Von Klaus Pokatzky

Das Eröffnungswochenende des Kulturhauptstadtjahres im Ruhrgebiet wird in zahlreichen Feuilletons ausgewertet. "Tagesspiegel" und "FAZ" berichten über die neue Big-Brother-Staffel. Und in der "Frankfurter Rundschau" kommt der Sozialphilosoph Axel Honneth zu Wort.
Das Eröffnungswochenende des Kulturhauptstadtjahres im Ruhrgebiet wird in zahlreichen Feuilletons ausgewertet. "Tagesspiegel" und "FAZ" berichten über die neue Big-Brother-Staffel. Und in der "Frankfurter Rundschau" kommt der Sozialphilosoph Axel Honneth zu Wort.

"Die Menschen fordern in den seltensten Fällen zunächst etwas Positives." Das lesen wir in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Das ist wie beim Blick in die Feuilletons. Hier wird auch nicht unbedingt der positive, sondern der kritische Blick gefordert. Leistung eben. "Was ist heute Leistung?" Das fragt im Interview mit der FRANKFURTER RUNDSCHAU der Sozialphilosoph Axel Honneth, Direktor des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main.

"Jeder scheint doch fest davon überzeugt zu sein, dass er sich als Leistungsträger darstellen muss, um gesellschaftlich anerkannt zu werden."

Der Sozialphilosoph Axel Honneth ist übrigens in Essen geboren. Essen ist okay. Dortmund wäre für uns Bochumer nicht okay. Zu Dortmund haben wir Bochumer so ein Verhältnis wie die Kölner zu Düsseldorf – also gar keins.

"Wie finnzedat?", fragt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG in Ruhr-Sprache, wie finnze die Eröffnungsfeier zum Kulturhauptstadt-Jahr zwischen Duisburg und – nun ja – Dortmund? "So etwas habe ich noch nicht erlebt". Das hat jedenfalls Bundespräsident Horst Köhler gefunden, wie uns Johan Schloemann in der SÜDDEUTSCHEN mitteilt:

"Kaum einmal wurde die Gegend zwischen Rheinland und Westfalen jenseits von Fußball- und Taubenzüchterklischees um ihrer selbst willen wahrgenommen.""

Der Kollege Johan Schloemann, das spricht unbedingt für ihn, ist Bochumer – hat allerdings sein Abitur am Staatlichen Gymnasium am Ostring gemacht und das ist für uns, die wir unser Abitur auf der Goethe-Schule gemacht haben, zwar noch nicht ganz so schlimm wie Dortmund, geht aber schon leise in die Richtung. "Wie nennt man denn die Bewohner des Ruhrgebiets?", fragt in der Tageszeitung DIE WELT Eckhard Fuhr und schlägt vor: "'Ruhrgebietler', also für Essener und Bochumer und Gelsenkirchener und Dortmunder." Naja. "Dann kam Herbert Grönemeyer und sang die neue Hymne."

Grönemeyer, hat auch sein Abitur am Staatlichen Gymnasium am Ostring gemacht und nicht auf der Goethe-Schule. "Wo ein raues Wort dich trägt, weil dich hier kein Schaum erschlägt", sang also Herbert Grönemeyer, "Von klarer offener Natur, urverlässlich, sonnig stur. Leichter Schwur: Komm zur Ruhr."

Für Eckhard Fuhr in der WELT ist das "Schwurbel", für Andreas Rossmann in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG "lyrisch hochtrabend" – und für unseren Bochumer Johan Schloemann in der SÜDDEUTSCHEN

"gut gemeinter Diversitätskitsch. Und müsste es nicht eigentlich 'Komm anne Ruhr' heißen, fragt ein Lokalpatriot im Internet."

Ebent, würde der Berliner da sagen. Aber vielleicht doch etwas mehr Anerkennung für Herbert Grönemeyer, der übrigens in Göttingen geboren wurde? "Kämpfe um Anerkennung hat es immer und überall gegeben." Das sagt im Interview mit der FRANKFURTER RUNDSCHAU wieder der Sozialphilosoph Axel Honneth, gebürtig aus Essen.

"Was mir aber tatsächlich als neu erscheint, ist die Situation in den Medien. Wer da alles zu jeder Tages- und Nachtzeit seine Wunden ausstellt, um Aufmerksamkeit, Respekt und Anerkennung zu erlangen! Das scheint mir wirklich eine neue Qualität zu haben."

Niemand stellt so seine Wunden zu jeder Tages- und Nachtzeit aus wie die Insassinnen und Insassen des Big Brother-Containers. Er ist ja jetzt zehn Jahre alt geworden und seine zehnte Staffel beginnt am Montag. "Die Empörung der ersten Stunde über diese Art von Voyeurismus wirkt heute altmodisch", lesen wir im Berliner TAGESSPIEGEL. "Das Problem ist eher, dass das Fernsehen unterhaltsamere Reality-Formate entwickelt hat", schreibt Thomas Gehrnger: "Nur die eingefleischte Fan-Gemeinde schaut bei 'Big Brother' noch hin." Und in der FRANKFURTER RUNDSCHAU meint Peer Schader:

"Das Publikum hat schnell erkannt, wie unspektakulär es ist, Kandidaten dabei zuzusehen, wie sie sich die Fußnägel schneiden, übers Abspülen streiten oder unter der Bettdecke fummeln."

Wie sagt noch der Sozialphilosoph Axel Honneth im Interview mit der FRANKFURTER RUNDSCHAU? "Also halten wir am Prinzip Leistung fest." Ebent.