Von Klaus Pokatzky
Die „Taz“ lässt sich genüsslich zum Thema Taschengeld aus, die „FAZ“ ist schon eine Generation weiter und beschäftigt sich mit den jungen Menschen, die als „überbehütete Kinder“ die Universitäten „bevölkern“ und „Die Zeit“ lässt Helene Hegemann zu Wort kommen.
„Taschengeld ist eine Erfindung der westlichen affluenten Mittelschichtsgesellschaft.“
Diesen Satz lasen wir in der Tageszeitung TAZ in einer Umfrage zu Sinn und Unsinn des Taschengeldes für unsere lieben Kleinen. „Kinder sollen früh lernen, mit Geld umzugehen",“ gibt die Psychologie-Professorin Heidi Keller zu Protokoll – und dann eben diesen Satz: „"Taschengeld ist eine Erfindung der westlichen affluenten Mittelschichtsgesellschaft.“ Affluent könnten wir mit „reichlich“ übersetzen oder mit „Überfluss“. Damit unsere Kinder solches Psychologengequatsche verstehen, müssen wir sie schon auf eine Universität prügeln.
„Die erste Generation überbehüteter Kinder bevölkert die Universitäten.“
Diesen Warnruf stieß die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG aus. Schreckliches, gar schreckliches war da zu lesen über die jungen Menschen, auf die ich bisher doch immer gebaut habe, wenn es um meine Rentenzahler geht.
„Die bürgerliche, von Abstiegsängsten geplagte Mittelschicht ist besonders anfällig“, klärte uns Melanie Mühl auf, „ihre Kinder permanent zu umkreisen, sie emotional und materiell zu verwöhnen und zu verhätscheln. In diesem überbehüteten Mikrokosmos kommt es durchaus vor, dass das vergessene Pausenbrot dem Nachwuchs in die Schule hinterhergekarrt wird. Da schreibt die Mutter gern auch nachts den Deutschaufsatz oder löst ein paar Mathematikaufgaben".“
Solche Versager werden zu meiner Rente sicherlich nicht in ausreichendem Maße beitragen. „"Overparenting“, also „Übereltern“ nennt Melanie Mühl das – und so was kommt dabei heraus:
„Ein Student kommt Wochen zu spät ins Seminar, möchte noch aufgenommen und mit dem bereits durchgenommenen Stoff versorgt werden – und fragt unschuldig, ob er zwei weitere Sitzungen fehlen könne, weil er mit Freunden dieses Haus am Meer gemietet habe.“
Overparenting ist affluent, das Übereltern im Überfluss.
„Die erste Raucherpause“, notierte Helene Hegemann in der Wochenzeitung DIE ZEIT. Raucherpause bei einer Busfahrt Richtung Bayreuth zu Richard Wagner. Raststätte Münchberg kurz vor Bayreuth.
„Zwei Hippieeltern in gebatikten Festivalhosen lassen ihre beiden Kinder auf den Parkplatz kacken, direkt hinter McDonald’s. Danach fordern sie mich, anstatt die Kacke wegzumachen, wutentbrannt dazu auf, meine auf dem Boden ausgedrückte Zigarette in den Mülleimer zu schmeißen".“
Deutsche Eltern in Reinkultur. Underparenting ist affluent.
„"Ich bin dreizehn Jahre alt, und keiner meiner Freunde ist bei Facebook angemeldet.“
Das erfahren wir in der neuen FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG aus der Welt der Jugend. „Mir wurde schnell klar, dass Facebook sinnlos ist, wenn man keine Freunde hat“, schreibt Ruby Karp. „Mein einziger Freund auf Facebook ist meine Oma.“ Overgrandparenting könnten wir das nennen.
„Muss man älteren Menschen seinen Platz anbieten?“, fragte da die TAZ.
„Dass man schnurstracks seinen Sitzplatz zu räumen hat, sobald ein älterer Mensch sich nähert, gehört auch heute noch zur guten Erziehung“, schrieb Franziska Seyboldt:
„Also steht man pflichtschuldig auf, wenn die ältere Dame voll bepackt in die Straßenbahn taumelt. Doch das Lächeln, der dankbare Blick, die Punkte auf dem Karmakonto – sie bleiben aus. Stattdessen nur ein Satz, anklagend und vorwurfsvoll: „Sehe ich etwa so alt aus?“ Ehrlich gesagt: ja. Und genau das ist das Problem. Das Alter will gar nicht mehr geehrt werden. Schlimmer noch: Das Alter will nicht mehr alt sein. Das Alter hat ein Identitätsproblem.“
Das Alter hält sich ja bei Facebook jung. „Woran erkennt man also nun den Unterschied zwischen Möchtergernjugendlichen und sitzsuchenden Greisen?“, fragte Franziska Seyboldt in der TAZ – und gab den guten Knigge-Rat:
„Nehmen Sie Blickkontakt auf. Bieten Sie – falls Sie meinen, ein Aufblitzen in den Augen Ihres Gegenübers gesehen zu haben – Ihren Platz an. Dann können Sie immer noch aufstehen.“
Das Leben ist nicht einfach. Und wie die älteren Damen und Herren reden – das ist auch kein Vorbild für die Kleinen.
