Von Klaus Pokatzky
Gerhard Stadelmaier denkt in der FAZ darüber nach, warum am Karfreitag auf den Theaterbühnen gearbeitet wird, während sie am Heiligabend pausieren. Und Moritz von Uslar fragt Anne Will in der ZEIT, a) ob ihr Rainer Brüderle leid tut und b) was sie von Papst Franziskus hält.
"Was ist für mich relevant?"
Das hat die Tageszeitung TAZ gefragt.
"Welchen Teil einer Zeitung brauche ich, welchen eher nicht?"
Sie brauchen das Feuilleton, was sonst …
"Wer filtert für mich all die Informationen?"
Ich, liebe TAZ, ich.
"Der Glaube versetzt bekanntlich nicht nur Berge","
stand in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG,
""er hält zusammen und stiftet ein Klima gemeinschaftlicher Werte."
Das schrieb zu Ostersamstag der Feuilletonchef Martin Meyer unter der wunderbaren Überschrift
""Schuld und Bühne"."
Es ging um die geistige Verfassung Europas in Zeiten der großen Krise.
""Wer zieht den Schlussstrich unter unsere Kleingeisterei?","
fragte Martin Meyer. Das Feuilleton, das Feuilleton, lieber Herr Meyer.
""Visionen braucht die Epoche, Auferstehung täte not."
Genau, dafür haben wir ja auch Ostern. Und davor Karfreitag.
"Wieso reißt das Theater am Karfreitag seine Amüsementsklappe auf – die es an Heiligabend hält?"
Das fragte in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG Gerhard Stadelmaier, der dort für das Theater zuständig ist. Heiligabend geht keiner ins Theater. Da gibt es nämlich das Theater nur zu Hause unter dem Weihnachtsbaum. Den deutschen Menschen ist ihr Weihnachten heilig. Und Karfreitag?
"Sie gehen ins Theater. Und amüsieren sich wie Bolle, wie zum Beispiel im Schauspiel der offenbar völlig gottlosen Stadt Frankfurt, wo sie am Karfreitag 'Wir lieben und wissen nichts' von Moritz Rinke geben, darin sich zwei lustige Paare über Kreuz in die Beziehungswolle geraten; die Vorstellung ist ausverkauft."
Früher hätte es das nicht gegeben.
"Oder lassen sich in der Berliner Schaubühne von Gorkis 'Sommergästen' in schimmeligen Badewannen vorführen, wie sich die alten Russen so belesbeln."
"Belesbeln" ist ein grandioser Ausdruck. "Belesbeln" steht auf einer Stufe mit "Brüderlen".
"Hat der arme, alte Brüderle ihr auf dem Höhepunkt des grässlichen Dirndl-Skandals leidgetan?"
Das fragt in der Wochenzeitung DIE ZEIT Moritz von Uslar – und er fragt das die ARD-Talkshow-Frau Anne Will, mit der er sich zum Frühstück verabredet hat.
"Nein. Null"
hat der arme, alte Brüderle Anne Will leid getan, wie sie zum Frühstücksei ausruft:
"Nicht eine Sekunde. Ich finde auch, dass Brüderle sich nach wie vor entschuldigen muss. Es ist doch ein Wahnsinn, dass die FDP hingeht und von einer Kampagne gegen die ganze Partei spricht. Ich lache mich tot."
Dann hoffen wir auf rasche Auferstehung der Katholikin Anne Will, die natürlich auch zum neuen Heiligen Vater befragt wird:
"Man rühmt den neuen Papst für seine Bescheidenheit","
sagt sie.
""Mit dem Mann kann ich mich trotzdem nicht anfreunden, wenn ich lese, dass er homosexuelle Verbindungen für Teufelszeug hält."
In der NEUEN ZÜRCHER lesen wir zu diesem Thema anderes, fast frühlingshaft Hoffnungsfrohes.
"Angeblich will der neue Papst zwar nicht die Heirat zwischen Gleichgeschlechtlichen erlauben, aber doch zumindest ihre zivile Verbindung zulassen, wie er auch praktizierende Homosexuelle nicht mehr aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausstossen will."
Das schreibt der kolumbianische Schriftsteller Héctor Abad über den südamerikanischen Jesuiten auf dem Heiligen Stuhl.
"Die Jesuiten, die einst den Kern des lateinamerikanischen Konservativismus darstellten, stehen heute an der Spitze der kirchlichen Bewegung für Veränderungen und offene Diskussionen, auch in sozialen Fragen wie Armut, Gleichheit und Gerechtigkeit."
Den neuen Stil am vatikanischen Hofe würdigt die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG in ihrer Osterausgabe.
