Von Klaus Pokatzky

Das Feuilleton feiert Thomas Mann, der jetzt am Freitag vor 50 Jahren gestorben ist. Die "Süddeutsche Zeitung" gibt ein neu entdecktes Faksimile aus des Meisters eigener Feder wieder. Der "Tagesspiegel" berichtet von Günter Grass' Wahlkampfaktivitäten für die SPD und gratuliert dem Opernregisseur Harry Kupfer zum Geburtstag. Dessen Kunst preisen auch "Die Welt" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
Das Feuilleton feiert Thomas Mann, der jetzt am Freitag vor genau 50 Jahren gestorben ist - kaum ein Entkommen vor dem Mann, von dem man lernen kann, "wie man reist und dabei berühmt wird", was uns die BERLINER ZEITUNG vermittelt; dessen "wunderbares Weiterleben" DIE WELT mit Hilfe kurzer Texte "junger Autoren" beschwört. Franzobel findet da zwar: "Als Großschriftsteller wird er überschätzt." Doch für Juli Zeh "ist und bleibt" er "Teil des Urschlamms, aus dem sich mein lesendes und schreibendes Bewusstsein speist." Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG gibt ein neu entdecktes Faksimile wieder aus des Meisters eigener Feder:

"das einzige erhaltene Blatt der Handschrift zu Thomas Manns Münchner Erzählung "Unordnung und frühes Leid""

- und das auf der Titelseite, direkt über Edmund Stoiber, zu dem wir später auch noch kommen müssen - und im Feuilleton schreibt des Faksimiles Entdecker, der "Literaturdetektiv" Reinhard Pabst darüber, und auf einer ganzen weiteren Mann-Seite gibt es dann noch "einen unbekannten Antwortbrief Thomas Manns an einen Leser seines Romans 'Der Zauberberg'" und etwas zur "allmählichen Verfertigung seines Selbstporträts im 'Felix Krull'. Die STUTTGARTER ZEITUNG schließlich fragt: "Wie hielt es der Dichter nun eigentlich mit der Politik?" Und da fehlt nur noch die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG - die ja schon seit längerem Countdown-artig mit einer Reihe von Beiträgen zu den diversen Mann’schen Werken auf diesen Freitag hingearbeitet hat. Dort finden wir aus der Feder des fürs Kulturelle zuständigen Mitherausgebers Frank Schirrmacher den kongenialen Übergang zum endlich nächsten Thema:

"Wäre Günter Grass als junger Autor von Thomas Mann beeinflusst worden, er wäre nie Günter Grass geworden. Und kurioserweise ist er dann, als er Günter Grass geworden war, auch wieder Thomas Mann geworden: ein Präzeptor, eine moralische Instanz und natürlich ein Meister."

Und damit sind wir also bei Günter Grass und mitten im Wahlkampf - denn so sicher, wie es seit fünfzig Jahren ist, dass sich Thomas Manns Todestag jetzt am Freitag zum fünfzigsten Male jährt, so sicher ist es auch seit gut vierzig Jahren, dass Günter Grass alle Trommeln für die SPD rührt. Er hat damit auch wieder etliche Zunftkolleginnen und Kollegen angerührt und für den SPD-Wahlkampf motiviert, wie der Berliner TAGESSPIEGEL meldet:

"unter anderem Renan Demirkan, Geno Hartlaub, Michael Kumpfmüller, Benjamin Lebert, Erich Loest, Eva Menasse, Peter Rühmkorf, Tilman Spengler, Johano Strasser, Uwe Wesel, Joseph von Westphalen, Feridun Zaimoglu und Juli Zeh" - die Mann-Verehrerin.

"Es sticht ins Auge, dass der Gruppe außer Grass und Rühmkorf kein Autor der allerersten Reihe angehört", mäkelt Richard Kämmerlings in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN, während sich Hermann Unterstöger in der SÜDDEUTSCHEN Edmund Stoiber widmet, der die fernen Lande jenseits der Elbe - aus dem Blick der Weißwurst betrachtet - ja wieder als "drüben" bezeichnet:

"Der Knallfrosch, den Edmund Stoiber in die politische Arena geworfen hat, ist mit der gewünschten Wirkung krepiert: Es raucht und stinkt,"

meint Hermann Unterstöger - und wir warten auf die Feuilletons, die den bayerischen Ministerpräsidenten darüber aufklären, dass er bei der Anreise zum Bundesrat in Ostberlins Leipziger Straße gar keinen Zwangsumtausch mehr zu berappen hat. Drüben.

Damit zu den guten Nachrichten - der Opernregisseur Harry Kupfer wird 70: "Der Sängermeister", wie der TAGESSPIEGEL titelt, für den "Handwerk … Trumpf" ist, so DIE WELT. "Kupfers Stil hat zwar keine Schüler gezogen, aber doch Schule gemacht", schreibt Eleonore Büning in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN.

Ja, und Heintje wird - 50: "Hendrik Nikolas Theodor Simons", wie uns Willi Winkler in der SÜDDEUTSCHEN aufklärt und sehr energisch verlangt:

"Wer keine Träne für ihn vergießt, hat kein Herz. Aba heidschi bumbeitschi, bum bum."