Von Klaus Pokatzky

Ein Parkplatz für Loriot, Guttenbergs Comeback-Versuch und der Playboy Rolf Eden - die Themen der Feuilletons.
"Bremen ehrt den im Sommer verstorbenen Humoristen Loriot mit einem Parkplatz." Das erfuhren wir aus der FRANKFURTER RUNDSCHAU. "Loriot schrieb und drehte in Bremen viele Sketche und produzierte von 1976 bis 1978 bei Radio Bremen auch seine Sendungen." Kurz nach Loriots Tod im August hatte die Bremer SPD vorgeschlagen, dass eine Straße oder ein Platz nach ihm benannt werden möge. "Jetzt fiel die Entscheidung: Es wird ein Parkplatz am Funkhaus von Radio Bremen." Das ist halbherzig. Das ist nicht heiter und verletzt auch leicht. Loriots Name wird dann schnell von Auspuffgasen verdreckt und verdunkelt. Nach Loriot hätte zumindest eine Jodelschule benannt werden müssen. Hollerö dö dudel dö – zweites Futur Sonnenaufgang. Und damit zum Ernst des Lebens.

"Es gibt einen Weg, wie der Euro gerettet werden kann", so heißt es in der neuen FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG zum Euro-Konflikt. "Man muss nur der Europäischen Zentralbank erlauben, das zu tun, wofür Notenbanken gegründet worden sind: Geld drucken. Die deutsche Angst, dass daraus eine Hyperinflation werden könnte, ist völlig unbegründet." Michael Hudson schreibt über den Euro, der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler mit einer ausgeprägten Skepsis gegenüber dem Treiben der Banken und der Banker. "In den am stärksten verschuldeten europäischen Ländern findet ein oligarchischer Staatsstreich statt. Steuerpolitik und Haushaltsplanung werden in die Hände von Bürokraten gelegt, die vom internationalen Bankenkartell nominiert werden. Das Ergebnis ist das Gegenteil dessen, worum es in den letzten Jahrhunderten freier Marktwirtschaft gegangen ist." Und die Banker sind immer dabei, die Manager des Finanzwesens.

"Kehrt im Manager der prassende Aristokrat wieder?", fragte die SÜDDEUTSCHE und konnte darin doch nur "eine Karikatur des Aristokraten" erblicken.

Karikaturen des Aristokraten sind derzeit heftig im Gespräch. "Man erteile einem fernsehprominenten, als seriös und erfolgreich geltenden Journalisten einer überregionalen, auflagenstarken Qualitätszeitung ein sehr langes Interview und hofft, dass die Seriosität von Zeitung und Journalist auf einen abstrahle." So fasste die FRANKFURTER RUNDSCHAU das sogenannte "Streitgespräch" zusammen, das der Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Zeit", Giovanni di Lorenzo, drei Tage lang in einem Londoner Hotel mit Karl-Theodor zu Guttenberg geführt hat.

"In diesem Fall haben sich die Zeit und ihr Chefredakteur für Guttenbergs Herzensangelegenheit einspannen lassen – auf das Risiko hin, dass die Seriosität nicht auf Guttenberg abstrahlt, sondern Guttenbergs Unseriosität auf das Medium", schrieb Ulrike Simon. Letzte Woche füllte das sogenannte "Streitgespräch" vier Seiten des "Zeit"-Dossiers. Am Dienstag erschien die vollständige Fassung auf 208 Seiten als Buch unter dem Titel "Vorerst gescheitert". Die Startauflage von 80.000 Exemplaren wurde in wenigen Tagen fast vollständig verkauft, ein Nachdruck von 35.000 weiteren Exemplaren ist in der Druckerpresse.

"Es gibt Familien, in denen jene Melange aus Pathos und Verlogenheit gepflegt wird: Vielleicht ist dieses Buch ein gutes Weihnachtsgeschenk." So empfahl die Tageszeitung TAZ das Druckwerk.

"Thomas Mann hätte sich im Stillen ganz außerordentlich über die Affäre erheitert", meint der Philosoph Peter Sloterdijk im neuen SPIEGEL zum Guttenbergiat – dem Plagiat nach Frei- und Gutsherrenart: "Gar keine Grenzen hätte Thomas Manns Erheiterung gekannt." Felix Krull allerdings war eine durchaus heitere Natur mit einem ausgeprägten Hang zur souveränen Selbstironie. Vielleicht würde Thomas Mann solche Vergleiche mit seinem Helden ja auch eher als eine Beleidigung empfinden.

Die "Zeit"-Leser jedenfalls waren über den Streich von Giovanni di Lorenzo not amused. "Die Zuschriften waren offenbar so massiv, dass sich die Redaktion entschied, in der aktuellen Ausgabe eine Doppelseite freizuräumen", stand in der TAZ. "Doch nicht nur die Leser revoltieren. In der Hamburger Redaktion der Zeit gibt es offenbar massive Kritik an der Linie des Chefredakteurs", schrieb Felix Dachsel. "Vergangenen Freitag, als die Redaktion in ihrer wöchentlichen Konferenz den Guttenberg-Titel diskutierte, fehlte di Lorenzo. Eine Interviewanfrage des NDR-Magazins "Zapp" lehnte der Chefredakteur ab." Es hätte ja auch leicht ein Streitgespräch werden können.

Ebenfalls in der TAZ bezeichnete Josef Winkler Karl-Theodor zu Guttenberg als: "der edle Graf" – was eine abstruse Überschätzung ist. Grafen stehen in der Rangfolge des deutschen Adels über den Freiherren – oder auch Gräfinnen wie zum Beispiel Dr. Marion Gräfin Dönhoff, unter deren Regiment als "Zeit"-Herausgeberin ein wandelndes Guttenbergiat wahrscheinlich nicht mal am Pförtner des Hamburger Pressehauses vorbei-, geschweige denn auf vier Dossier-Seiten gekommen wäre.

"Der größte Filou aller Zeiten." So nennt sich in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG Rolf Eden – 81 Jahre alt, ehemaliger Nachtclubbesitzer und immerwährender Playboy. "Sie haben sieben Kinder von sieben Frauen", so die Interviewerin Johanna Adorján, "welchen Rat möchten Sie denen mitgeben?" Rolf Edens Rat: "Bleibt anständig." Und dann sagt er noch: "Ich wurde letztes Jahr zum peinlichsten Berliner gewählt. Ich hab' mich sehr gefreut. Dreieinhalb Millionen Einwohner, und ich bin der peinlichste. Fand ich wirklich gut. Man kann aus jeder Sache was Gutes rausholen. Peinlich, ist doch wunderbar."

Das hat Stil. Holleri du dödel du. Beim Jodeldiplom von Jodellehrer Dr. Vogler gibt's übrigens kein Plagiat.