Von Klaus Pokatzky
Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit Beispielen für Sprach-Schluderei im Englischen und mit dem Wahlkampfeinsatz des Schriftstellers Günter Grass.
"Der frühere US-Präsident George W. Bush und der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger sind bei einer Umfrage zu den schlimmsten Beispielen für Sprach-Schluderei im Englischen auf den ersten Plätzen gelandet." Das erfahren wir aus der Tageszeitung DIE WELT - nach einer Online-Umfrage in den USA, bei der die meisten Teilnehmer sich für folgenden Ausspruch von George W. Bush entschieden haben: "Unsere Feinde sind innovativ und erfinderisch, genau wie wir. Sie denken ständig über neue Wege nach, wie sie unserem Land und unserem Volk schaden können, genau wie wir." Vielleicht ist das aber gar nicht mal Sprach-Schluderei, vielleicht sprach hier nur der gute Sigmund Freud, sprich: ganz unbewusst tat Präsidentenmund die Wahrheit kund.
"Glaubt dem Kalender, im September/ beginnt der Herbst, das Stimmenzählen;/ ich rat euch, Es-Pe-De zu wählen." So zitiert die Wochenzeitung RHEINISCHER MERKUR Günter Grass aus dem 1967 erschienen Gedicht "Gesamtdeutscher März". Was vor 42 Jahren galt, gilt für Günter Grass noch immer. Er trommelt wieder für die SPD. "Grass wirkt alt und gebeugt in seinem rotbraunen Sakko und der fast dazu passenden Cordhose, aber wenn er spricht, steht der Mann unter Feuer: ‚Ich bin zornig!’" Das lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zu Grassens Tour über die Dörfer, die er nun in Neuenhagen im Landkreis Märkisch-Oderland vor den östlichen Toren Berlins begann. "Im Festsaal sitzen nicht nur Senioren, sondern viele Frauen mit fetzigen Frisuren und Tätowierungen auf den freien Schultern"," hat Andreas Rosenfelder interessiert beobachtet. Grass liest vor den fetzigen Tätowierungen aus seinen Wendetagebüchern. Dann soll der Schriftstellerkollege Steffen Kopetzky dem Nobelpreisträger beispringen und sagt: "’Die Stimme von Günter Grass, äh, von hinten zu hören ist, äh, schwer zu ertragen!’ Das sollte eine Huldigungsformel werden, klingt aber komisch"," meint Andreas Rosenfelder, gibt noch die ein oder andere Peinlichkeit vom Wahlkampfauftritt wieder – und dann: ""Zum Schluss tritt Günter Grass wieder ans Pult, um Lyrik zu rezitieren. ‚Kleckerburg!’ ruft er mit hellwacher Mimik: ‚Gestrichnes Korn! Gezielte Fragen! Verlangt die Kimme lebenslang!’ Leider ist das Mikrofon aus, das Publikum murrt, ein Techniker durchquert im Schneckentempo den Saal. Grass merkt nichts und liest einfach weiter, während der Saalhelfer das Mikrofon herrichtet." Und Grass: "’Wie macht die Ostsee? Blubb, piff, pschsch.’ Applaus brandet auf."
Das "Blubb, piff, pschsch" lässt nach dem Fachmann für den Wahlkampf rufen: "Ratsam ist es für die Kandidaten, möglichst vage zu bleiben und emotional zu argumentieren"," sagt im Interview mit dem RHEINISCHEN MERKUR Marcus Maurer, Gastprofessor für Politische Kommunikation an der Universität Zürich. Und: ""Die Argumente müssen jedoch nicht besonders faktenhaltig sein, positiv wirken vor allem Gemeinplätze, denen jeder zustimmen kann, zum Beispiel die Aussage: "Wir wollen ein gerechtes Steuersystem", wo man nicht sagen kann, da bin ich dagegen." Also: "Blubb, piff, pschsch."
Die Wochenzeitung DIE ZEIT macht eine Wahlumfrage unter Schriftstellern. "Wir sind nie besser regiert worden als durch die Zweisamkeit der beiden Volksparteien." Das gibt Martin Walser dabei zu Protokoll, der auch schon mal mit Günter Grass für die SPD getrommelt hat. Lang, lang ist's her. Und dann gibt Martin Walser eine Liebeserklärung an Angela Merkel ab: "Aufgeregtheit, Panik, Leidenschaft oder Emotion, ohne sie! Sie wirkt inzwischen wie ein Best of CDU plus SPD, also das leibhaftige Kontinuum unserer neueren geglückten Politikgeschichte. Und wenn sie ihre charmante Melancholie auch noch gegen den Krieg einsetzt, wird sie sofort unsterblich."
