Von Klaus Pokatzky

Warum er sich für den neuen iranischen Regierungschef schämt, erklärt der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani in der "Zeit". Und die "SZ" bezeichnet die ZDF-Dokumentation "Deutsche Kolonien" als einen Skandal.
Zuerst die guten Nachrichten? Zuerst die schlechten Nachrichten. "Weißrussland: Lukaschenko schaltet unabhängige Presse aus." Das erfahren wir aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Eigentlich nichts Neues aus einem der letzten stalinistischen Systeme dieser Welt.

"Warum ich mich für den neuen iranischen Regierungschef Machmud Achmadineschad schäme", erklärt in gewohnter Unzweideutigkeit der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani in der Wochenzeitung DIE ZEIT. Und dabei kommt einiges Neues heraus:

" Ich schäme mich für seinen Aufruf, Israel zu vernichten. Ich schäme mich für seine Unbildung. Ich schäme mich für die Verachtung, die er der säkularen iranischen Kultur entgegenbringt. Ich schäme mich für seine Anzüge, die grotesk schlecht geschnitten sind. Ich schäme mich für seine ungeputzten Schuhe. Angeblich soll er auch stinken. Er wäscht sich nicht, so kann man jeden Tag in iranischen Weblogs nachlesen. Wahrscheinlich ist ihm Seife zu bourgeois. "

Und noch eine schlechte Nachricht.

" Ein ZDF-Film und ein Buch verkitschen und verharmlosen den deutschen Kolonialismus in skandalöser Weise. "

Das lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN – und das hat dann ebenfalls eher Neuigkeitswert.

" Die dreiteilige TV-Dokumentation "Deutsche Kolonien", die bis vorgestern im ZDF zu sehen war, " bezeichnet Jürgen Zimmerer als " einen Skandal - Denn was die Filmemacher um Gisela Graichen boten, war wenig mehr als kolonialer Kitsch, der alle negativen Klischees über die "Wilden" bediente. "

Auf jeden Fall haben die Filmemacher schnell noch ein Buch zum Film gemacht: "Deutsche Kolonien. Traum und Trauma." Das ist dann auch wieder nichts Neues – ihre Filme vermarkten Fernsehmacher gerne auch zwischen zwei Buchdeckeln.

Und wo bleibt das Positive? Hier. "Medien als Vermittler zwischen islamischer und westlicher Welt", präsentiert uns Markus Bickel in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG:

" Die arabische Presselandschaft ist so vielschichtig wie die muslimischen Gesellschaften im Nahen Osten selbst – entgegen der im Westen weit verbreiteten Auffassung, die Regime zwischen Rabat und Damaskus ließen ohnehin keine divergierenden Meinungen zu. "

Und noch eine gute Nachricht – diesmal aus der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, diesmal aus Peking, wo zwar auf jeder Vernissage "Männer in olivgrünen Uniformen … an die Omnipräsenz des Staates" erinnern, wie Mark Siemons berichtet; aber daneben scheint dieses einzigartige kommunistisch-kapitalistische System mit seinen kunstinteressierten Uniformträgern doch auch noch manch anderes Schillernde zu bieten:

" Genauso voll wie die immer größeren und immer luxuriöseren Kaufhäuser sind in einer Stadt wie Peking die Kunst-Vernissagen in ausgedienten Fabrikgebäuden, die Russendiskos, Gottesdienste, Filmfestivals, wissenschaftlichen Kongresse und Fußballspiele, etwas weniger voll die Punk-Konzerte."

Die dritte – zumindest unter dem Strich – gute Nachricht aus unserer näheren europäischen Umgebung:

" Die Lage in Nordirland ist keineswegs stabil, sondern eher in Aspik gegossen. Das Friedensabkommen hat sich als weitgehend tragfähig erwiesen, "

schreibt der irische Schriftsteller Colum McCann in der ZEIT:

" Es gibt noch immer tiefe Gräben zwischen katholischen und protestantischen Bevölkerungsgruppen, aber es explodieren keine Bomben mehr. "

Und noch was Gutes – aus der NEUEN ZÜRCHER und der Feder von Jan Sternberg über

" Multikulti-Alltag im Banat … Im rumänischen Temeswar wird professionelles Theater auf Rumänisch, Ungarisch und Deutsch gespielt. Die Hauptstadt des Banats ist damit einzigartig in Europa. Ihrem deutschen Theater geht es trotz Abwanderung der Minderheit gut: Deutsche Firmen entdecken die Region; sie unterstützen auch die traditionell hier verankerte Kultur."

Vier zu drei gute gegen die schlechten Nachrichten – und wem das nicht reicht, noch diese aus der Tageszeitung DIE WELT:

" Richard A. Clarke, ehemaliger Krisenmanager des Weißen Hauses, zeigt in einem Thriller, wie die Welt vor dem Islamismus zu retten wäre. "