Von Klaus Pokatzky
Die "Welt" erklärt, warum am vergangenen Sonntag die Wahlbeteiligung auf ein Rekordtief sank: Wer "das politische Angebot zum Kotzen findet, bleibt zu Hause". Und die "FAZ" nennt die Generation der Dreißigjährigen die "Glückskinder jener traumverlorenen Republik", deren Rente später einmal dem Sozialhilfesatz entsprechen wird.
"Still ist schon das ganze Dorf, alles schlafen gangen, auch die Vöglein im Gezweig, die so lieblich sangen."
In der Tageszeitung DIE WELT zitiert Eckhard Fuhr Nikolaus Lenaus Gedicht "Das Posthorn" – aus aktuellem Anlass: nach faulen Landtagswählern vom Sonntag mit einem historischen Tiefstand etwa in Sachsen-Anhalt von 44,4 Prozent Wahlbeteiligung.
"Der deutsche Michel muss nicht dauernd geweckt werden", denkt Eckhard Fuhr an Wahldeutschland in der Nacht, ist er keineswegs um den Schlaf gebracht:
"Er schläft nicht mehr als andere und ist ein ziemlich erfahrener Demokrat. Demagogen haben bei ihm keine Chance. Und wenn er das politische Angebot zum Kotzen findet, bleibt er zu Hause. Wo wäre er besser aufgehoben?"
Wenn der deutsche Michel nicht dauernd jammern will, an der Wahlurne, Kollege Fuhr, an der Wahlurne.
"Wer heute um die Dreißig ist", lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, "gehörte einst einer glücklichen Generation an, deren größte Probleme darin bestanden, ob man mit Geha oder Pelikan schreibt und ob man zur Schule Ranzen trug oder Koffer."
Sandra Kegel schreibt hier offenbar aus eigener Erfahrung, unter der Überschrift "Wir Verlierer". Sandra Kegel denkt an ihre Rente.
"In fünfundzwanzig Jahren dürfte jeder zweite Rentner kaum mehr als den heutigen Sozialhilfesatz erhalten, prophezeit der altgediente Mahner Meinhard Miegel."
Der wirklich kluge Gesellschaftswissenschaftler Meinhard Miegel predigt seit mehr als einem Vierteljahrhundert, dass es mit unserem Rentensystem so nicht weiter gehen kann. Ohne erkennbare Folgen. Und daher mit schlechten Aussichten für die Rente von Sandra Kegel und die anderen "Glückskinder jener traumverlorenen Republik", wie sie schreibt:
"Das ist jenen Politikern der siebziger bis neunziger Jahre zu verdanken, die um des kurzfristigen Wahlsiegs willen die langfristigen Herausforderungen ausgesessen haben - wissend, dass sie davon nie betroffen sein würden."
Der deutsche Michel sollte seinen Schlaf wirklich langsam beenden.
"Eines Abends, mitten in Berlin. Die Feministin: 'Wir haben dafür gekämpft, dass Frauen die Kinder kriegen, die sie wirklich wollen.' Der konservative Politiker: 'Deshalb haben wir so wenige.'"
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG gibt Petra Steinberger einen Berliner Michel und Michelinnen-Dialog wieder.
"Die Geburtenrate sinkt weltweit. Die USA schaffen es als einzige Industrienation gerade noch, ihre Geburtenquote zu erhöhen, im vorbildlichen Skandinavien sinkt sie, bald auch in der islamischen Welt und in Asien."
Und da hat Petra Steinberger zum US-Magazin Foreign Policy gegriffen, in dem Phillip Longman von der liberalen New America Foundation die "Rückkehr des Patriarchats" prophezeite. Auszug:
"Die absolute Bevölkerung Europas und Japans mag dramatisch zurückgehen. Der Rest jedoch wird sich an diese neue Welt anpassen in einem Prozess vergleichbar mit dem survival of the fittest. In dieser neuen Welt wird ein patriarchaler Gott den Familienmitgliedern gebieten, ihren Individualismus zu unterdrücken und sich dem Vater zu unterwerfen."
Wären wir Zöglinge eines guten britischen Internats, müssten wir dazu jetzt einen fulminanten Debattenbeitrag Pro oder Contra abliefern. Stattdessen werfen wir einen Blick in die BERLINER ZEITUNG, die von der Debattier-Europameisterschaft berichtet, bei der in Berlin über 400 Studenten aus 24 Ländern schlagfertig in den Kampf zogen, natürlich auch britische. Rule Britannia:
"Europameister im Hauptwettbewerb wurden zwei junge Herren von der Universität Oxford. Ehrengast Sandra Maischberger bekundete nach dem Finale im Konzerthaus am Gendarmenmarkt, sie vermisse ein solches Niveau in den politischen Diskussionen ihrer Sendung."
