Von Klaus Pokatzky
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt über den Berliner Mordfall Sürücü und über die Diskussion nach dem Urteil. Ein anderes Gewaltverbrechen beschäftigt die "Berliner Zeitung": der Überfall auf den äthiopisch-stämmigen Deutschen in Potsdam "Die Welt" spricht mit dem österreichischen Künstler André Heller über die Faszination Fußball.
Zuerst eine gute Nachricht.
"Die "Super Illu" hat einen Nachruf auf einen bekannten Aktfotografen veröffentlicht, der noch lebt."
Das lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG über den Glücklichen: "Aufgrund einer Fehlinformation" werde im aktuellen Heft "auf Seite 82 über das Ableben des Fotografen Günter Rössler informiert. Die Meldung hat sich als nicht zutreffend herausgestellt – zum Glück lebt Herr Rössler", teilte die "Super Illu" im Internet mit. Der Journalismus heutzutage ist eben tatsächlich sehr schnelllebig.
"Es begann ein Rufmord an der gesamten Familie", schreibt Mechthild Küpper in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zu anderen Merkwürdigkeiten im medialen Zeitalter.
"Über Ostern musste man den Eindruck gewinnen, die Familie Sürücü aus Kreuzberg sei eine Werbeagentur für Zwangsheiraten und Schwesternmord."
In der Tat: nach der Verurteilung von Ayhan Sürücü wegen Mordes an seiner Schwester Hatun überrollte eine mediale und politische Verurteilungsmaschinerie die Familie Sürücü, die es in sich hatte – inklusive heftiger Kritik am Freispruch von zwei Brüdern Sürücü. Mechthild Küpper beschreibt die Familie Sürücü und ihre einzelnen Angehörigen und sie spricht deutliche Worte für die Berliner Richter:
"Selten hat eine Kammer die strafrechtlichen, rechtsstaatlichen, gesellschaftlichen und moralischen Ebenen eines Mordfalls so sorgsam geschieden, hat so penibel argumentiert, ohne es doch an eindeutigen Worten fehlen zu lassen. Selten hat es ein Gericht so wenig verdient, dass sein Urteil so respektlos kommentiert wird, als hätten es Stümper gesprochen."
Bald wird möglicherweise von einem anderen Gericht ein anderes Urteil zu einem Gewaltverbrechen gesprochen werden. Nach Redaktionsschluss der Feuilletons berichteten die Agenturen von ersten Festnahmen in Potsdam – nachdem dort am Ostersonntag ein Deutscher mit schwarzer Hautfarbe lebensgefährlich verletzt wurde.
"Der Überfall auf Ermyas M. in Potsdam hat ein enormes Echo ausgelöst", heißt es in der BERLINER ZEITUNG:
"Die offenbar rassistisch motivierte Tat ist kein Einzelfall und dennoch: Die Aufmerksamkeit ist angemessen."
Zum enormen Echo gehörten etwa Äußerungen von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble dass "auch blonde blauäugige Menschen Opfer von Gewalttaten werden, zum Teil sogar von Tätern, die möglicherweise nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben". Und zur medialen Verwurstungsmaschinerie gehörten Agenturmeldungen, nach denen das Opfer zur Tatzeit "erheblich alkoholisiert gewesen" sei.
"Auch ein Schwarzer darf jederzeit betrunken von einer Feier kommen", stellt in der BERLINER ZEITUNG Abini Zöllner eine Selbstverständlichkeit fest:
"Promille sind da kein Argument, schon gar keine Rechtfertigung für Übergriffe."
Und dann zitiert die BERLINER ZEITUNG aus der Tageszeitung taz fünf Regeln eines Studenten aus Ghana, um in Deutschland zu überleben:
"Geh niemals in die Nähe eines Stadions. Geh einfach weiter, wenn Dich jemand anpöbelt. Geh abends niemals allein aus dem Haus. Geh nirgendwohin, ohne dich vorher zu informieren. Und: Geh nie in Gegenden, wo du dich verlaufen könntest."
Regel Nummer Eins: Geh niemals in die Nähe eines Stadions. Die Tageszeitung DIE WELT druckt ein Gespräch mit dem österreichischen Künstler André Heller, der im Auftrag der Bundesregierung das Kunst- und Kulturprogramm zur Fußball-Weltmeisterschaft betreut. "Das Faszinierendste sind irgendwie die grandiosen Launen des Zufalls, die den Fußball beherrschen", erklärt André Heller das Faszinosum des runden Leders.
