Von Klaus Pokatzky

Themen dieser Woche in den Feuilletons: Die Internetzensur, der Frauentag, der Missbrauch in Schulen und Guido Westerwelles Habitus.
"Ein fieses Wort ist das."

Das fiese Wort lasen wir in der Tageszeitung TAZ:

"Eines, das man allerdings nie oft genug sagen kann und das sich in unterschiedlichsten Komposita unterbringen lässt. Meinungsterror, Schönheitsterror, manche sprechen gar vom Terrierterror."

Das ist also das fiese Wort: Der Terrier-Terror.

"Wir fühlen uns dem Open-Access-Gedanken verpflichtet."

Das sagt im neuen SPIEGEL die Verlegerin Elisabeth Ruge über ihren neugegründeten Wissenschaftsverlag "Berlin Academic", der im Internet kostenlos Buchinhalte anbieten soll. Das bedeutet also "Open-Access" – eines jener Terrorwörter, an das wir uns gewöhnen müssen im Internetzeitalter. Und die Verlegerin Elisabeth Ruge sagt noch:

"Unsere geistes- und sozialwissenschaftlichen Autoren können ihren Text so einer größtmöglichen Öffentlichkeit zugänglich machen."

Wenn wir an die Terrorsprache unserer Geistes- und Sozialwissenschaftler denken, dann sind wir auf das Experiment gespannt, wie sie an eine größtmögliche Öffentlichkeit herankommen wollen.

"Sie sind in ihrer elektronischen Computersprache gefangen.""

Das hat der polnische Reporter und Schriftsteller Ryszard Kapuscinski schon in den neunziger Jahren über computerbesessene Jugendliche in Polen geschrieben, wie wir aus der FRANKFURTER RUNDSCHAU erfuhren:

"Man weiß gar nicht, ob eine andere Welt für sie überhaupt noch existiert."

Dazu passte diese Meldung:

"Das Internet gehört zu den Kandidaten für den Friedensnobelpreis."

So lasen wir im Berliner TAGESSPIEGEL. Am Freitag war schließlich der "Welttag gegen Internet-Zensur", den die Organisation Reporter ohne Grenzen ausgerufen hat. Nach ihren Angaben wird das Internet in 60 Staaten zensiert. "Das sind doppelt so viele wie noch 2008", erfuhren wir aus der BERLINER ZEITUNG:

"120 Internet-Dissidenten befinden sich derzeit weltweit in Haft."

Das sind die, die das Internet intelligent nutzen – von den anderen wollen wir jetzt hier nicht reden. "Wie gut ist Ihre Allgemeinbildung?" So lautet das Motto eines Tests, an dem sich bisher mehr als 600.000 Internetnutzer beteiligt haben – darunter auch Hans-Hermann Kotte, der mit 18 Fehlern bei 150 Fragen zu den besten drei Prozent zählt. Kein Kunststück: "Wer würde beispielsweise nicht Helmut Schmidt, die Concorde, den Transrapid oder Picassos Bild 'Guernica' auf einem Foto erkennen?", relativierte Hans-Hermann Kotte in der FRANKFURTER RUNDSCHAU seinen Selbstversuch.

"Außerdem fällt unangenehm auf, dass viel Jungskram abgefragt wird ('Dampfmaschine') und Frauen in den Fragen kaum vorkommen."

Ja ja, die Frauen. "Die Anrede 'Fräulein' ist aus der Mode gekommen", lasen wir in der Wochenzeitung DIE ZEIT. "Hingegen erweist sich die Verniedlichung 'Fräuleinchen' als zählebig", schrieb Heike Kunert. Das passte vorzüglich zum Internationalen Frauentag am Montag, den wir auch gerne in Internationalen Frauen-, Fräulein- und Fräuleinchentag umwidmen. "Heute können und dürfen sie fast alles", meinte im TAGESSPIEGEL Christine Lemke-Matwey über ihre Geschlechtsgenossinen.

"Angela Merkel darf das Land 'weiblich' führen, nach den innenpolitisch heißen Eisen etwa lässt sie derzeit lieber ihren Außenminister schnappen."

Der schnappt aber bekanntlich noch nach ganz anderem – nämlich nach so ziemlich jedem Fettnäpfchen, das sich ihm bietet. "Den ganzen Tag den großen Mann machen und immer am lautesten herumbrüllen müssen, dazu die Ausflüge in die Sonne", schreibt Tobias Rüther über Guido Westerwelle in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG:

"Das ist auch nicht so leicht, wie man denkt."

Und:

"Der Löwe bleibt auf dem Posten, aus Pflichtgefühl natürlich, denn einer muss ja da sein und die Sachen rausbrüllen, die sich kein anderer rauszubrüllen wagt."

Der Mann an sich hat es ja auch nicht einfach.

"Historisch betrachtet sind Männer der Inbegriff von Flexibilität", lasen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG:

"Denn sie wollten Frauen und Kinder vor den Unbilden der äußeren Welt bewahren."

Das schrieb der Soziologie-Professor Gerhard Amendt. Und nun ziehen die Frauen, die wahrhaft Flexiblen, so häufig an ihnen vorbei. Und die Männer werden Opfer von "Notständen und Repressionen", wie sich Christine Lemke-Matwey im TAGESSPIEGEL sorgt:

"Unter dem Deckmäntelchen humanistischer Erziehung wurden und werden kleine Jungs von Geistlichen missbraucht. In staatlichen Schulen wiederum fehlen ihnen die männlichen Vorbilder. Väter unehelicher Kinder müssen ihre Rechte vor Gerichterkämpfen. Der deutsche Fußball soll homosexuell unterwandert sein."

Zu Schwulen im Fußball hat Rainer Moritz in der WELT geschrieben, was zu schreiben ist:

"Wir haben uns an schwule Friseure, Schauspieler und Außenminister gewöhnt und tendieren nicht dazu, ihre Leistungen aufgrund ihrer sexuellen Vorlieben zu beurteilen."

Basta! Mit den kirchlichen und privaten Internaten ist es nicht so einfach.

"Heutzutage kann man froh sein, wenn man in eine stinknormale Schule gegangen und von den Segnungen jedweder Internatserziehung verschont geblieben ist", meinte Eckhard Fuhr in der Tageszeitung DIE WELT. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG beklagte "Die verführerische Ideologie der Schulgemeinschaft":

"Die Ideologie der Schule als Gemeinschaft und des Lehrers als eines Charismatikers pädagogischer Zuneigung neigt dazu, sie in etwas verzaubern zu wollen, was im Extrem unmenschlich ist. Wer sich darüber beschwert, wenn Schule nur Stoff unterrichtet und gar 'frontal', mag es sich in Zukunft noch einmal überlegen."

Die entscheidende Frage im jahrzehntelangen Missbrauchsskandal in katholischen Einrichtungen stellte die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: "Können Sie gut lügen?", wurde da allerdings nicht ein Vertreter der Katholischen Kirche gefragt, sondern die Schauspielerin Silke Bodenbender. "Nur vor der Kamera", antwortete die.

"Außerdem werde ich ziemlich schnell rot."

Das sollte auch für andere gelten.