„Schier unfassbar ist für die Briten, dass sogar Kanzlerin Angela Merkel ´Shitstorm` sagen konnte, ´ohne dass irgendjemand mit der Wimper zuckte`“, gab sich die Tageszeitung DIE WELT fassungslos, mit welchen Begriffen sich die Kanzlerin zur digitalen Welt der ganz Jungen und der ganz Alten geäußert hat.
„Der klassische deutsche Schimpfwortschatz wird bekanntlich vorwiegend aus dem Fäkalbereich geschöpft. Völkerpsychologen deuten diese Vorliebe“, schrieb Matthias Heine, „so, dass hierzulande ein hohes Sauberkeitsideal herrsche und deshalb Wörter wie ´Scheiße` eine besondere Fallhöhe hätten".“
Und damit sind wir im Wahlkampf. Der tobt doch jetzt – oder?
„"Warum ist der Wahlkampf so langweilig?“, fragte der Berliner TAGESSPIEGEL den „Kulturkritiker“ Bazon Brock.
„Seien wir froh, dass es so undramatisch zugeht",“ antwortete der. „"Man kann wirklich sagen: Souverän ist, wer den Normalfall garantiert, und der Normalfall ist, wo nichts passiert.“
Das klingt beruhigend und da fragen wir gerne mit der TAZ unseren Bundesfinanzminister nach Sinn und Unsinn des Taschengeldes für meine kleinen Renten.
„Wenn Kinder feststellen“, meinte Wolfgang Schäuble, „dass sie mit dem Euro aus ihrem Sparschwein die schwierige Wahl haben zwischen Karussellfahrt, Eis oder – wenn sie ein wenig sparen – Spielzeug, gewinnt dieser Euro eine neue Wertschätzung".“
Aber jetzt mal Euro bei die Fische, klare Summen bitte. Die kamen von Heinz Hilgers, dem Präsidenten des Deutschen Kinderschutzbundes:
„"Wir empfehlen für Kinder bis neun Jahre wöchentlich etwa 1 bis 3 Euro. Für Zehn- bis Dreizehnjährige etwa 14 bis 22 Euro monatlich, jährlich ansteigend, für Sechzehnjährige etwa 35 Euro.“
Overparenting is affluent.
Diesen Satz lasen wir in der Tageszeitung TAZ in einer Umfrage zu Sinn und Unsinn des Taschengeldes für unsere lieben Kleinen. „Kinder sollen früh lernen, mit Geld umzugehen",“ gibt die Psychologie-Professorin Heidi Keller zu Protokoll – und dann eben diesen Satz: „"Taschengeld ist eine Erfindung der westlichen affluenten Mittelschichtsgesellschaft.“ Affluent könnten wir mit „reichlich“ übersetzen oder mit „Überfluss“. Damit unsere Kinder solches Psychologengequatsche verstehen, müssen wir sie schon auf eine Universität prügeln.
„Die erste Generation überbehüteter Kinder bevölkert die Universitäten.“
Diesen Warnruf stieß die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG aus. Schreckliches, gar schreckliches war da zu lesen über die jungen Menschen, auf die ich bisher doch immer gebaut habe, wenn es um meine Rentenzahler geht.
„Die bürgerliche, von Abstiegsängsten geplagte Mittelschicht ist besonders anfällig“, klärte uns Melanie Mühl auf, „ihre Kinder permanent zu umkreisen, sie emotional und materiell zu verwöhnen und zu verhätscheln. In diesem überbehüteten Mikrokosmos kommt es durchaus vor, dass das vergessene Pausenbrot dem Nachwuchs in die Schule hinterhergekarrt wird. Da schreibt die Mutter gern auch nachts den Deutschaufsatz oder löst ein paar Mathematikaufgaben".“
Solche Versager werden zu meiner Rente sicherlich nicht in ausreichendem Maße beitragen. „"Overparenting“, also „Übereltern“ nennt Melanie Mühl das – und so was kommt dabei heraus:
„Ein Student kommt Wochen zu spät ins Seminar, möchte noch aufgenommen und mit dem bereits durchgenommenen Stoff versorgt werden – und fragt unschuldig, ob er zwei weitere Sitzungen fehlen könne, weil er mit Freunden dieses Haus am Meer gemietet habe.“
Overparenting ist affluent, das Übereltern im Überfluss.
