeutet."
Das alles ist nicht unbedingt neu. Neu ist in dieser Vehemenz die Forderung, dass die, die die Bild-Zeitung "betreiben und verantworten, zu gesellschaftlichen Parias werden müssten". Gustav Seibt nennt Chefredakteur Kai Diekmann, Verlagschef Mathias Döpfner und Verlegerin Friede Springer: "Dass diese Personen geachtete Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft bleiben können, das ist das eigentlich unfassbare Skandalon." Da können wir nur sagen: non olet. Das Geld stinkt nicht. Schon gar nicht im kapitalistischen Kapitalismus.