Von Klaus Pokatzky

Ulrich Wickert erzählt im Interview mit der "Welt" von seiner Arbeit bei den Tagesthemen und an seinem neuen Buch über das neue deutsche Selbstbewusstsein. Nike Wagner beantwortet die Fragen der Wochenzeitung "Junge Freiheit" und hat immer noch Ärger mit Hermann Schäfer.
"Es gibt immer Leute, die etwas gegen einen haben."

Das sagt im Interview mit der Tageszeitung DIE WELT Ulrich Wickert.

"Als Typ bin ich kein Zyniker. Was schlimm ist, finde ich auch schlimm","

sagt der "Tagesthemen-Moderator auch noch:

""Wir sehen viele Bilder, die wir nicht senden, weil sie zu schlimm sind. Aber mich beeindrucken sie nach wie vor. Auch die abgebrühtesten Leute in der Regie sind mitgenommen von den Dingen, die auf uns hereinstürzen. Und dann redet bei uns vor Betroffenheit oft keiner mehr."

Am 31. August soll Ulrich Wickert die "Tagesthemen" zum letzten Mal moderieren. Er arbeitet an einem Buch:

"Es wird vom neuen deutschen Selbstbewusstsein handeln."

Damit zur deutschen Heimat.

"In der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung ‚Junge Freiheit’ findet sich ein von Nike Wagner ausgefüllter Fragebogen."

Das lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG: "Was bedeutet Heimat für Sie?", wird Nike Wagner demnach gefragt und antwortet: "Gute deutsche Sätze." Die Wochenzeitung Junge Freiheit wird je nach Betrachtungsweise rechtskonservativ, als Sprachrohr der Neuen Rechten, als Scharnier zwischen demokratischem Konservativismus und extremer Rechte bezeichnet.

Nike Wagner, die dort nun also den Fragebogen beantwortet, mithin der Jungen Freiheit quasi ein Interview gegeben hat, ist die Intendantin des Kunstfestes Weimar und liegt derzeit heftig im Clinch mit Ministerialdirektor Professor Dr. Hermann Schäfer, dem Stellvertreter des Kulturstaatsminister Bernd Neumann. Schäfer hatte bekanntlich am vergangenen Freitag zur Eröffnung des Kunstfestes in Weimar, nicht weit vom ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald, eine Rede zu halten versucht, die er nach Protesten aus dem Auditorium abbrechen musste und für die er seitdem heftigst gescholten wird.

"Schäfer hat es fertig gebracht, zum Auftakt des Weimarer Kunstfestes, in einer Rede vor Beginn des Eröffnungskonzerts ‚Gedenken Buchenwald’, über Erinnerungskultur zu sprechen,"

schreibt Joachim Güntner in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, "ohne das KZ Buchenwald und die Leiden seiner Insassen mit einem Wort zu erwähnen."

Und dafür muss Ministerialdirektor Professor Dr. Hermann Schäfer nun büßen, der sagt, er habe gedacht, er solle in Weimar zu Flucht und Vertreibung sprechen. Der Historiker, der sich, so die NEUE ZÜRCHER, "als Präsident der Stiftung Haus der Geschichte in Bonn und als Organisator der dortigen Ausstellung über Flucht und Vertreibung zahlreiche Meriten erworben hat."

Der Berliner TAGESSPIEGEL berichtet:

"Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sagte, er ‚bedauere außerordentlich’ die durch die Rede seines Abteilungsleiters ‚ausgelösten politischen Missverständnisse und Beeinträchtigungen’."

Und in der WELT wird Schäfer selbst zitiert:

"’Das tut mir Leid, und ich entschuldige mich auch dafür’, sagte Schäfer am Montagabend im 3sat-Magazin ‚Kulturzeit’."

In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN weist uns Patrick Bahners nicht nur darauf hin, dass Nike Wagner die Junge Freiheit für satisfaktionsfähig hält, sondern bringt auch etwas Licht in den Streit zwischen Nike Wagner und Hans Schäfer, zu welchem Thema er eigentlich als Referent nach Weimar eingeladen wurde. Patrick Bahners hatte offenbar Einblick in das Einladungsschreiben von Nike Wagner an Hans Schäfer:

"Dort schreibt Frau Wagner eben nicht nur, dass es vor allem die von Schäfer im Bonner Haus der Geschichte verantwortete Ausstellung ‚Flucht, Vertreibung, Integration’ sei, die sie veranlasse, ihn als Redner einzuladen."

Und dann zitiert die FRANKFURTER ALLGEMEINE aus dem Brief:

"Flucht und Vertreibung - Vertreibung und Vernichtung - markieren auch heute noch die Schicksale von Millionen Menschen. Wir müssen uns weiterhin diesem Thema stellen. Geschichte durchdringt die Gegenwart."

Wir fragen uns etwas ratlos: Wer wäre wie jetzt über Hermann Schäfer hergefallen, wenn der die Junge Freiheit beehrt hätte? Oder, um mit Ulrich Wickert zu sprechen: Es gibt immer Leute, die etwas gegen einen haben.