Von Klaus Pokatzky

Breiten Raum nimmt in den Feuilletons der Tod des französischen Literaturnobelpreisträgers von 1985, Claude Simon, ein. Der "Tagesspiegel" erinnert an das Massaker von Srebrenica. Die FAZ gibt Einblicke in den Grünen-Parteitag und der "Tagesspiegel" schreibt über den "Schattenmann" Joachim Sauer, Gatte von Angela Merkel.
DER SPIEGEL bringt Auszüge aus dem neuen Buch des Watergate- Enthüllers Bob Woodward: "Der Informant. 'Deep Throat' – die geheime Quelle der Watergate-Enthüller". Und was unsere heimische Kulturszene angeht, so stellt das Hamburger Magazin eine Magie der leisen Töne fest: ob Fernsehen oder Kunst, Literatur- oder Popszene - "Endlich Stille", sei das Motto der Stunde, nach dem jahrelangen Lärm der Lifestyle-Moden.

Dazu passt die Meldung, dass Fernsehpfarrer Jürgen Fliege mit seiner Talkshow aus dem Himmel der TV-Götter verbannt wird: Die ARD setzt seine Sendung "Fliege" ab. "Der Gutmensch muss gehen", titelt die BERLINER ZEITUNG.

"Schuld sind, wie stets, die Einschaltquoten", schreibt Ralf Mielke: "Nicht einmal mehr eine Million sieht durchschnittlich noch zu, wenn Themen wie "Ängste und Zwänge - Hilferufe der Seele" verhandelt werden. "

Breiten Raum nimmt in den Feuilletons der Tod des französischen Literaturnobelpreisträgers von 1985, Claude Simon, ein. "Einen der ganz Großen seines Fachs" nennt ihn in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG Gerda Zeltner:

"Der Krieg, um den sein Werk obsessiv kreist, prägte ihn existentiell und dichterisch."

In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG bezeichnet ihn Joseph Hanimann als "einen der diskretesten Nobelpreisträger: Simon hatte mehr Sinn fürs bildhaft Konkrete als für Schuldebatten. "

Für die Leser der leichteren Literatur weist DIE WELT darauf hin, dass auch der Krimiautor Ed McBain gestorbene ist – und in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG verlangt das journalistische Urgestein Wolf Schneider ein Ende der "öden Mordserie im Fernsehen: Leute, lasst die Leichen liegen! Man will ja nichts Unmögliches verlangen – aber eine leichenfreie Woche hin und wieder."

Von der Fiktion in die brutale Realität: Der Berliner TAGESSPIEGEL erinnert an das Massaker von Srebrenica vom 11. Juli 1995 als "Völkermord unter dem Schutz der Vereinten Nationen". Der bosnische Dramatiker Almir Basovic schreibt:

"Es liegt eine erschreckende Ironie in der Tatsache, dass in einer Zeit, da die Wissenschaft einen alten Traum der Philosophie, der Religion und diverser Ideologien von der Machbarkeit des neuen Menschen erfüllt, in einer Zeit also, da diese neuen Menschen tatsächlich entstehen, aus einer UN-Schutzzone 8000 Menschen buchstäblich – verschwinden."

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG widmet sich dem Berliner Bundes-Parteitag der Grünen. Christian Schwägerl beschreibt, wie "im Untergeschoß des Berliner Velodroms" einige Vereinigungen in Szene gesetzt wurden:

"Die von den politischen Geschehnissen überrumpelte Partei vereinte sich im defensiven Habitus, die Partei und der vom Zenit entfernte Außenminister vereinten sich in Zukunftsangst, der Außenminister und Joschka Fischer vereinten sich final zur Einmannbewegung."

Der TAGESSPIEGEL beherzigt das Motto cherchez l’homme und wirft einen Blick auf den "Schattenmann" – den Chemieprofessor Joachim Sauer nämlich: Ehemann von Angela Merkel, der nun möglicherweise der erste "Kanzlerin-Gatte" wird. Das schreit nach einem Vergleich mit Dennis Thatcher, dem Gatten der einstigen Eisernen Lady Margaret, Premierministerin des Vereinigten Königreichs.

"Seine spärlichen öffentlichen Auftritte zeigen, dass er kein Dennis Thatcher ist, unwahrscheinlich, dass er seiner Frau, wie Dennis, die Handtasche trägt", schreibt Harald Martenstein über Joachim Sauer und weist darauf hin, dass es für beide Gatten die zweite Ehe ist und der potentielle "Kanzlerin-Gatte" Joachim Sauer zwei Söhne aus erster Ehe hat:

"Nicht die CDU hat das Land geistig-moralisch gewendet, wie Helmut Kohl einst versprach, sondern die CDU ist vom Land geistig-moralisch gewendet worden. Beweis: zum Beispiel Joachim Sauer."