Von Klaus Pokatzky
Die Feuilletons würdigen den verstorbenen Schriftsteller Erich Loest. Ob "Die Welt", "Süddeutsche" oder "Berliner Zeitung" - trotz des Grundsatzes beim feuilletonistischen Nachruf, über den Toten nichts Böses zu sagen, fallen Würdigungen wohl selten so einhellig und hymnisch aus.
"Seine Stimme wird Deutschland fehlen".
Das lesen wir in der Tageszeitung DIE WELT über den "sächsischen Volkstribun", so die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG; den "politischen Menschen im strengen Sinn", so die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.
Erich Loest ist am Donnerstag im Alter von 87 Jahren gestorben.
"Chronist der deutsch-deutschen Geschichte", würdigt ihn der Berliner TAGESSPIEGEL: "Er war das, was man eine ehrliche Haut nennt", schreibt Hannes Schwenger, "bei allen Windungen und Wendungen seines politischen und literarischen Lebenswerks."
"De mortuis nil nisi bene" – das ist ein Grundsatz des feuilletonistischen Nachrufes: über die Toten nichts Böses sagen. Aber wohl selten fallen die Würdigungen über einen verstorbenen Literaten so einhellig und so hymnisch aus wie im Falle von Erich Loest – "des unbeugsamen Schriftstellers", wie ihn der TAGESSPIEGEL nennt.
"Die Nachricht von seinem Tod am Donnerstag kommt überraschend", so Hannes Schwenger, "ein doppelter Schreck: Die Leipziger Polizei meldet einen Suizid."
Leipzig: das war seine Stadt. Dort hatte der junge Kriegsheimkehrer, geboren 1926 im sächsischen Mittweida, ein Volontariat bei der Leipziger Volkszeitung gemacht und zunächst SED-konforme Werke verfasst.
"1953 bekommt Loest größere Probleme, weil er kritisch nach den wahren Ursachen des Aufstands vom 17. Juni fragt", heißt es in der BERLINER ZEITUNG.
"1957 wird er wegen angeblicher 'konterrevolutionärer Gruppenbildung' zu siebeneinhalb Jahren Haft in Bautzen verurteilt", schreibt Mathias Schnitzler. "Erich Loest verliert seinen Glauben an den Kommunismus endgültig."
Mit Kriminal- und Abenteuerromanen unter Pseudonymen verdient er sich nach sieben Jahren Haft seinen Lebensunterhalt. Aber er war und blieb eben immer die "ehrliche Haut" – oder wie ihn Beatrix Langner in der NEUEN ZÜRCHER charakterisiert: "ein Unruhestifter, ein Zeitgenosse, dem die Streit- und Redelust locker auf der Zunge saß."
Unter seinem Namen veröffentlicht er 1978 das Buch "Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene". "Ein wahrhaftigeres Stück DDR-Literatur", urteilt Mathias Schnitzler in der BERLINER ZEITUNG, "wird man kaum finden".
Helmut Böttiger in der SÜDDEUTSCHEN:
"Er beschreibt die Provinzialität der Verhältnisse, die kleinbürgerlichen Strukturen, das opportunistische Durchlavieren eines Großteils der DDR-Bevölkerung."
Die Folgen waren absehbar: Bis zur Wiedervereinigung findet Erich Loest ab 1981 eine neue Heimat im Westen, zunächst in Osnabrück, dann in Bad Godesberg. 1998 lässt er sich dann endgültig wieder in Leipzig nieder und bleibt der Unruhestifter.
"Leidenschaftlich stritt er für die Entschädigungen ehemaliger DDR-Häftlinge, für die rechtsstaatliche Verfolgung der Staats-Täter", erinnert die NEUE ZÜRCHER; "konnte aber auch eigene Fehler eingestehen und schuldig Gewordenen vergeben", so die BERLINER ZEITUNG.
Eigene Fehler eingestehen: etwa wie er mit seiner Vergangenheit als sogenannter "Werwolf" im Dienste der Nazis in den letzten Kriegswirren umging.
"Schon in den frühen Achtzigerjahren, als derlei noch höchst unüblich war, gestand Erich Loest offen ein, ein Missbrauchter, ein Verführter gewesen zu sein", schreibt Sven Felix Kellerhoff in der WELT.
Es hat eben "Loest – im Gegensatz zu anderen Autoren seiner Generation, etwa Günter Grass – Teile seiner Biografie nie verschwiegen oder beschönigt", so Sven Felix Kellerhoff: "Dazu gehörte Größe."