"Menschen – Frauen und Männer – können Gefühle ausleben, die sie wahrscheinlich in ihrem Leben stiefmütterlich behandeln. Es ist ein Aderlass von Emotionen. Vielleicht außerhalb der Erotik eines der letzten Reservate, wo noch geschrieen wird."
"Die "Super Illu" hat einen Nachruf auf einen bekannten Aktfotografen veröffentlicht, der noch lebt."
Das lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG über den Glücklichen: "Aufgrund einer Fehlinformation" werde im aktuellen Heft "auf Seite 82 über das Ableben des Fotografen Günter Rössler informiert. Die Meldung hat sich als nicht zutreffend herausgestellt – zum Glück lebt Herr Rössler", teilte die "Super Illu" im Internet mit. Der Journalismus heutzutage ist eben tatsächlich sehr schnelllebig.
"Es begann ein Rufmord an der gesamten Familie", schreibt Mechthild Küpper in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zu anderen Merkwürdigkeiten im medialen Zeitalter.
"Über Ostern musste man den Eindruck gewinnen, die Familie Sürücü aus Kreuzberg sei eine Werbeagentur für Zwangsheiraten und Schwesternmord."
In der Tat: nach der Verurteilung von Ayhan Sürücü wegen Mordes an seiner Schwester Hatun überrollte eine mediale und politische Verurteilungsmaschinerie die Familie Sürücü, die es in sich hatte – inklusive heftiger Kritik am Freispruch von zwei Brüdern Sürücü. Mechthild Küpper beschreibt die Familie Sürücü und ihre einzelnen Angehörigen und sie spricht deutliche Worte für die Berliner Richter:
"Selten hat eine Kammer die strafrechtlichen, rechtsstaatlichen, gesellschaftlichen und moralischen Ebenen eines Mordfalls so sorgsam geschieden, hat so penibel argumentiert, ohne es doch an eindeutigen Worten fehlen zu lassen. Selten hat es ein Gericht so wenig verdient, dass sein Urteil so respektlos kommentiert wird, als hätten es Stümper gesprochen."
Bald wird möglicherweise von einem anderen Gericht ein anderes Urteil zu einem Gewaltverbrechen gesprochen werden. Nach Redaktionsschluss der Feuilletons berichteten die Agenturen von ersten Festnahmen in Potsdam – nachdem dort am Ostersonntag ein Deutscher mit schwarzer Hautfarbe lebensgefährlich verletzt wurde.
"Der Überfall auf Ermyas M. in Potsdam hat ein enormes Echo ausgelöst", heißt es in der BERLINER ZEITUNG:
"Die offenbar rassistisch motivierte Tat ist kein Einzelfall und dennoch: Die Aufmerksamkeit ist angemessen."
Zum enormen Echo gehörten etwa Äußerungen von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble dass "auch blonde blauäugige Menschen Opfer von Gewalttaten werden, zum Teil sogar von Tätern, die möglicherweise nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben". Und zur medialen Verwurstungsmaschinerie gehörten Agenturmeldungen, nach denen das Opfer zur Tatzeit "erheblich alkoholisiert gewesen" sei.
"Auch ein Schwarzer darf jederzeit betrunken von einer Feier kommen", stellt in der BERLINER ZEITUNG Abini Zöllner eine Selbstverständlichkeit fest:
"Promille sind da kein Argument, schon gar keine Rechtfertigung für Übergriffe."
Und dann zitiert die BERLINER ZEITUNG aus der Tageszeitung taz fünf Regeln eines Studenten aus Ghana, um in Deutschland zu überleben:
"Geh niemals in die Nähe eines Stadions. Geh einfach weiter, wenn Dich jemand anpöbelt. Geh abends niemals allein aus dem Haus. Geh nirgendwohin, ohne dich vorher zu informieren. Und: Geh nie in Gegenden, wo du dich verlaufen könntest."
Regel Nummer Eins: Geh niemals in die Nähe eines Stadions. Die Tageszeitung DIE WELT druckt ein Gespräch mit dem österreichischen Künstler André Heller, der im Auftrag der Bundesregierung das Kunst- und Kulturprogramm zur Fußball-Weltmeisterschaft betreut. "Das Faszinierendste sind irgendwie die grandiosen Launen des Zufalls, die den Fußball beherrschen", erklärt André Heller das Faszinosum des runden Leders.
"Menschen – Frauen und Männer – können Gefühle ausleben, die sie wahrscheinlich in ihrem Leben stiefmütterlich behandeln. Es ist ein Aderlass von Emotionen. Vielleicht außerhalb der Erotik eines der letzten Reservate, wo noch geschrieen wird."