Von Klaus Pokatzky

Die "Süddeutsche Zeitung" protokolliert neue Begriffe, die kürzlich in den Rechtschreib-Wörterbüchern aufgenommen wurden. In der "Frankfurter Rundschau" ist der Blogbeitrag einer iranischen Aktivistin abgedruckt. Und die "Neue Zürcher Zeitung" kommentiert den ETA-Terror auf Mallorca.
"Abwrackprämie, Analogkäse, anfixen, Bad Bank." Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hat sich den neuen Duden und den neuen Wahrig angesehen, also unsere führenden Rechtschreib-Wörterbücher. Christian Dörner teilt uns nach der Lektüre mit, welche neuen Begriffe etwa im aktuellen Wahrig zu finden sind. "CO2-Fußabdruck, Conficker, Conveniencefood, Cosplay, Cyberangriff." Die schöne neue digitale Welt lässt grüßen - samt ihren hässlichen Viren.

"Ich wollte nur sagen, ich bin noch!" Diesen Satz lesen wir in der FRANKFURTER RUNDSCHAU, die den Blogbeitrag einer "iranischen Aktivistin" wiedergibt. Sie schreibt, "dass nichts mehr so ist wie früher und auch nicht so sein wird." Und sie beschreibt den Mut der Demonstranten in Teheran, wenn es darum geht, einen ihrer getöteten Freunde zu gedenken.

"Wir sind hin, haben uns unten vor seinem Haus hingesetzt, haben Parolen gerufen, Lieder gesunden und Kerzen angezündet ... Schließlich kam seine Mutter raus. Sie bat uns inständig zu gehen, weil sie sich Sorgen um unser Leben machte."

Auf Mallorca sind zwei Polizisten bei einem Bombenattentat ums Leben gekommen. "Doch nachhaltig erschüttert hat die Explosion das Inselleben nicht - Mallorca treibt weiter durch den Hochsommer, nach einem kurzen Moment des Luftanhaltens", heißt es in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Vielleicht liege es einfach an der Resignation, in die Spanien nach 50 Jahren ETA-Terror verfallen ist, meint Brigitte Kramer von der Urlaubsinsel.

"Die Vorstellung, mit Terroristen auf einer Insel zu leben und diese für mehrere Stunden nicht verlassen zu können, das beunruhigte niemanden. Vielen war der Gedanke gar nicht ins Bewusstsein gedrungen. ETA, das ist bei vielen Spaniern nur mehr ein Seufzer - im Sommer gar ein müder."

Wie froh können wir da doch über unsere deutschen Probleme sein. "An den innerdeutschen Fronten herrscht parteiübergreifend der Wille zur Friedfertigkeit", beruhigt uns denn auch die SÜDDEUTSCHE, die unsere deutsche mediale Sommerflaute zu einer West-Ost-Betrachtung nutzt. "Den Osten gibt es noch als ein gemeinsames Bündel von Problemen und Erfahrungen", schreibt unser Ostkollege Jens Bisky.

"Nur Barbaren können glauben, dass die Erfahrung von 40 Jahren Diktatur, von Revolution und anschließendem Umsturz aller Verhältnisse in 15, 20 Jahren vergessen werden können. Aber es gibt den Osten immer weniger als die Schicksalsgemeinschaft."

Das werden wir dann noch sehen im Wahlkampf, wenn die Linkspartei um den Saarländer Oskar Lafontaine die Ostkarte spielt und die SPD da hinterher hechelt. Und wenn alle wieder über Ostbiografien streiten können. "Je sanfter über die Gegenwart gesprochen wird, desto heftiger zankt man über die Vergangenheit", schreibt Jens Bisky. "Umgekehrt wäre es besser."

Wenn wir nach den Bundestagswahlen immer noch eine Bundeskanzlerin haben, ja, dass wir überhaupt einen weiblichen Kanzler haben - das haben wir auch Marion Wallace Dunlop zu verdanken. Marion Wallace Who? Die Rede ist von der britischen Malerin Marion Wallace Dunlop, der ersten Suffragette, die vor 100 Jahren für das Frauenwahlrecht in Großbritannien in den Hungerstreik trat - ein Mittel des politischen Kampfes, das bis dahin nur von Häftlingen bekannt war.

"Neu am Hungerstreik von Marion Wallace Dunlop war hingegen, dass sie damit von vornherein eine mediale Inszenierung verband: Sie hungerte unter den Augen der Presse", lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN und erfahren auch, dass auch Mahatma Gandhi, der 1918 mit seinem ersten Hungerstreik begann, bei Marion Wallace Dunlop gelernt hat. Der große Gandhi besuchte damals ein Treffen der Suffragetten. "Marion Wallace Dunlop war ihm dabei als 'die Gründerin' erschienen.""

Wir sollten da nicht vergessen, was aus unserer Sprache verschwindet und greifen noch einmal zum Artikel der SÜDDEUTSCHEN über den neuen Wahrig, der schöne Wörtlein einfach getilgt hat: ""Bader, Bähnchen, beweiben."

Aber die Suffragette darf nicht verschwinden!