„Die erste Raucherpause“, notierte Helene Hegemann in der Wochenzeitung DIE ZEIT. Raucherpause bei einer Busfahrt Richtung Bayreuth zu Richard Wagner. Raststätte Münchberg kurz vor Bayreuth.
„Zwei Hippieeltern in gebatikten Festivalhosen lassen ihre beiden Kinder auf den Parkplatz kacken, direkt hinter McDonald’s. Danach fordern sie mich, anstatt die Kacke wegzumachen, wutentbrannt dazu auf, meine auf dem Boden ausgedrückte Zigarette in den Mülleimer zu schmeißen".“
Deutsche Eltern in Reinkultur. Underparenting ist affluent.
„"Ich bin dreizehn Jahre alt, und keiner meiner Freunde ist bei Facebook angemeldet.“
Das erfahren wir in der neuen FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG aus der Welt der Jugend. „Mir wurde schnell klar, dass Facebook sinnlos ist, wenn man keine Freunde hat“, schreibt Ruby Karp. „Mein einziger Freund auf Facebook ist meine Oma.“ Overgrandparenting könnten wir das nennen.
„Muss man älteren Menschen seinen Platz anbieten?“, fragte da die TAZ.
„Dass man schnurstracks seinen Sitzplatz zu räumen hat, sobald ein älterer Mensch sich nähert, gehört auch heute noch zur guten Erziehung“, schrieb Franziska Seyboldt:
„Also steht man pflichtschuldig auf, wenn die ältere Dame voll bepackt in die Straßenbahn taumelt. Doch das Lächeln, der dankbare Blick, die Punkte auf dem Karmakonto – sie bleiben aus. Stattdessen nur ein Satz, anklagend und vorwurfsvoll: „Sehe ich etwa so alt aus?“ Ehrlich gesagt: ja. Und genau das ist das Problem. Das Alter will gar nicht mehr geehrt werden. Schlimmer noch: Das Alter will nicht mehr alt sein. Das Alter hat ein Identitätsproblem.“
Das Alter hält sich ja bei Facebook jung. „Woran erkennt man also nun den Unterschied zwischen Möchtergernjugendlichen und sitzsuchenden Greisen?“, fragte Franziska Seyboldt in der TAZ – und gab den guten Knigge-Rat:
„Nehmen Sie Blickkontakt auf. Bieten Sie – falls Sie meinen, ein Aufblitzen in den Augen Ihres Gegenübers gesehen zu haben – Ihren Platz an. Dann können Sie immer noch aufstehen.“
Das Leben ist nicht einfach. Und wie die älteren Damen und Herren reden – das ist auch kein Vorbild für die Kleinen.
„Schier unfassbar ist für die Briten, dass sogar Kanzlerin Angela Merkel ´Shitstorm` sagen konnte, ´ohne dass irgendjemand mit der Wimper zuckte`“, gab sich die Tageszeitung DIE WELT fassungslos, mit welchen Begriffen sich die Kanzlerin zur digitalen Welt der ganz Jungen und der ganz Alten geäußert hat.
„Der klassische deutsche Schimpfwortschatz wird bekanntlich vorwiegend aus dem Fäkalbereich geschöpft. Völkerpsychologen deuten diese Vorliebe“, schrieb Matthias Heine, „so, dass hierzulande ein hohes Sauberkeitsideal herrsche und deshalb Wörter wie ´Scheiße` eine besondere Fallhöhe hätten".“
Und damit sind wir im Wahlkampf. Der tobt doch jetzt – oder?
„"Warum ist der Wahlkampf so langweilig?“, fragte der Berliner TAGESSPIEGEL den „Kulturkritiker“ Bazon Brock.
„Seien wir froh, dass es so undramatisch zugeht",“ antwortete der. „"Man kann wirklich sagen: Souverän ist, wer den Normalfall garantiert, und der Normalfall ist, wo nichts passiert.“
Das klingt beruhigend und da fragen wir gerne mit der TAZ unseren Bundesfinanzminister nach Sinn und Unsinn des Taschengeldes für meine kleinen Renten.
„Wenn Kinder feststellen“, meinte Wolfgang Schäuble, „dass sie mit dem Euro aus ihrem Sparschwein die schwierige Wahl haben zwischen Karussellfahrt, Eis oder – wenn sie ein wenig sparen – Spielzeug, gewinnt dieser Euro eine neue Wertschätzung".“
Aber jetzt mal Euro bei die Fische, klare Summen bitte. Die kamen von Heinz Hilgers, dem Präsidenten des Deutschen Kinderschutzbundes:
„"Wir empfehlen für Kinder bis neun Jahre wöchentlich etwa 1 bis 3 Euro. Für Zehn- bis Dreizehnjährige etwa 14 bis 22 Euro monatlich, jährlich ansteigend, für Sechzehnjährige etwa 35 Euro.“
Overparenting is affluent.