Von Klaus Pokatzky

Dass viele Unternehmen ihre Berlinale-Partys ausfallen lassen, liegt angeblich nicht an der Wirtschaftskrise, ist in der "FAZ" zu lesen. Die "Berliner Zeitung" macht den Computer für die Pleite des Modelleisenbahnherstellers Märklin verantwortlich. Und die "Welt" gratuliert Pierre Brice zum 80. Geburtstag.
"Viele Unternehmen lassen ihre Berlinale-Partys ausfallen."

Das lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. "Mit der Wirtschaftskrise hat das angeblich nichts zu tun", schreibt Till Krause und mag die Begründung nicht so recht glauben, wenn etwa Mercedes am nächtlichen Rande der Internationalen Filmfestspiele diesmal keine "Star Night" offeriert – wie im letzten Jahr "mit Franziska van Almsick, Bernd Eichinger, Veronika Ferres und mutmaßlichen 600 Flaschen Champagner". So etwas würden die Daimler-Aktionäre in den trüben Zeiten dieses Jahres gar nicht gerne sehen.

"Als John Tain 2008 den Vorstandsvorsitz von Merrill-Lynch antrat, gab er auf Kosten der Firma 1,2 Millionen Dollar für die Renovierung seines Büros aus","

unterrichtet uns die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG über die früheren Sitten der höchsten Investmentbanker.

""Hinzu kamen 87.000 für einen Teppich," schreibt Andreas Zielcke, "68.000 für eine Anrichte, 35.000 für eine Kommode, 25.000 für einen Mahagoni-Tisch, 13.000 für einen Kronleuchter und 18.000 für den Schreibtisch."

Das waren noch Zeiten. "Jetzt hat Märklin Insolvenz angemeldet", meldet auch die BERLINER ZEITUNG:

"Märklin, die berühmteste aller Modelleisenbahnfirmen."

Da denken wir an unsere Jugend, in der wir keinen Schreibtisch für 18.000 Dollar brauchten – aber die Eisenbahn von Märklin eine Selbstverständlichkeit war. So wie Pierre Brice als Winnetou.

"Der Computer ist das ideale Werkzeug für künstliche Welten und dem Modellbau auch an Naturalismus überlegen,"

schreibt Harald Jähner in der BERLINER ZEITUNG über diesen Bösewicht, der nun auch Märklin an die Gleise geht. Alles muss heute im Rechner gespielt werden.

"Der Nachahmungstrieb lässt sich am Bildschirm schneller, billiger und oft auch überwältigender befriedigen als mit der Tüte Grasstreu für die Wiesen, dem Gips für die Berge und dem Rauchöl für den Dampflokqualm."

Wir alten Märklin-Fans können nur die jungen Menschen von heute bedauern, die keinen quietsch-grünen Grasstreu mehr kennen.

"Im Wohnzimmer meiner Eltern fehlte die Bücherwand mit dem Brockhaus, aber ich habe Lehrer erlebt, die in mir Leidenschaft und Neugierde geweckt haben."

Das lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN. Hier denkt einer zurück an seine türkisch-stämmigen Eltern, die keine Brockhaus-Bücherwand hatten, aber ihm Nachhilfelehrer besorgten, so dass er auf die Realschule gehen konnte.

"Da waren die Eltern meiner deutschen Freunde, die einen Blick auch in meine Schulhefte warfen und mich sogar zu sich nach Hause zur Weihnachtsfeier einluden. Und wenn die Großmutter mit ihrem Enkel in den Wald ging und die Natur erkundete, dann durfte auch dessen türkischer Freund mitwandern."

Das schreibt Cem Özdemir, der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in einem sehr gelungenen Beitrag unter dem Motto: "Gleiche Bildungschancen für alle" – der auch ein Aufruf an den Bürgersinn ist.

"Da waren Menschen, die die fehlende Bücherwand ausglichen, von ihnen erfuhr ich etwas über eine Welt, die ich von zuhause so nicht kannte und die mir meine Eltern auch nicht zeigen konnten."

Ein Jubilar ist noch zu würdigen.

"Seinen ersten Auftritt als Indianer-Häuptling in 'Der Schatz im Silbersee' sahen mehr als zehn Millionen Deutsche","

steht in der Tageszeitung DIE WELT. Wir dürfen einem treuen Begleiter unserer Kindheit zum 80. Geburtstag gratulieren: Pierre Brice.

""1962, als Brice mit dem spanischen Film "Los Atracadores" zur Berlinale kam, wurde er schließlich von dem Produzenten Horst Wendlandt als Indianer entdeckt","

schreibt Christine Dössel in der SÜDDEUTSCHEN, wodurch wir wieder einmal die Bedeutung der Berliner Filmfestspiele erkennen – aber auch, wie jemand eine Filmrolle zum Lebenswerk macht.

""Er hat", meint Christine Dössel, "fleißig an der Legende mitgestrickt, missionierte als 'Ökologist' im Geiste der Indianer und setzte sich als UNICEF-Botschafter für Frieden und Völkerverständigung ein."

Glückwunsch.