Oder in den Worten der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Er hat ein Beispiel dafür gegeben, wie man aus Fehlern lernt, Einsichten in Haltung umsetzt", meint Sabine Brandt: "Wenn wir wissen wollen, wie es um uns Deutsche bestellt war und ist, dann sollten wir seine Bücher lesen. Und niemals müssen wir uns bei dieser Lektüre langweilen."
Das lesen wir in der Tageszeitung DIE WELT über den "sächsischen Volkstribun", so die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG; den "politischen Menschen im strengen Sinn", so die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.
Erich Loest ist am Donnerstag im Alter von 87 Jahren gestorben.
"Chronist der deutsch-deutschen Geschichte", würdigt ihn der Berliner TAGESSPIEGEL: "Er war das, was man eine ehrliche Haut nennt", schreibt Hannes Schwenger, "bei allen Windungen und Wendungen seines politischen und literarischen Lebenswerks."
"De mortuis nil nisi bene" – das ist ein Grundsatz des feuilletonistischen Nachrufes: über die Toten nichts Böses sagen. Aber wohl selten fallen die Würdigungen über einen verstorbenen Literaten so einhellig und so hymnisch aus wie im Falle von Erich Loest – "des unbeugsamen Schriftstellers", wie ihn der TAGESSPIEGEL nennt.
"Die Nachricht von seinem Tod am Donnerstag kommt überraschend", so Hannes Schwenger, "ein doppelter Schreck: Die Leipziger Polizei meldet einen Suizid."
Leipzig: das war seine Stadt. Dort hatte der junge Kriegsheimkehrer, geboren 1926 im sächsischen Mittweida, ein Volontariat bei der Leipziger Volkszeitung gemacht und zunächst SED-konforme Werke verfasst.
"1953 bekommt Loest größere Probleme, weil er kritisch nach den wahren Ursachen des Aufstands vom 17. Juni fragt", heißt es in der BERLINER ZEITUNG.
"1957 wird er wegen angeblicher 'konterrevolutionärer Gruppenbildung' zu siebeneinhalb Jahren Haft in Bautzen verurteilt", schreibt Mathias Schnitzler. "Erich Loest verliert seinen Glauben an den Kommunismus endgültig."
Mit Kriminal- und Abenteuerromanen unter Pseudonymen verdient er sich nach sieben Jahren Haft seinen Lebensunterhalt. Aber er war und blieb eben immer die "ehrliche Haut" – oder wie ihn Beatrix Langner in der NEUEN ZÜRCHER charakterisiert: "ein Unruhestifter, ein Zeitgenosse, dem die Streit- und Redelust locker auf der Zunge saß."
Unter seinem Namen veröffentlicht er 1978 das Buch "Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene". "Ein wahrhaftigeres Stück DDR-Literatur", urteilt Mathias Schnitzler in der BERLINER ZEITUNG, "wird man kaum finden".
Helmut Böttiger in der SÜDDEUTSCHEN:
"Er beschreibt die Provinzialität der Verhältnisse, die kleinbürgerlichen Strukturen, das opportunistische Durchlavieren eines Großteils der DDR-Bevölkerung."
Die Folgen waren absehbar: Bis zur Wiedervereinigung findet Erich Loest ab 1981 eine neue Heimat im Westen, zunächst in Osnabrück, dann in Bad Godesberg. 1998 lässt er sich dann endgültig wieder in Leipzig nieder und bleibt der Unruhestifter.
"Leidenschaftlich stritt er für die Entschädigungen ehemaliger DDR-Häftlinge, für die rechtsstaatliche Verfolgung der Staats-Täter", erinnert die NEUE ZÜRCHER; "konnte aber auch eigene Fehler eingestehen und schuldig Gewordenen vergeben", so die BERLINER ZEITUNG.
Eigene Fehler eingestehen: etwa wie er mit seiner Vergangenheit als sogenannter "Werwolf" im Dienste der Nazis in den letzten Kriegswirren umging.
"Schon in den frühen Achtzigerjahren, als derlei noch höchst unüblich war, gestand Erich Loest offen ein, ein Missbrauchter, ein Verführter gewesen zu sein", schreibt Sven Felix Kellerhoff in der WELT.
Es hat eben "Loest – im Gegensatz zu anderen Autoren seiner Generation, etwa Günter Grass – Teile seiner Biografie nie verschwiegen oder beschönigt", so Sven Felix Kellerhoff: "Dazu gehörte Größe."
Oder in den Worten der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Er hat ein Beispiel dafür gegeben, wie man aus Fehlern lernt, Einsichten in Haltung umsetzt", meint Sabine Brandt: "Wenn wir wissen wollen, wie es um uns Deutsche bestellt war und ist, dann sollten wir seine Bücher lesen. Und niemals müssen wir uns bei dieser Lektüre langweilen."