Von Klaus Pokatzky
Der Germanistenverband wendet sich an seine „Mitgliederinnen“ und bekommt dafür die Häme der FAZ. Auch Plagiatoren sind in den Feuilletons mehr als eine Fußnote, die FIFA bleibt ein rotes Tuch und die CDU-Nachfolgepartei wird als „lieber, liberaler Club“ verbucht.
„Gerade kommt uns Post auf den Schreibtisch, die das Fass zum Überlaufen bringt.“ So stöhnte die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG. „Der Deutsche Germanistenverband wendet sich in einem Rundschreiben doch tatsächlich an ‚Mitgliederinnen und Mitglieder‘“. Darauf muss man erst mal kommen. „Man kann, schrieb Edo Reents dann auch genervt, noch so oft darauf hinweisen, dass das grammatische Geschlecht (Genus) mit dem biologischen Geschlecht (Sexus) nicht zwingend etwas zu tun hat und es also den weiblichen Gast genauso gibt wie die männliche Geisel. " Jetzt aber gibt es endlich auch die Mitgliederinnen – und das vom Deutschen Germanistenverband, der tatsächlich noch so heißt und nicht Deutsche Germanistenverbandin. Die Doktor- und Diplomarbeitinnen seiner Mitgliederinnen würden wir uns gerne einmal ansehen.
„76 Plagiate auf 254 Seiten. " Das lasen wir über eine sogenannte Doktorarbeit in der Tageszeitung DIE WELT: „Das ist, in die internationale Plagiatswährung umgerechnet, ein Viertel Guttenberg. " Dem früheren Bundesverteidigungsminister haben wir ja eine sehr sinnvolle Initiative zu verdanken für den Abbau von arbeitslosen Akademikern. Es gibt nun den Plagiatsforscher. Ein solcher hat das herausgefunden, was DIE WELT nun mitteilte: „Rund ein Fünftel der Dissertation eines gewissen Johannes Hahn besteht aus Plagiaten, schrieb Paul Jandl. Johannes Hahn ist nicht irgendwer. Bis 2009 war er Österreichs Wissenschaftsminister, seither ist er Kommissar für Regionale Angelegenheiten der Europäischen Union. " Wird also von uns allen inzwischen bezahlt mit unseren Steuergeldern das Viertel Guttenberg – um es sprachgeschlechtlich ganz wertneutral zu formulieren.
„Professorenherrlichkeit und Kleinst-Institute begünstigen Plagiate und Billigpromotionen“ hatte die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG für die deutschen Doktor-Lande erklärt. „Immerhin: In den vergangenen Jahren ist die Erkenntnis gewachsen, dass Doktoranden besser betreut werden müssen“, teilte uns Jeanne Rubner mit – worauf wir Nichtakademiker in unserer Einfalt gar nicht gekommen wären. Aber dafür lasen wir in ihrem Artikel auch noch sehr Erhellendes: „Neuerdings stecken im Briefkasten öfters bunte Zettel. Sie werben mit ‚VIP-Urlaub für Professoren und Doktoren‘. Der Luxusaufenthalt im 5,5-Sterne Hotel in Dubai kostet für Akademiker (mit Titel!) dann nur noch 699 statt 1599 Euro. " Das ist schon verführerisch. Das kann schon durchaus zu Schummeleien bei dem Erwerb des Doktorgrades führen. Oder sogar zum Betrug und echter krimineller Energie.
An dieser Stelle nun müssen wir uns für einen von drei Namen entscheiden, die in dieser Woche als düstere Geister durch die Feuilletons flatterten. Wir verwerfen Jörg Kachelmann, dessen Prozess laut FRANKFURTER ALLGEMEINER „auch ein Beispiel dafür war, wie man über Rechtsprechung nicht reden sollte. " Wir verwerfen auch Dominique Strauss-Kahn, dessen Fall laut SÜDDEUTSCHER „zeigt, was die Pressefreiheit in Amerika möglich macht.“ Wir wenden uns stattdessen dem dritten düsteren Gespenst zu, dem wir von Herzen eine rabiat-mediale Behandlung à la Strauss-Kahn wünschen würden: „Joseph Blatter hat sich als Chef des Weltfußballverbandes für vier weitere Jahre bestätigen lassen“, so die Tageszeitung TAZ: „Nur so kann er weiter daran arbeiten, diesen Sport zu zerstören. " Mehr ist dazu dann auch nicht zu sagen.
