Von Klaus Pokatzky

Die Frankfurter Rundschau und die Süddeutsche Zeitung kommentieren die kritische Eröffnungsrede des Schriftstellers Daniel Kehlmann zu den Salzburger Festspielen. Auch der musikalische Auftakt in Bayreuth ist ein großes Thema in den Feuilletons.
"Unter den Gästen waren Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, der Moderator Thomas Gottschalk und der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann", teilt uns die Tageszeitung TAZ von der Eröffnung der Salzburger Festspiele mit. "Die Abendroben rauschten prächtig um die Wette", erfahren wir noch etwas detaillierter aus der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, "und der Wert der zur Schau gestellten Juwelen hätte jeden klammen Finanzminister begehrlich machen können. Von Krise also keine Spur bei den Salzburger Festspielen 2009."

The same procedure as every year? Keineswegs, denn neben Händels Oratorium "Theodora" gab es schließlich auch den Schriftsteller Daniel Kehlmann mit seiner Eröffnungsrede. Sie war seinem Vater gewidmet, dem vor vier Jahren verstorbenen Theater- und Fernsehregisseur Michael Kehlmann, bei dem das Theater "ein Hort des Erzählens" gewesen sei, "bis das Erzählen aus der Mode kam", wie wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN lesen können, die die Rede abdruckt: eine Abrechnung mit dem sogenannten Regietheater.

"Wo Regisseure die Stars sind, dort halten sich die Autoren zurück. Wo sich die Autoren zurückhalten, beanspruchen die Regisseure wiederum den Status eines Stars, dem kein Autor, lebend oder tot, dreinzureden habe."

In der FRANKFURTER RUNDSCHAU wird die Reaktion des Publikums auf die Rede beschrieben: "Niemand murrte, niemand buhte, alles applaudierte, manche frenetisch." Dafür murrt nun das Feuilleton. "Diese Rede ist ein Musterbild dumpf-reaktionären Denkens, ressentimentgeladen und argumentfrei zugleich", buht in der FRANKFURTER RUNDSCHAU Peter Michalzik. Sie sei "auf unangenehme Weise von Ranküne statt von Sachverstand und eigener Erfahrung getragen", murrt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Christine Dössel.

"Bundeskanzlerin Merkel war da und trug ein silbergraues Kostüm ohne tiefen Ausschnitt."

Das steht wiederum in der TAZ und jetzt geht es um das zweite Festspiel vom Wochenende: Bayreuth. Bei den 98. Richard-Wagner-Festspielen gab es eine vier Jahre alte "Tristan"-Inszenierung von Christoph Marthaler – "musikalisch einfach zu laut", wie Eckhard Fuhr in der Tageszeitung DIE WELT befindet. Es gab aber auch den "Fliegenden Holländer" für Kinder – "als Kinderzimmerdrama", wie sich die FRANKFURTER ALLGEMEINE mokiert, während es für die SÜDDEUTSCHE gelungen ist, "den Kindern wirklich eine Geschichte zu erzählen", denn: "Kinder dürfen die Windmaschine für 'Gewitter und Sturm' anwerfen, den Donner dazu liefern sie trampelnd mit den Füßen", schreibt Wolfgang Schreiber. "Der emotionale Funke der Oper, der Musik und der Stimmen, er springt über."

Bayreuth ist dann aber auch der Auftritt der Wagner-Urenkelgeneration mit den beiden neuen Intendantinnen Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner. "Die beiden Wagner-Schwestern, die im vergangenen Jahr das Regiment über die Festspiele übernahmen, sind von den Medien zu Ikonen einer neuen Ära gemacht worden", schreibt Eckhard Fuhr in der WELT.

"Die Zeichen einer neuen Zeit sind unübersehbar, allerdings, wie sich das in Bayreuth gehört, in ihrer ganzen kecken Aufgekratztheit auch wieder altfränkisch, etwa wie Provinz-Punks, die mittags pünktlich bei Braten und Soße sitzen."

Und wenn wir schon in Franken sind, dann noch einige Worte zum "beliebtesten Politiker Deutschlands", also zu Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, unseren Bundeswirtschaftsminister, dem die SÜDDEUTSCHE ein kleines Denkmal setzt: dem Helden aller Meinungsumfragen.

"So stellt man sich keinen Landedelmann, sondern den Erben eines wohleingeführten, vorzüglich laufenden mittelständischen Betriebs vor", schreibt Gustav Seibt. "Und solche Unternehmer müssen heute sein, wie Guttenberg sich gibt: lokal verwurzelt, aber weltläufig, weltmarktfähig durch Ausbildung und Auftreten, kultiviert und handfest zugleich; dabei aber sozial aufmerksam auch auf die humanen und staatlichen Ressourcen."

Wann kommt die Guttenberg-Oper?