"Ein Kardinal, der eine Ausbildung zum Chemietechniker durchlaufen hat, bevor er aufs Priesterseminar ging, der zu Hause mit der U-Bahn fuhr, sich meistens sein Essen selbst kochte und Anhänger einer Fußballmannschaft mit proletarischer Tradition ist","
schreibt der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht,
""ein solcher Kardinal musste wohl erst einmal zu einem Papst werden, der nicht in dem für ihn ausgestatteten Palast wohnen möchte und der sehr direkt, ja einfach volksnah wirkt."
Der Papst wird noch die nächsten Wochen, wenn nicht Monate nach jedem öffentlichen Auftritt die Feuilletons heimsuchen – und da ist es gut, dass uns CHRIST & WELT, die Beilage der ZEIT, mit einem Papst-Abc auf die Sprünge hilft.
"Angelus","
ist einer der Begriffe, den der katholische Seelsorger Klaus Hamburger erklärt:
""Das Mittagsgeläut, auch das des Petersdoms, erinnert daran, auf welche Weise Gott die Menschen besucht. Der Engel grüßt Maria, bevor er ihr die Botschaft überbringt."
Das Mittagsgeläut!
"Ich gebe zu, dass ich die Lautstärke auch unterschätzt habe"," schrieb Ella Z. aus München an die Ratgeberspalte von CHRIST & WELT,
""aber zu klagen fände ich unangebracht."
Klagen gegen das Kirchengeläut wollen aber Nachbarn von ihr, die alle direkt neben einer Kirche wohnen.
"Es ist nachweislich so, dass das Glockengeläut anders wahrgenommen wird, wenn seine Bedeutung in den eigenen Alltag eingebaut wird","
antwortete die Ratgeberin, die Pastorin Petra Bahr, Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, in fast schon jesuitischer Verschlagenheit:
""Leben Sie doch mit den Glocken statt gegen sie. Halten Sie dreimal am Tag für eine Minute inne. Fragen Sie sich, was wirklich wichtig ist und was nur atemlos macht. Freuen Sie sich, dass die Glocken für Sie den Sonntag einläuten. Diese kleinen Unterbrechungen können manchen Yogakurs ersetzen."
Und teilen Sie Ihre Freude doch einfach mit den anderen Menschen. Das kann manche Psychotherapie ersetzen.
"Vielleicht sind die Deutschen weniger begabt darin, zu lächeln, nett zu sein, dem anderen den Vortritt zu lassen."
Das sagt im Interview mit der österlichen FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG Dieter Wollstein, der sich achtzehn Jahre lang im legendären Berliner "Café Einstein Unter den Linden" um die Gäste gekümmert hat, und nun in den Ruhestand geht.
"Ich bin sensibel. Wenn einer freundlich lächelt, bin ich voreingenommen."
Ich auch.
Das hat die Tageszeitung TAZ gefragt.
"Welchen Teil einer Zeitung brauche ich, welchen eher nicht?"
Sie brauchen das Feuilleton, was sonst …
"Wer filtert für mich all die Informationen?"
Ich, liebe TAZ, ich.
"Der Glaube versetzt bekanntlich nicht nur Berge","
stand in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG,
""er hält zusammen und stiftet ein Klima gemeinschaftlicher Werte."
Das schrieb zu Ostersamstag der Feuilletonchef Martin Meyer unter der wunderbaren Überschrift
""Schuld und Bühne"."
Es ging um die geistige Verfassung Europas in Zeiten der großen Krise.
""Wer zieht den Schlussstrich unter unsere Kleingeisterei?","
fragte Martin Meyer. Das Feuilleton, das Feuilleton, lieber Herr Meyer.
""Visionen braucht die Epoche, Auferstehung täte not."
Genau, dafür haben wir ja auch Ostern. Und davor Karfreitag.
"Wieso reißt das Theater am Karfreitag seine Amüsementsklappe auf – die es an Heiligabend hält?"
Das fragte in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG Gerhard Stadelmaier, der dort für das Theater zuständig ist. Heiligabend geht keiner ins Theater. Da gibt es nämlich das Theater nur zu Hause unter dem Weihnachtsbaum. Den deutschen Menschen ist ihr Weihnachten heilig. Und Karfreitag?
"Sie gehen ins Theater. Und amüsieren sich wie Bolle, wie zum Beispiel im Schauspiel der offenbar völlig gottlosen Stadt Frankfurt, wo sie am Karfreitag 'Wir lieben und wissen nichts' von Moritz Rinke geben, darin sich zwei lustige Paare über Kreuz in die Beziehungswolle geraten; die Vorstellung ist ausverkauft."
Früher hätte es das nicht gegeben.
"Oder lassen sich in der Berliner Schaubühne von Gorkis 'Sommergästen' in schimmeligen Badewannen vorführen, wie sich die alten Russen so belesbeln."
"Belesbeln" ist ein grandioser Ausdruck. "Belesbeln" steht auf einer Stufe mit "Brüderlen".
