Von Klaus Pokatzky

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zitiert genüsslich ein Gedicht mit dem Titel "Ehrensold", der "Spiegel" ergeht sich über den 20. Geburtstag eines Berliner Promi-Restaurants und die "Süddeutsche" berichtet über Journalistinnen in Führungspositionen.
"Ja in Hannover ist man nicht power / Da schätzt und ehrt man noch die Kunst."

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG zitiert genüsslich ein kleines Gedicht. "Der Ehrensold" heißt es und spielt eben in Hannover, nicht weit von Großburgwedel.

"Bist sechzig Jahr du dort geworden / Dann, Dichter, wird dein Schicksal hold / Die städtischen Kollegien spenden / Dir einen hohen Ehrensold."

Der Westpreuße Hermann Löns hat diese Verse im April 1908 geschrieben. Der Ostfriese Edo Reents nimmt es in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN als Argument für einen Ehrensold zugunsten Christian Wulffs aus Osnabrück:

"Größere Rechnungen wie die, was denn die 199 000 Euro pro Jahr gegen all die Rettungsschirme seien, muss man gar nicht aufmachen. Der Staat ist es sich und Christian Wulff, der sonst wohl wirklich vor dem Nichts stünde, einfach schuldig, ihn auszuzahlen, gewissermaßen als Ehrenurkunde für jemanden, der die Latte für alle sichtbar gerissen hat."

Dem können wir uns nur anschließen. Wer weiß, wovon Christian Wulff, wenn er mal von Großburgwedel nach Berlin fährt, sonst seine Rechnungen in den dortigen Nobelrestaurants bezahlen soll. Etwa im Borchardts in der Französischen Straße.

"Von ihrem Mosaik über der Bar schaut die antike Weingöttin stolz auf die solide Trinkerriege zu ihren Füßen, im Saal zwischen den polierten grüngrauen Marmorsäulen gibt es keinen freien Tisch."

Das ist kein Zitat aus einem Werbefaltblatt des Borchardts. Das stammt aus einem dreiseitigen Artikel zum zwanzigsten Geburtstag des Restaurants, das Politiker gerne aufsuchen und Stars und Möchtegerns. "Hier inhaliert man am liebsten sich selbst", schreibt Matthias Matussek erfreulich offen im neuen SPIEGEL - und gesteht dann noch "geldwerte Vorteile" im Borchardts erhalten zu haben, wie alle Spiegel-Redakteure, damals in den Neunzigern:

"Statt 18 mussten wir nur 16 Mark für das Mittagsgericht zahlen."

Das wird Christian Wulff gerne lesen; so sind sie eben die Journalisten.

"Insgesamt sind Schätzungen zufolge heute etwa 50 Prozent aller Journalisten weiblich."

Das erfahren wir aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG - die über eine Aktion von 350 deutschen Journalistinnen berichtet. Sie fordern eine Frauenquote von 30 Prozent für Führungspositionen in den Medien und haben am Sonntag einen entsprechenden Brief an 250 Chefredakteure, Verleger und Intendanten geschickt.

"Zwei Prozent der Chefredakteure von etwa 360 deutschen Tages- und Wochenzeitungen sind demnach Frauen, auch die deutschen Nachrichtenmagazine werden fast ausschließlich von Männern geleitet"," schreibt Katharina Riehl.

""Heute gibt es beim Magazin "Spiegel" drei stellvertretende Ressortleiterinnen",

erfahren wir noch - und hoffen auf mehr. Vielleicht darf Matthias Matussek dann nicht mehr so oft und so schrecklich lang und langweilig die Seiten vollklotzen.

"So wie handgeschriebene Briefe und Bücher ein bedachtsames, gedankenvolles Lesen und Schreiben anregten", lesen wir im Berliner TAGESSPIEGEL, "erzeugt die immer kleiner werdende Lücke zwischen Schreiben und Publizieren den Druck, immer mehr und schneller zu schreiben"." Der TAGESSPIEGEL druckt einen Vortrag, den der amerikanische Zukunftsforscher David Gelernter in Berlin gehalten hat - ""ein Plädoyer für langsameres Denken in schnellen Zeiten". Und ein Bekenntnis zu dem guten alten Buch, zugleich ein Aufruf zu einem "Friedensvertrag zwischen echten und virtuellen Büchern". David Gelernter will, dass wir im digitalen Zeitalter mit seinem Internet-Häppchenwissen Kindern und Jugendlichen neben dem Computer oder Smartphone das gedruckte Buch mit allen Mitteln in die Hände drücken. "Bücher sind immer noch das beste Mittel, ihnen beizubringen, nicht bloß zu lesen, sondern es bedachtsam und gedankenvoll zu tun. Das physische Buch fügt dem geschriebenen Wort Gewicht, Substanz und Würde hinzu."

Hermann Löns liest sich gedruckt auch viel schöner.