Wir wollen nicht verschweigen, mit welchem Spruch Arnold Schwarzenegger bei der Umfrage zu den schlimmsten Beispielen für Sprach-Schluderei auf Rang zwei landete, wie DIE WELT uns mitteilt: "Ich glaube, Homo-Ehen sollten sich auf Ehen zwischen Mann und Frau beschränken."
Genauso schlau wäre: "Blubb, piff, pschsch."
"Glaubt dem Kalender, im September/ beginnt der Herbst, das Stimmenzählen;/ ich rat euch, Es-Pe-De zu wählen." So zitiert die Wochenzeitung RHEINISCHER MERKUR Günter Grass aus dem 1967 erschienen Gedicht "Gesamtdeutscher März". Was vor 42 Jahren galt, gilt für Günter Grass noch immer. Er trommelt wieder für die SPD. "Grass wirkt alt und gebeugt in seinem rotbraunen Sakko und der fast dazu passenden Cordhose, aber wenn er spricht, steht der Mann unter Feuer: ‚Ich bin zornig!’" Das lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zu Grassens Tour über die Dörfer, die er nun in Neuenhagen im Landkreis Märkisch-Oderland vor den östlichen Toren Berlins begann. "Im Festsaal sitzen nicht nur Senioren, sondern viele Frauen mit fetzigen Frisuren und Tätowierungen auf den freien Schultern"," hat Andreas Rosenfelder interessiert beobachtet. Grass liest vor den fetzigen Tätowierungen aus seinen Wendetagebüchern. Dann soll der Schriftstellerkollege Steffen Kopetzky dem Nobelpreisträger beispringen und sagt: "’Die Stimme von Günter Grass, äh, von hinten zu hören ist, äh, schwer zu ertragen!’ Das sollte eine Huldigungsformel werden, klingt aber komisch"," meint Andreas Rosenfelder, gibt noch die ein oder andere Peinlichkeit vom Wahlkampfauftritt wieder – und dann: ""Zum Schluss tritt Günter Grass wieder ans Pult, um Lyrik zu rezitieren. ‚Kleckerburg!’ ruft er mit hellwacher Mimik: ‚Gestrichnes Korn! Gezielte Fragen! Verlangt die Kimme lebenslang!’ Leider ist das Mikrofon aus, das Publikum murrt, ein Techniker durchquert im Schneckentempo den Saal. Grass merkt nichts und liest einfach weiter, während der Saalhelfer das Mikrofon herrichtet." Und Grass: "’Wie macht die Ostsee? Blubb, piff, pschsch.’ Applaus brandet auf."
Das "Blubb, piff, pschsch" lässt nach dem Fachmann für den Wahlkampf rufen: "Ratsam ist es für die Kandidaten, möglichst vage zu bleiben und emotional zu argumentieren"," sagt im Interview mit dem RHEINISCHEN MERKUR Marcus Maurer, Gastprofessor für Politische Kommunikation an der Universität Zürich. Und: ""Die Argumente müssen jedoch nicht besonders faktenhaltig sein, positiv wirken vor allem Gemeinplätze, denen jeder zustimmen kann, zum Beispiel die Aussage: "Wir wollen ein gerechtes Steuersystem", wo man nicht sagen kann, da bin ich dagegen." Also: "Blubb, piff, pschsch."
Die Wochenzeitung DIE ZEIT macht eine Wahlumfrage unter Schriftstellern. "Wir sind nie besser regiert worden als durch die Zweisamkeit der beiden Volksparteien." Das gibt Martin Walser dabei zu Protokoll, der auch schon mal mit Günter Grass für die SPD getrommelt hat. Lang, lang ist's her. Und dann gibt Martin Walser eine Liebeserklärung an Angela Merkel ab: "Aufgeregtheit, Panik, Leidenschaft oder Emotion, ohne sie! Sie wirkt inzwischen wie ein Best of CDU plus SPD, also das leibhaftige Kontinuum unserer neueren geglückten Politikgeschichte. Und wenn sie ihre charmante Melancholie auch noch gegen den Krieg einsetzt, wird sie sofort unsterblich."
Wir wollen nicht verschweigen, mit welchem Spruch Arnold Schwarzenegger bei der Umfrage zu den schlimmsten Beispielen für Sprach-Schluderei auf Rang zwei landete, wie DIE WELT uns mitteilt: "Ich glaube, Homo-Ehen sollten sich auf Ehen zwischen Mann und Frau beschränken."
Genauso schlau wäre: "Blubb, piff, pschsch."