Hier verkneifen wir uns jedes Wort zum deutschen Michel.
In der Tageszeitung DIE WELT zitiert Eckhard Fuhr Nikolaus Lenaus Gedicht "Das Posthorn" – aus aktuellem Anlass: nach faulen Landtagswählern vom Sonntag mit einem historischen Tiefstand etwa in Sachsen-Anhalt von 44,4 Prozent Wahlbeteiligung.
"Der deutsche Michel muss nicht dauernd geweckt werden", denkt Eckhard Fuhr an Wahldeutschland in der Nacht, ist er keineswegs um den Schlaf gebracht:
"Er schläft nicht mehr als andere und ist ein ziemlich erfahrener Demokrat. Demagogen haben bei ihm keine Chance. Und wenn er das politische Angebot zum Kotzen findet, bleibt er zu Hause. Wo wäre er besser aufgehoben?"
Wenn der deutsche Michel nicht dauernd jammern will, an der Wahlurne, Kollege Fuhr, an der Wahlurne.
"Wer heute um die Dreißig ist", lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, "gehörte einst einer glücklichen Generation an, deren größte Probleme darin bestanden, ob man mit Geha oder Pelikan schreibt und ob man zur Schule Ranzen trug oder Koffer."
Sandra Kegel schreibt hier offenbar aus eigener Erfahrung, unter der Überschrift "Wir Verlierer". Sandra Kegel denkt an ihre Rente.
"In fünfundzwanzig Jahren dürfte jeder zweite Rentner kaum mehr als den heutigen Sozialhilfesatz erhalten, prophezeit der altgediente Mahner Meinhard Miegel."
Der wirklich kluge Gesellschaftswissenschaftler Meinhard Miegel predigt seit mehr als einem Vierteljahrhundert, dass es mit unserem Rentensystem so nicht weiter gehen kann. Ohne erkennbare Folgen. Und daher mit schlechten Aussichten für die Rente von Sandra Kegel und die anderen "Glückskinder jener traumverlorenen Republik", wie sie schreibt:
"Das ist jenen Politikern der siebziger bis neunziger Jahre zu verdanken, die um des kurzfristigen Wahlsiegs willen die langfristigen Herausforderungen ausgesessen haben - wissend, dass sie davon nie betroffen sein würden."
Der deutsche Michel sollte seinen Schlaf wirklich langsam beenden.
"Eines Abends, mitten in Berlin. Die Feministin: 'Wir haben dafür gekämpft, dass Frauen die Kinder kriegen, die sie wirklich wollen.' Der konservative Politiker: 'Deshalb haben wir so wenige.'"
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG gibt Petra Steinberger einen Berliner Michel und Michelinnen-Dialog wieder.
"Die Geburtenrate sinkt weltweit. Die USA schaffen es als einzige Industrienation gerade noch, ihre Geburtenquote zu erhöhen, im vorbildlichen Skandinavien sinkt sie, bald auch in der islamischen Welt und in Asien."
Und da hat Petra Steinberger zum US-Magazin Foreign Policy gegriffen, in dem Phillip Longman von der liberalen New America Foundation die "Rückkehr des Patriarchats" prophezeite. Auszug:
"Die absolute Bevölkerung Europas und Japans mag dramatisch zurückgehen. Der Rest jedoch wird sich an diese neue Welt anpassen in einem Prozess vergleichbar mit dem survival of the fittest. In dieser neuen Welt wird ein patriarchaler Gott den Familienmitgliedern gebieten, ihren Individualismus zu unterdrücken und sich dem Vater zu unterwerfen."
Wären wir Zöglinge eines guten britischen Internats, müssten wir dazu jetzt einen fulminanten Debattenbeitrag Pro oder Contra abliefern. Stattdessen werfen wir einen Blick in die BERLINER ZEITUNG, die von der Debattier-Europameisterschaft berichtet, bei der in Berlin über 400 Studenten aus 24 Ländern schlagfertig in den Kampf zogen, natürlich auch britische. Rule Britannia:
"Europameister im Hauptwettbewerb wurden zwei junge Herren von der Universität Oxford. Ehrengast Sandra Maischberger bekundete nach dem Finale im Konzerthaus am Gendarmenmarkt, sie vermisse ein solches Niveau in den politischen Diskussionen ihrer Sendung."
Hier verkneifen wir uns jedes Wort zum deutschen Michel.