Von Klaus Pokatzky
Wer die Feuilletons der großen Tageszeitungen heute aufmerksam liest, kann vor allem viel über die Liebe erfahren - und über die Olympischen Spiele, von denen sich viele Londoner wünschen, sie mögen besser schon vorüber sein.
"Gibt es Tipps für Menschen, die Komiker werden wollen?", fragt die BERLINER ZEITUNG. "Es hilft zu lesen", antwortet der Berliner Comic-Zeichner und Komiker Fil. "Ich lese gerne populärwissenschaftliche Artikel über Quantenphysik oder Geschichte."
Wir lesen jetzt hier lieber Artikel über die Liebe. Das ist komplizierter als Quantenphysik. Zur Liebe gibt es ja auch so viel zu sagen.
"Liebe wird oft überbewertet", das findet die Schriftstellerin und Sängerin Christiane Rösinger. "Liebe ist nicht so wichtig, wie man denkt", schreibt sie in der Beilage CHRIST & WELT der Wochenzeitung DIE ZEIT. "Liebe ist nur ein Teilaspekt des Lebens." Geht’s nicht ein wenig positiver? "Wer liebt, fragt nicht nach dem Warum. Liebe ist. Sie überwindet Grenzen, Ängste, sie überwindet Hoffnungslosigkeit und Schmerz." Das meint Sahra Wagenknecht, die Stellvertretende Vorsitzende der Partei "Die Linke", die ja gemeinhin als ultralinks gilt, die aber auch ganz schön lyrisch sein kann. "Wer Liebe empfindet, tritt aus der eigenen Beschränktheit hinaus, öffnet sich, wird verletzbar. Und ist behutsamer, weil er den anderen mitdenkt." Und was sagt die Kirche? "Die Liebe, mit der wir den Ehepartner lieben, ist oft genug vermischt mit Besitzansprüchen, mit Eifersucht, Aggressionen, Bewertungen und Rachegefühlen", sagt der Benediktinermönch Anselm Grün. "Unsere Liebe muss gereinigt werden."
Ich weiß auch, wo sie gereinigt werden kann, die Liebe. "In vier Jahrzehnten regelmäßigen Strandbesuchs habe ich nicht einmal eine Rempelei erlebt, nur sehr selten mal einen Ehekrach beobachtet", das lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG über das Leben am Strande, im Urlaub, wo die Liebe eben noch Liebe ist. "Die Strandszene symbolisiert das Glück, das auf Sorgenfreiheit beruht, die als Freiheit von Geldsorgen verstanden und versprochen wird", schreibt Nils Minkmar nach vier Jahrzehnten endlich. Es wurde ja auch Zeit. "Der Sand leistet das, was so viele Bücher und Seminare versprechen, er entlastet uns, denn alles, was uns befrachtet und beschwert, wird von ihm unweigerlich angezogen und auf Nimmerwiedersehen verschluckt: Geldmünzen, Schlüssel, Uhren, Taschenmesser, Sonnenbrillen, der ganze Kram sinkt nach unten und ist fort, und man ärgert sich kurz, und dann hat man es vergessen."
Und ruhig ist es am Strand, jedenfalls relativ ruhig. Ganz anders als das, was das Vereinigte Königreich jetzt erwartet: "An diesem Freitag sollen von genau 08.12 Uhr britischer Sommerzeit an möglichst viele Menschen in ganz Großbritannien drei Minutenlang alle Glocken des Landes läuten", erfahren wir aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG über das, was sich der englische Künstler Martin Creed als Einstimmung auf die Eröffnung der Olympischen Spiele am Freitagabend ausgedacht hat. "Tausende haben sich als Glöckner angemeldet", schreibt Alexander Menden. "Der Erzbischof von Canterbury wird läuten, der Stadtausrufer von Dewsbury, die Glocken von Hadley Castle und die Schiffsglocke des Kreuzers "HMS Belfast"."
Einer wird garantiert nicht läuten für die Olympischen Spiele. "Heute können es viele Londoner kaum erwarten, dass sie endlich vorbei sind", schimpft Daniel Johnson. "Für London ist dieses griechische Erbe jetzt schon ein Albtraum", meint der Herausgeber des englischen Magazins "Standpoint" in der Tageszeitung DIE WELT. "Seit Wochen sind Londoner gewarnt worden, dass die Tube noch viel grässlicher überfüllt sein wird als sonst – es heißt, es könne bei besonders zentralen Stationen mehr als eine Stunde dauern, überhaupt hineinzukommen."
