Von Klaus Pokatzky

Die Kulturpresseschau beschäftigt sich heute unter anderem mit dem neuen Harry-Potter-Buch, mit dem Kölner Dom als Weltkulturerbe und mit der Schleichwerbung in der ARD.
Wie Frankreich mit Polizisten im Lesesaal gegen den Bücherklau in öffentlichen Bibliotheken kämpft, erfahren wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Dass der neue "Harry Potter and the Half-Blood Prince" ein Weihnachten für Buchhändler werden dürfte, in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Georges Waser erinnert uns dort an eine märchenhafte Erfolgsgeschichte: Weltweit wurden von fünf Büchern über 265 Millionen Exemplare verkauft. Am Samstag ab Mitternacht - mit Verkaufsbeginn des neuen Harry Potter - können weitere Striche in den Statistiken gemacht werden. DIE WELT räumt dem Potter-Übersetzer Klaus Fritz eine ganze Seite für ein Interview ein – kleiner Auszug: Der Witz einer Übersetzung besteht auch darin, dass den Lesern die Möglichkeit gegeben wird, sich in eine andere Welt einzufinden.

Papst Benedikt der Sechzehnte findet Harry Potter übrigens überhaupt nicht witzig: "Dies sind subtile Verführungen, die unmerklich und gerade dadurch tief wirken und das Christentum in der Seele zersetzen, ehe es überhaupt recht wachsen konnte", teilte er jedenfalls vor zwei Jahren noch als Kardinal der Autorin eines Potter-kritischen Sachbuches brieflich mit. Diese hat nun, wir lesen es in der BERLINER ZEITUNG, rechtzeitig noch vor dem neuen Potter das Zitat des früheren Kardinals und heutigen Papstes unter die Leute gebracht - und so dürfte auch ihr Werk "Harry Potter - Gut oder Böse" eine kleine Auflagensteigerung erfahren.

Mit dem Erzbischof von Wien, Christoph Kardinal Schönborn, wird in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ins Gericht gegangen. Der Kardinal hatte in der New York Times Spielarten der Evolutionstheorie als Ideologie kritisiert, wie die FRANKFURTER ALLGEMEINE kurz und bündig zusammenfasst. Die in diesem Artikel enthaltenen Aussagen, die Vehemenz, mit der sie vertreten werden, schreibt nun in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN der Biologe Manfred Laubichler von der Arizona State University. machen stutzig. Sollte sich hier ankündigen, dass die katholische Kirche ihre bisherige Position der Akzeptanz der Evolutionstheorie aufgibt? Kehren damit in Europa amerikanische Verhältnisse ein, wo um die Rolle der Evolutionstheorie im Schulunterricht fast täglich gestritten werden muss?

Vom Wiener Stephansdom zum Kölner, der ja bekanntlich von der UNESCO noch eine Gnadenfrist als Weltkulturerbe bekommen hat - wenn denn auf der rechten Rheinseite die Hochhaus-Türme nicht allzu sehr in den Himmel wachsen. Worauf es nun ankommt, schreibt Andreas Rossmann in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN, ist, die Entscheidung von Durban als Herausforderung zu begreifen: Bietet sie der Stadt Köln doch auch die Chance, nun für das umstrittene Areal ein schlüssiges und rücksichtsvolles Gesamtkonzept zu entwickeln.

ARD-Schleichwerbung und die Sümpfe um die ARD-Sportreporter füllen die Medienseiten bis zum Anschlag. Dem Geschäftsführer der schleichwerbenden quasi öffentlich-rechtlichen Produktionsfirma Bavaria Film wurde am Donnerstag fristlos gekündigt. Wer auch immer die Bavaria künftig Leitet, meint die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: Er muss aufräumen.

Aufräumen muss die ARD offenbar auch an anderer Front. Der ehemalige Sportchef des Hessischen Rundfunks, Jürgen Emig, ist gestern fristlos entlassen worden, entnehmen wir der FRANKFURTER ALLGEMEINEN. Jürgen Emig sitzt in Untersuchungshaft, genauso wie der Inhaber der Agentur SMP und Präsident des Deutschen Tanzsportverbandes, Harald Frahm. Emig und Frahm wird vorgeworfen, gemeinsam mit Emigs Ehefrau einen Teil von Produktionszuschüssen für sich behalten zu haben, die für bestimmte Sportübertragungen an den HR gezahlt werden sollten, heißt es in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN: Beim MDR besteht der Verdacht ähnlicher Machenschaften, der Sportchef Wilfried Mohren ist suspendiert und sitzt, wie die "Leipziger Volkszeitung" schreibt, seit gestern ebenfalls in Untersuchungshaft.