Und damit zum Positiven. „Ich lerne durch dieses Kind wahnsinnig viel: Wie man lebt, wie ich Theater spielen muss.“ Das sagte im Interview mit der TAZ die Schauspielerin Angela Winkler über ihre Tochter Nele, die am Downsyndrom leidet und im wunderbaren Berliner Theaterprojekt RambaZamba mitmacht. „Ohne das Theater wäre sie nicht so weit, wie sie ist“, sagt die stolze Mutter über ihre Tochter – und zu sich selbst: „Ich bin doch sehr handfest, ich kann unheimlich arbeiten, ich bin sehr kräftig. Mein Mann und ich bauen jetzt das sechste Haus aus. " Es ist ein sehr schönes Interview, das Jana Petersen und Thomas Winkler für die TAZ mit Angela Winkler geführt haben. Da geht es natürlich auch um den Film „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ von 1975 – der Angela Winkler zum „Terroristenliebchen“ machte: „Ich wurde ständig gefilzt, die Polizei kam in meine Wohnung, ich wurde immer wieder denunziert. Ich musste aus dem Flugzeug raus, weil jemand meinte, mich von einem Fahndungsplakat zu kennen. Das ist immer wieder passiert, bestimmt noch zehn Jahre nach dem Film. "
Wie sehr sich unser nettes kleines Deutschland in den Jahrzehnten danach verändert hat, zeigen zwei andere Themen. „Die Pionierin und die erste postheroische Politikerin, " nennt in der neuen FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG Nils Minkmar unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Mit der CDU hat ihr lieber, liberaler Club nichts mehr zu tun, es wäre korrekt, von der ‚CDU-Nachfolgepartei gleichen Namens‘ zu sprechen: Erst den Wehrdienst abzuschaffen, dann die Kernkraftwerke, dafür aber Frauen zu fördern und eine Islamkonferenz zu veranstalten, das wäre gestandenen Rotgrünen wie Wolfgang Clement und Otto Schily zu spinnert links gewesen. "
Und zum Thema Wehrdienst passt das: „Seit 30 Jahren sind meine Frau und ich in Friedensgruppen engagiert“, schrieb ein Leser an die Ratgeberspalte des RHEINISCHEN MERKURS in der Wochenzeitung DIE ZEIT: „Unseren Sohn haben wir in diesem Geiste erzogen. Er, 18, betont immer wieder, dass er unsere Werte teilt. Doch nun will er nach dem Abitur zur Bundeswehr, freiwillig. Wir sind fassungslos. " Die Pastorin Dr. Petra Bahr, Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, antwortete den fassungslosen Eltern: „Seine Entscheidung müssen Sie respektieren. " Und: „Die Bundeswehr wird in Zukunft übrigens eher mehr als weniger junge Menschen mit friedensethischen Grundsätzen brauchen. "
Und junge Menschinnen.
„76 Plagiate auf 254 Seiten. " Das lasen wir über eine sogenannte Doktorarbeit in der Tageszeitung DIE WELT: „Das ist, in die internationale Plagiatswährung umgerechnet, ein Viertel Guttenberg. " Dem früheren Bundesverteidigungsminister haben wir ja eine sehr sinnvolle Initiative zu verdanken für den Abbau von arbeitslosen Akademikern. Es gibt nun den Plagiatsforscher. Ein solcher hat das herausgefunden, was DIE WELT nun mitteilte: „Rund ein Fünftel der Dissertation eines gewissen Johannes Hahn besteht aus Plagiaten, schrieb Paul Jandl. Johannes Hahn ist nicht irgendwer. Bis 2009 war er Österreichs Wissenschaftsminister, seither ist er Kommissar für Regionale Angelegenheiten der Europäischen Union. " Wird also von uns allen inzwischen bezahlt mit unseren Steuergeldern das Viertel Guttenberg – um es sprachgeschlechtlich ganz wertneutral zu formulieren.