Der Berliner TAGESSPIEGEL biegt pünktlich zur Eröffnung in London in die Zielgerade ein und beendet seine kleine Reihe über Spielkulturen jenseits von Olympia – wo etwa "Das Trauerspiel" präsentiert worden ist oder "Das Puppenspiel". Und jetzt also: "Das Endspiel". "Finale ist Finale", befiehlt Peter von Becker. "Und vorbei ist vorbei, Schluss. Punkt."
Ich bin ja schon weg.
Wir lesen jetzt hier lieber Artikel über die Liebe. Das ist komplizierter als Quantenphysik. Zur Liebe gibt es ja auch so viel zu sagen.
"Liebe wird oft überbewertet", das findet die Schriftstellerin und Sängerin Christiane Rösinger. "Liebe ist nicht so wichtig, wie man denkt", schreibt sie in der Beilage CHRIST & WELT der Wochenzeitung DIE ZEIT. "Liebe ist nur ein Teilaspekt des Lebens." Geht’s nicht ein wenig positiver? "Wer liebt, fragt nicht nach dem Warum. Liebe ist. Sie überwindet Grenzen, Ängste, sie überwindet Hoffnungslosigkeit und Schmerz." Das meint Sahra Wagenknecht, die Stellvertretende Vorsitzende der Partei "Die Linke", die ja gemeinhin als ultralinks gilt, die aber auch ganz schön lyrisch sein kann. "Wer Liebe empfindet, tritt aus der eigenen Beschränktheit hinaus, öffnet sich, wird verletzbar. Und ist behutsamer, weil er den anderen mitdenkt." Und was sagt die Kirche? "Die Liebe, mit der wir den Ehepartner lieben, ist oft genug vermischt mit Besitzansprüchen, mit Eifersucht, Aggressionen, Bewertungen und Rachegefühlen", sagt der Benediktinermönch Anselm Grün. "Unsere Liebe muss gereinigt werden."
Ich weiß auch, wo sie gereinigt werden kann, die Liebe. "In vier Jahrzehnten regelmäßigen Strandbesuchs habe ich nicht einmal eine Rempelei erlebt, nur sehr selten mal einen Ehekrach beobachtet", das lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG über das Leben am Strande, im Urlaub, wo die Liebe eben noch Liebe ist. "Die Strandszene symbolisiert das Glück, das auf Sorgenfreiheit beruht, die als Freiheit von Geldsorgen verstanden und versprochen wird", schreibt Nils Minkmar nach vier Jahrzehnten endlich. Es wurde ja auch Zeit. "Der Sand leistet das, was so viele Bücher und Seminare versprechen, er entlastet uns, denn alles, was uns befrachtet und beschwert, wird von ihm unweigerlich angezogen und auf Nimmerwiedersehen verschluckt: Geldmünzen, Schlüssel, Uhren, Taschenmesser, Sonnenbrillen, der ganze Kram sinkt nach unten und ist fort, und man ärgert sich kurz, und dann hat man es vergessen."
Und ruhig ist es am Strand, jedenfalls relativ ruhig. Ganz anders als das, was das Vereinigte Königreich jetzt erwartet: "An diesem Freitag sollen von genau 08.12 Uhr britischer Sommerzeit an möglichst viele Menschen in ganz Großbritannien drei Minutenlang alle Glocken des Landes läuten", erfahren wir aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG über das, was sich der englische Künstler Martin Creed als Einstimmung auf die Eröffnung der Olympischen Spiele am Freitagabend ausgedacht hat. "Tausende haben sich als Glöckner angemeldet", schreibt Alexander Menden. "Der Erzbischof von Canterbury wird läuten, der Stadtausrufer von Dewsbury, die Glocken von Hadley Castle und die Schiffsglocke des Kreuzers "HMS Belfast"."
Einer wird garantiert nicht läuten für die Olympischen Spiele. "Heute können es viele Londoner kaum erwarten, dass sie endlich vorbei sind", schimpft Daniel Johnson. "Für London ist dieses griechische Erbe jetzt schon ein Albtraum", meint der Herausgeber des englischen Magazins "Standpoint" in der Tageszeitung DIE WELT. "Seit Wochen sind Londoner gewarnt worden, dass die Tube noch viel grässlicher überfüllt sein wird als sonst – es heißt, es könne bei besonders zentralen Stationen mehr als eine Stunde dauern, überhaupt hineinzukommen."
Der Berliner TAGESSPIEGEL biegt pünktlich zur Eröffnung in London in die Zielgerade ein und beendet seine kleine Reihe über Spielkulturen jenseits von Olympia – wo etwa "Das Trauerspiel" präsentiert worden ist oder "Das Puppenspiel". Und jetzt also: "Das Endspiel". "Finale ist Finale", befiehlt Peter von Becker. "Und vorbei ist vorbei, Schluss. Punkt."
Ich bin ja schon weg.