"Hat der arme, alte Brüderle ihr auf dem Höhepunkt des grässlichen Dirndl-Skandals leidgetan?"
Das fragt in der Wochenzeitung DIE ZEIT Moritz von Uslar – und er fragt das die ARD-Talkshow-Frau Anne Will, mit der er sich zum Frühstück verabredet hat.
"Nein. Null"
hat der arme, alte Brüderle Anne Will leid getan, wie sie zum Frühstücksei ausruft:
"Nicht eine Sekunde. Ich finde auch, dass Brüderle sich nach wie vor entschuldigen muss. Es ist doch ein Wahnsinn, dass die FDP hingeht und von einer Kampagne gegen die ganze Partei spricht. Ich lache mich tot."
Dann hoffen wir auf rasche Auferstehung der Katholikin Anne Will, die natürlich auch zum neuen Heiligen Vater befragt wird:
"Man rühmt den neuen Papst für seine Bescheidenheit","
sagt sie.
""Mit dem Mann kann ich mich trotzdem nicht anfreunden, wenn ich lese, dass er homosexuelle Verbindungen für Teufelszeug hält."
In der NEUEN ZÜRCHER lesen wir zu diesem Thema anderes, fast frühlingshaft Hoffnungsfrohes.
"Angeblich will der neue Papst zwar nicht die Heirat zwischen Gleichgeschlechtlichen erlauben, aber doch zumindest ihre zivile Verbindung zulassen, wie er auch praktizierende Homosexuelle nicht mehr aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausstossen will."
Das schreibt der kolumbianische Schriftsteller Héctor Abad über den südamerikanischen Jesuiten auf dem Heiligen Stuhl.
"Die Jesuiten, die einst den Kern des lateinamerikanischen Konservativismus darstellten, stehen heute an der Spitze der kirchlichen Bewegung für Veränderungen und offene Diskussionen, auch in sozialen Fragen wie Armut, Gleichheit und Gerechtigkeit."
Den neuen Stil am vatikanischen Hofe würdigt die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG in ihrer Osterausgabe.
"Ein Kardinal, der eine Ausbildung zum Chemietechniker durchlaufen hat, bevor er aufs Priesterseminar ging, der zu Hause mit der U-Bahn fuhr, sich meistens sein Essen selbst kochte und Anhänger einer Fußballmannschaft mit proletarischer Tradition ist","
schreibt der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht,
""ein solcher Kardinal musste wohl erst einmal zu einem Papst werden, der nicht in dem für ihn ausgestatteten Palast wohnen möchte und der sehr direkt, ja einfach volksnah wirkt."
Der Papst wird noch die nächsten Wochen, wenn nicht Monate nach jedem öffentlichen Auftritt die Feuilletons heimsuchen – und da ist es gut, dass uns CHRIST & WELT, die Beilage der ZEIT, mit einem Papst-Abc auf die Sprünge hilft.
"Angelus","
ist einer der Begriffe, den der katholische Seelsorger Klaus Hamburger erklärt:
""Das Mittagsgeläut, auch das des Petersdoms, erinnert daran, auf welche Weise Gott die Menschen besucht. Der Engel grüßt Maria, bevor er ihr die Botschaft überbringt."
Das Mittagsgeläut!
"Ich gebe zu, dass ich die Lautstärke auch unterschätzt habe"," schrieb Ella Z. aus München an die Ratgeberspalte von CHRIST & WELT,
""aber zu klagen fände ich unangebracht."
Klagen gegen das Kirchengeläut wollen aber Nachbarn von ihr, die alle direkt neben einer Kirche wohnen.
"Es ist nachweislich so, dass das Glockengeläut anders wahrgenommen wird, wenn seine Bedeutung in den eigenen Alltag eingebaut wird","
antwortete die Ratgeberin, die Pastorin Petra Bahr, Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, in fast schon jesuitischer Verschlagenheit:
""Leben Sie doch mit den Glocken statt gegen sie. Halten Sie dreimal am Tag für eine Minute inne. Fragen Sie sich, was wirklich wichtig ist und was nur atemlos macht. Freuen Sie sich, dass die Glocken für Sie den Sonntag einläuten. Diese kleinen Unterbrechungen können manchen Yogakurs ersetzen."
Und teilen Sie Ihre Freude doch einfach mit den anderen Menschen. Das kann manche Psychotherapie ersetzen.
"Vielleicht sind die Deutschen weniger begabt darin, zu lächeln, nett zu sein, dem anderen den Vortritt zu lassen."
Das sagt im Interview mit der österlichen FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG Dieter Wollstein, der sich achtzehn Jahre lang im legendären Berliner "Café Einstein Unter den Linden" um die Gäste gekümmert hat, und nun in den Ruhestand geht.
"Ich bin sensibel. Wenn einer freundlich lächelt, bin ich voreingenommen."
Ich auch.