„Professorenherrlichkeit und Kleinst-Institute begünstigen Plagiate und Billigpromotionen“ hatte die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG für die deutschen Doktor-Lande erklärt. „Immerhin: In den vergangenen Jahren ist die Erkenntnis gewachsen, dass Doktoranden besser betreut werden müssen“, teilte uns Jeanne Rubner mit – worauf wir Nichtakademiker in unserer Einfalt gar nicht gekommen wären. Aber dafür lasen wir in ihrem Artikel auch noch sehr Erhellendes: „Neuerdings stecken im Briefkasten öfters bunte Zettel. Sie werben mit ‚VIP-Urlaub für Professoren und Doktoren‘. Der Luxusaufenthalt im 5,5-Sterne Hotel in Dubai kostet für Akademiker (mit Titel!) dann nur noch 699 statt 1599 Euro. " Das ist schon verführerisch. Das kann schon durchaus zu Schummeleien bei dem Erwerb des Doktorgrades führen. Oder sogar zum Betrug und echter krimineller Energie.
An dieser Stelle nun müssen wir uns für einen von drei Namen entscheiden, die in dieser Woche als düstere Geister durch die Feuilletons flatterten. Wir verwerfen Jörg Kachelmann, dessen Prozess laut FRANKFURTER ALLGEMEINER „auch ein Beispiel dafür war, wie man über Rechtsprechung nicht reden sollte. " Wir verwerfen auch Dominique Strauss-Kahn, dessen Fall laut SÜDDEUTSCHER „zeigt, was die Pressefreiheit in Amerika möglich macht.“ Wir wenden uns stattdessen dem dritten düsteren Gespenst zu, dem wir von Herzen eine rabiat-mediale Behandlung à la Strauss-Kahn wünschen würden: „Joseph Blatter hat sich als Chef des Weltfußballverbandes für vier weitere Jahre bestätigen lassen“, so die Tageszeitung TAZ: „Nur so kann er weiter daran arbeiten, diesen Sport zu zerstören. " Mehr ist dazu dann auch nicht zu sagen.
Und damit zum Positiven. „Ich lerne durch dieses Kind wahnsinnig viel: Wie man lebt, wie ich Theater spielen muss.“ Das sagte im Interview mit der TAZ die Schauspielerin Angela Winkler über ihre Tochter Nele, die am Downsyndrom leidet und im wunderbaren Berliner Theaterprojekt RambaZamba mitmacht. „Ohne das Theater wäre sie nicht so weit, wie sie ist“, sagt die stolze Mutter über ihre Tochter – und zu sich selbst: „Ich bin doch sehr handfest, ich kann unheimlich arbeiten, ich bin sehr kräftig. Mein Mann und ich bauen jetzt das sechste Haus aus. " Es ist ein sehr schönes Interview, das Jana Petersen und Thomas Winkler für die TAZ mit Angela Winkler geführt haben. Da geht es natürlich auch um den Film „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ von 1975 – der Angela Winkler zum „Terroristenliebchen“ machte: „Ich wurde ständig gefilzt, die Polizei kam in meine Wohnung, ich wurde immer wieder denunziert. Ich musste aus dem Flugzeug raus, weil jemand meinte, mich von einem Fahndungsplakat zu kennen. Das ist immer wieder passiert, bestimmt noch zehn Jahre nach dem Film. "
Wie sehr sich unser nettes kleines Deutschland in den Jahrzehnten danach verändert hat, zeigen zwei andere Themen. „Die Pionierin und die erste postheroische Politikerin, " nennt in der neuen FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG Nils Minkmar unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Mit der CDU hat ihr lieber, liberaler Club nichts mehr zu tun, es wäre korrekt, von der ‚CDU-Nachfolgepartei gleichen Namens‘ zu sprechen: Erst den Wehrdienst abzuschaffen, dann die Kernkraftwerke, dafür aber Frauen zu fördern und eine Islamkonferenz zu veranstalten, das wäre gestandenen Rotgrünen wie Wolfgang Clement und Otto Schily zu spinnert links gewesen. "
Und zum Thema Wehrdienst passt das: „Seit 30 Jahren sind meine Frau und ich in Friedensgruppen engagiert“, schrieb ein Leser an die Ratgeberspalte des RHEINISCHEN MERKURS in der Wochenzeitung DIE ZEIT: „Unseren Sohn haben wir in diesem Geiste erzogen. Er, 18, betont immer wieder, dass er unsere Werte teilt. Doch nun will er nach dem Abitur zur Bundeswehr, freiwillig. Wir sind fassungslos. " Die Pastorin Dr. Petra Bahr, Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, antwortete den fassungslosen Eltern: „Seine Entscheidung müssen Sie respektieren. " Und: „Die Bundeswehr wird in Zukunft übrigens eher mehr als weniger junge Menschen mit friedensethischen Grundsätzen brauchen. "
Und junge Menschinnen.