Von Klaus Pokatzky

"Der Spiegel" beleuchtet einen neuen Trend an Deutschlands Theatern: Stücke über Arbeitslose. "Die Welt" spricht mit dem Biographen der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher über das Frauenbild der "eisernen Lady". Und der "Rheinische Merkur" kritisiert die Praxis nach der entlassene Staatssekretäre und Ministerialdirektoren nach einem Regierungswechsel unabhängig eine Pension von durchschnittlich 11.000 Euro erhalten.
"Dumm sein und Arbeit haben: Das ist das Glück."

Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL zitiert den Dichter Gottfried Benn in einem Artikel zu einem neuen Trend an Deutschlands Theatern:

"Stücke über Arbeitslose sind in der neuen Bühnensaison schwer angesagt."

Man mag ja gegen den SPIEGEL sagen, was man will - aber aus alten Nachrichtenmagazin-Zeiten hat er sich noch die schöne SPIEGEL-Sitte bewahrt, uns regelmäßig unter dem Motto "immer mehr" auf die neuesten Trends hinzuweisen. Immer mehr Lehrer koksen, immer mehr Putzfrauen fahren Porsche, immer mehr Polizisten sind schwul.

"Ist der Spiegel gegen Rot-Grün?", fragt die FRANKFURTER RUNDSCHAU.

"Fakt ist: Die Führungsriege im Parlamentsbüro, das in Sachen Politik das Sagen hat, besteht mittlerweile aus Wirtschaftsjournalisten,"

antwortet Oliver Gehrs.

"Dieses Triumvirat, so heißt es bei Kritikern intern, habe ein klares Ziel, und das sei die Kanzlerschaft Merkels. Dafür lege man sich so ins Zeug, dass es auch zu Kollateralschäden komme."

Fakt ist, könnte man Oliver Gehrs antworten: DER SPIEGEL ist heute eben nicht mehr das "Sturmgeschütz der Demokratie" mit Schusswinkel vor allem gegen die Konservativen und ist heute eben nicht mehr ein eher sozial-liberal angehauchtes Nachrichtenmagazin, sondern mehr ein profitables Bilderblatt - und darüber hat ausgerechnet Oliver Gehrs, einst selber SPIEGEL-Redakteur, ein ganzes Buch geschrieben, was uns die FRANKFURTER RUNDSCHAU leider nicht in einer Fußnote mitteilt.

"Im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung brodelt die Gerüchteküche", vermeldet die Wochenzeitung RHEINISCHER MERKUR.

"Mitarbeiter mit SPD-Parteibuch vermuten, dass ihre Kolleginnen und Kollegen von der hauseigenen CDU-"Betriebskampfgruppe" (Amtsjargon) heimlich bereits Personaltableaus für den Tag X nach dem Regierungswechsel schmieden,"

schreibt Hans Wallow - und man könnte in hinzufügen: Wie 1998 mit umgekehrten Vorzeichen, als Gerhard Schröder Kanzler wurde, oder wie 1982/83, als Helmut Kohl Kanzler wurde. In diesem Falle gilt selbstverständlich nicht das Wort von Gottfried Benn: "Dumm sein und Arbeit haben: Das ist das Glück", sondern eine Allparteienkoalition der Parteimitgliedsversorger. "Trotz zahlreicher Proteste aus der Öffentlichkeit", meint Hans Wallow im RHEINISCHEN MERKUR,

"gilt noch immer die skandalöse Regel, nach der entlassene Staatssekretäre und Ministerialdirektoren ihr privates Zubrot neben einer Pension von durchschnittlich 11.000 Euro ohne Kürzung einstreichen können. Deswegen warten nicht wenige ungeduldig auf den "goldenen Handschlag"."

Beamter sein und das falsche Parteibuch haben: Das ist das Glück. Und vielleicht beim nächsten Bundestagswahlkampf dann Wahlkampfmanager werden, die uns die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG in einer Serie nahe gebracht hat, und die bei den etablierten Parteien für Wahlwerbespots verantwortlich waren, die die FRANKFURTER RUNDSCHAU als "meistens behäbig und konventionell" beurteilt hat - wie viel solcher Serien werden wir nach Schließung der Wahllokale vermissen, wie zum Beispiel die in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, die unter dem Motto "Kasseler Kampfszene" so manch erhellende Reportage von der kämpfenden Parteibasis aller politischen Strömungen aus der nordhessischen Metropole gebracht hat?

Oder die vielen Interviews mit so vielen Experten; nehmen wir nur Charles Moore, den einzigen autorisierten Biographen der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher, einen klugen Ratgeber auch für eine mögliche Kanzlerin Angela Merkel.

"Es gibt nur drei Bilder auf denen Margaret Thatcher Hosen anhat. Sie wollte sich immer als Frau und Mutter präsentieren. Aber eben als Superfrau,"

klärt uns Charles Moore im Interview der Tageszeitung DIE WELT auf:

"Sie ist eine verrückte Mischung, denn sie glaubt an die Überlegenheit der Frau und will doch mit Männern zusammen sein. Das scheint mir ziemlich geläufig bei sehr erfolgreichen Frauen zu sein. "

Wir könnten noch anfügen: Solange wir keine Regierungen haben, die nur aus Frauen bestehen, wird sich daran auch nichts ändern. Aber ein letztes noch aus Maggies Schatzkästlein für Angie bitte:

"Sie sagte immer, wenn du etwas gesagt haben willst, lass es einen Mann tun. Wenn aber etwas getan werden soll, dann muss es die Frau machen."

Das scheint auch auf Charles Moore selber zuzutreffen, mit seiner Thatcher-Biographie wird er nämlich wahrscheinlich erst in vier Jahren fertig sein. Dann haben wir hier schon wieder eine Bundestagswahl, spätestens.

In ihrem Cartoon "Angela Merkel beim Psychologen - Folge II" lässt die SÜDDEUTSCHE den Psychologen die Kanzlerkandidatin auch nach ihrer Lieblingsfarbe fragen: "Rot", sagt sie - und das ist natürlich falsch, denn die CDU hat sich ja für orange als ihre Wahlkampffarbe entschieden. "Orange - das sympathischere Rot?", fragt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG - und lässt den Berliner Kulturhistoriker Thomas Macho "Über Politik, Kultur und Psychologie des Farbenspektrums" räsonieren:

"Orange, so versicherte etwa Laurenz Meyer, CDU Generalsekretär zwischen 2000 und 2004, sei das "sympathischere Rot", eine Farbe mit "Lustfaktor" und "emotionaler Dimension", die Geselligkeit, Genuss, Energie und Wärme symbolisiere."

Wir warten dann, mit welcher Farbe die SPD nach verlorener Wahl antreten wird - und wir warten darauf, was eigentlich ab Montag mit Professor Paul Kirchhof passieren wird. "Wer am Sonntag bei Google die Begriffe "Kirchhof" und "Streichliste" eingab, erhielt 129.000 Treffer", erfahren wir aus dem Berliner TAGESSPIEGEL vom Montag zur Allparteienhatz gegen Paul Kirchhof, Mitglied in Angela Merkels Kompetenzteam und potentieller Bundesfinanzminister.

"Irgendwas muss da in der Wahlkampfzentrale der Union während der vergangenen Woche aus dem Ruder gelaufen sein. "

Eine Aktualisierung: Wer am Samstag bei Google die Begriffe "Kirchhof" und "Streichliste" eingab, erhielt 246.000 Treffer. Fast doppelt so viel wie noch am Sonntag. Farbe hin oder her. Schlau sein und gewählt haben: Das ist das Glück.