Von Klaus Pokatzky

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat nun eine Reform zur Reform vorgelegt, die die "FAZ" jedoch mit "Nicht empfehlenswert" benotet. Die "Berliner Zeitung" berichtet über eine Multikulti-Schulklasse, die den ersten Platz im Schülerwettbewerb zur politischen Bildung belegte und außerdem lesen wir in der "Süddeutschen" von der Eröffnung der Ausstellung zur braunen Vergangenheit der Stadt in der Münchner Pinakothek der Moderne.
"Nicht empfehlenswert", so benotet die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG den Rat für deutsche Rechtschreibung.

Andreas Kilb hat sich an die nun der Kultusministerkonferenz überreichten Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung zur Reform der Reform gemacht und ihn stört beim Zusammen- und Auseinanderschreiben zum Beispiel, dass Wortverbindungen wie "kennenlernen" und "kleinschneiden" auch "kennen lernen" und "klein schneiden" geschrieben werden können.

Dass es "querlesen", aber "quer liegen" heißen muss. Dass "Freestyle" und "Hightech" zusammen, aber "Round Table" auseinander geschrieben wird. Und wer entscheidet das alles, fragt sich der ratlose Laie am heimischen eckigen Schreibtisch? Die Mitglieder des Rates für Rechtschreibung: achtzehn Deutsche, je neun Österreicher und Schweizer, je ein Vertreter aus Südtirol und Liechtenstein. In strittigen Fragen wurde mit Zweidrittelmehrheit entschieden. Beim "Round Table" etwa gaben die Schweizer Stimmen den Ausschlag.

Was wir da wiederum nicht begreifen: wenn schon Südtirol, das ja bekanntlich zu Italien gehört, dabei ist: warum nicht auch Vertreter aus dem dänischen Nord-Schleswig? Und was ist mit den belgischen Eupen und Malmedy? Die waren ja schließlich bis zum Vertrag von Versailles auch deutsch? Und was ist mit Elsass-Lothringen?

Empfehlenswert - Die Siegerkinder vom Rollbergviertel, wie die BERLINER ZEITUNG sie nennt und berichtet, Wie man Migrantenkinder zum Bildungserfolg führt: das Beispiel einer Neuköllner Klasse:

Die Klasse 6d der Regenbogen-Grundschule im Berliner Stadtbezirk Neukölln hat einen ersten Platz im Schülerwettbewerb zur politischen Bildung belegt – eine Klasse, die zur Hälfte aus türkischen, arabischen, iranischen, kroatischen, mongolischen Familien besteht. Multikulti endlich mal wieder als Empfehlung.

"Als Lehrer", schreibt Torsten Harmsen, "muss man hier humorvoll, etwas cool und zugleich unnachgiebig sein, wenn schlurfende Viertelwüchsige, die Kapuzen übergestülpt, ihre Kraft messen wollen. Man muss die Schüler aus der Reserve locken, fordern, Gebiete öffnen, die sie von allein nie betreten würden."

Nicht empfehlenswert: "Islamistische Freunde", die in der Tageszeitung DIE WELT der Islamwissenschaftler Ralph Ghadban aufzählt: in Saudi-Arabien etwa oder Ägypten. Der Westen hat nie versucht, ernsthaft auf seine islamistischen Freunde im Sinne der Demokratie einzuwirken. Vor allem da nicht, wo seine Freunde auf dem Öl sitzen.

Ralph Ghadban wirft dem Westen vor, er habe wesentlich zur Vernichtung der säkularen Kräfte beigetragen. Nicht nur in Palästina, sondern auch im Irak und in Ägypten haben die Wahlen gezeigt, dass es die Säkularen nicht mehr gibt. Wie die Islamreformer leben sie alle im Exil.

Nicht empfehlenswert: ""Pariser Vorstadtbarbaren"" – denen sich die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG widmet; also jene Immigrantenkinder, die den 23-jährigen Pariser Juden Ilan Halimi entführt und systematisch zu Tode gefoltert haben sollen.

"Je genauer das Bild wird, das die Fahnder von dieser Vorstadtbande anfertigen", schreibt Johannes Willms, "desto deutlicher zeichnet sich die Gefahr ab, dass das Versagen der französischen Integrationspolitik einen neuen Typus sadistischer Gewalttäter hervorgebracht hat, die sich nicht mehr mit Kleinkriminalität und Drogenhandel bescheiden und deren Aktionsradius über die städtischen "Problemzonen" hinausgreift."

Empfehlenswert: Berlin aus der Sicht des Berliner TAGESSPIEGELS, denn Karneval wird hier praktisch das ganze Jahr über gefeiert, wie Kai Müller findet. Weniger empfehlenswert: München, das ewig brauchte, um endlich in der Pinakothek der Moderne eine Ausstellung zu seiner braunen Vergangenheit zustande zu bringen.

Am Abend der Eröffnung, klärt uns in der SÜDDEUTSCHEN Claus Heinrich Meyer auf, waren viele kulturelle und politische Spitzen der unschuldigen Weltstadt, offenbar wegen dringender Zahnarzttermine, verhindert.