Von Klaus Pokatzky

Die Tageszeitung „TAZ“ beleuchtet ein Interview, das „Spiegel“-Ressortleiter Cordt Schnibben einem Fachmagazin für Journalisten gegeben hat. Der „Tagesspiegel“ schreibt, dass beim Deutschen Presserat 160 Beschwerden gegen das Papst-Cover der „Titanic“ eingegangen sind.
„Für diesen Text übernehme ich keine Verantwortung.“

Das haben wir in CHRIST & WELT gelesen, der Beilage der Wochenzeitung DIE ZEIT.

Ich übernehme hier auch keine Verantwortung für irgendwelche Texte, das macht der verantwortliche Redakteur.

Ich stelle hier nur fest, dass die Beilage CHRIST & WELT mal wieder weitaus spannender zu lesen ist als das Feuilleton der ZEIT.

„Eigentlich sollte hier etwas Kritisch-Selbstreferenzielles stehen,“

hatte Christiane Florin ohne Verantwortung für ihren Text geschrieben in ihrer Glosse, die überschrieben ist mit:

„Du Denkmuster, du.“

Die wunderschöne Formulierung

„Du Denkmuster, du“

kommt nämlich heraus, wenn Christiane Florin oder Sie oder ich irgendetwas ganz anderes in unser IPhone schreiben oder in unser iPad und dort dann ein Rechtschreibprogramm in Aktion tritt, das es in sich hat.

„Immer, wenn ich das Wort ‚Medienhaus‘ eingebe, wird ‚Ameisenhaufen‘ daraus,“

hat Christiane Florin erfahren – und in diesem Falle ist dem Rechtschreibprogramm ja durchaus eine gewisse Klugheit nicht abzusprechen. Denn was ist eine Redaktion anderes als ein Ameisenhaufen? Und was ist der Leser?

„'Man muss sich den Leser heute als jungen Hund vorstellen.‘“

So zitierte die Tageszeitung TAZ den SPIEGEL-Ressortleiter Cordt Schnibben, der einem Fachmagazin für Journalisten ein Interview gegeben hatte.

Cordt Schnibben findet auch, dass der Leserhund ein „schlauer Hund“ ist, der alle Tricks der Reporter schon kennt. Und deshalb müssen die Journalisten einfach

„schlauer sein als der Hund".“

Ich will gar nicht wissen, was das automatische Rechtschreibprogramm aus solchen Sätzen gemacht hätte, wenn Cord Schnibben das alles in sein IPhone eingetippt hätte.

„"Ich hatte einen Professor gefunden,“

war in der FRANKFURTER RUNDSCHAU zu lesen,

„der Evolutionsbiologie so lebendig lehrte, dass wir in uns den Affen hopsen spürten.“

Das erzählte im Interview Volker Sommer, der nicht nur Theologe ist, sondern auch Evolutionäre Anthropologie am University College London lehrt – und in dem der Affe als Beobachtungsgegenstand nun seit Jahrzehnten hopst. Das führt zu brillanten Ideen und so hat Volker Sommer eines seiner ersten Bücher

„über das biologische Paradox vom gleichgeschlechtlichen Sex“

geschrieben:

„Da zeigte ich, dass Homo-Sex im Tierreich gang und gäbe ist und beispielsweise Allianzen kitten kann. Oder indirekte Fortpflanzung durch Unterstützen von Blutsverwandten ist.“

So was dürfte der Papst gar nicht gerne lesen. Das ist ja fast so schlimm wie die Titelbilder von Satirezeitschriften.

„Beim Deutschen Presserat sind 160 Beschwerden gegen das Papst-Cover der ‚Titanic‘ eingegangen,“

erfuhren wir aus dem Berliner TAGESSPIEGEL.

„Die ‚Titanic‘ hatte den Papst mit gelb befleckter Soutane gezeigt.“

Und da das Satiremagazin im Vatikan offenbar sehr gründlich gelesen wird – sonst hat man da ja auch nicht viel zu lachen – hatte der Vatikan bekanntlich eine einstweilige Verfügung gegen das Blatt erwirkt.

„Die Klage ist berechtigt, klug ist sie nicht,“

fand CHRIST & WELT in seinem Editorial.

„Das Verhältnis von Kirche und Humor war nie ungestört, da Lachen immer mit Kontrollverlust einhergeht,“

lasen wir in einem Beitrag daneben. „Lachen ist ein Reflex, ähnlich wie ein Orgasmus. Lustig und Lust sind Geschwister,“ schrieb der Kölner Kabarettist Jürgen Becker:

„So ist die Leib- und Lustfeindlichkeit der Kirche vielleicht die dritte Ebene, die der ‚Titanic‘-Zeichner hier berührt.“

Aber bei uns Katholiken wird Sex nicht so heiß gekocht, dass er nicht doch genüsslich konsumiert werden könnte. „Die Kirche verdient Geld mit Pornos und Erotik!“, schrieb Hans-Joachim Neubauer in CHRIST & WELT über den katholischen Buch- und Medienversand Weltbild, der neben Büchern wie „Die neue Lustschule“ oder „Mehr Spaß im Bett“ nun auch den Sadomasobestseller „Shades of Grey – Geheimes Verlangen“ im Angebot hat, verfasst von der Schottin Erika Leonard unter dem Pseudonym E. L. James.

„Vergangene Woche kam der erste Band auf den hiesigen Markt und verstörte das deutsche Feuilleton nachhaltig,“ schrieb Hans-Joachim Neubauer:

„Im August soll der zweite Teil ausgeliefert werden, im Oktober folgt der dritte. Bisher hat James über zehn Millionen Exemplare verkauft. Tendenz steigend.“

Was das Feuilleton und nicht nur das Feuilleton verstörte, war das Urteil des Landgerichts Köln, nach dem Beschneidungen als Körperverletzungen zu betrachten sind.

„Der Anteil der Beschnittenen unter den Männern auf der Welt wird auf ein Drittel geschätzt,“ stellt die neue FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG nüchtern fest und dann erregt sich Patrick Bahners:

„Wie in der Islamkritik bricht in der Beschneidungsdebatte ein rabiat religionsfeindlicher Zeitgeist durch.“

Und noch eine Zahl: „56 Prozent der Deutschen lehnen die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen ab“, war in der TAZ zu lesen.

„Diesen Deutschen geht es nicht um „Integration“, auch nicht um die Rechte von wehrlosen Kindern, unterdrückten Frauen oder gequälten Tieren, für die sich einzusetzen sie zuweilen vorgeben,“

schrieb Deniz Yücel.

„Das Einzige, wofür sich diese Leute wirklich interessieren, ist, den Kanaken wieder und wieder vorzuschreiben, was diese zu tun oder zu unterlassen haben.“

Deniz Yücel teilte aber auch zur anderen Seite aus.

„Nicht minder befremdlich sind die Verrenkungen, mit denen säkulare Muslime auf das Urteil reagieren. Da verweist man darauf, dass der Sex mit einem beschnittenen Mann für Frauen das Risiko von Gebärmutterhalskrebs verringere – als ob der Prophet Mohammed je einen Dreck auf das Wohlergehen der muslimischen Frauen gegeben hätte.“

Fazit von Deniz Yücel:

„Es gibt keinen einzigen rationalen Grund, Unmündige zu beschneiden.“

Wäre der Mensch nur rational, wäre das Leben ja auch einfacher – und sehr langweilig.